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analog rockt Brettspielrezensionen

Endeavor: Deep Sea

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 11 Minuten Lesezeit

Rettet die Meere

Es ist schon wieder einige Zeit her, dass ich mit Rosa von Frosted Games mein Interview hatte. Der Verlag hat einige Kracher in der Veröffentlichungspipeline und ist in letzter Zeit bei vielversprechenden Titeln Lokalisierungspartner geworden. Auch wenn ich sehr neugierig auf Earthborne Rangers und Too Many Bones bin, hat es mich diesmal in die Weltmeere verschlagen.

Wer den Autor Frank Schätzing zu schätzen weiß (sorry für das lahme Wortspiel), hat sehr wahrscheinlich auch die Bücher Limit oder Der Schwarm (wurde im März 2023 als ZDF-Mehrteiler ausgestrahlt) gelesen. Der zuletzt genannte Titel ist eine Mischung aus Öko-Thriller, Mystery und Science-Fiction-Roman. Neben der reinen Story hat mich die Tiefe und die ausgezeichnete Recherche zu dem Buch begeistert. Die Recherche-Arbeit hat Schätzing in einem sehr unterhaltsamen wissenschaftlichen Buch Nachrichten aus einem unbekannten Universum publiziert. Meiner Meinung nach ein extrem beeindruckendes Stück, dass irgendwo zwischen Trivialunterhaltung und wissenschaftlicher Arbeit anzusiedeln ist.

Ich will nicht ganz ausschließen, dass ich seitdem etwas empfänglicher für das Thema Ozeanographie bin. Frosted Games hat ein neues Spiel im Programm, dass nach der bereits erfolgreichen Crowdfounding-Kampagne im Mai 2024 auf dem deutschen Markt erscheinen wird – übrigens in Kooperation mit Board Game Circus, die unter anderem für Heimliche Herrschaft verantwortlich sind. Die Rede ist von Endeavor: Deep Sea. Dies ist keine Erweiterung von dem 2018 erschienen Endeavor: Segelschiffära, sondern ein eigenständiges Spiel.

Achtung: Die Bewertungen, Einschätzungen und Screenshots basieren auf der Version vom Tabletop Simulator, da das Spiel noch nicht erhältlich ist. Außerdem sind die Begriffe noch nicht eingedeutscht und werden eventuell anders heißen.

Steckbrief

  • Art: kompetitiv, kooperativ
  • Genre: Kennerspiel
  • Kern-Mechaniken: Tech Tree, Aktionspunkte, Workerplacement, Aktionswahl, Eurogame
  • Spielname: Endeavor: Deep Sea
  • Verlag: Frosted Games, Board Game Circus (Burnt Island Games)
  • Erstveröffentlichung: 2024
  • Autor: Carl de Visser, Jarratt Gray
  • Illustration: Fahed Alrajil
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Spieler*innen: 1 – 5
  • Dauer: 60 – 75 Minuten

Worum geht es?

Im Spiel Endeavor: Deep Sea geht es um die Erkundung des Ozeans und um die Initiierung von Umweltprojekten zum Schutz der Meere. Den Vorgänger Endeavor: Segelschiffära habe ich nicht kennengelernt. Thematisch geht es dort vor allem um die Erschließung von Handelsrouten und den optimierten Handel mit Ressourcen. Holt mich persönlich nur bedingt ab. Da spiele ich lieber das abstrakte Mondbasa (Skymines oder Mombasa). Deep Sea ist ebenfalls ein Eurogame allerdings mit ein paar schönen Kniffen.

Das Spiel geht über sechs Runden und zu Beginn wird erst einmal eine Mission ausgewählt. Auf dem Tabletop Simulator kann man zwischen drei Szenarien wählen in der Deluxe Version sind es nach meiner Recherche zehn unterschiedliche Missionen. Das Szenario wird mittels eigenem Tableau auf den Spieltisch platziert, enthält eine kleine Introgeschichte und unterscheidet sich hauptsächlich anhand der Siegbedingungen.

Mission 1: ganz rechts Siegbedingungen und großflächig eine extra Leiste für Punkte.

Endeavor lässt sich sowohl gegeneinander – also kompetitiv – als auch kooperativ spielen. In der kompetitiven Variante geht es schlicht darum mit den meisten Punkten das Spiel für sich zu entscheiden. In der kooperativen Variante liegen sieben Ziele aus. Je mehr Ziele das Team erfüllt, desto mehr haben wir für den Ozean und damit für das ökologische Gewissen getan. Abhängig von der Personenanzahl skalieren die Ziele im Übrigen. So kann man sowohl im Solo-Modus als auch im Spiel zu viert (bei der Deluxe-Version sogar zu fünft) an der gemeinsamen Strategie tüfteln.

Zentraler Ausgangspunkt aller Runden ist das eigene Spieltableau, dass mit vier Leisten oder Tech Trees ausgestattet ist. Je weiter oben (in dem Fall rechts) man die Leiste hinaufklettert, desto bessere Besatungsmitglieder*innen, mehr Aktionsscheiben oder U-Boote (= Worker) erhält man zu Beginn der Runde.

Das Spieltableau mit den vier Tech Tree Leisten.

Die erste Phase einer Runde ist die sogenannte Vorbereitungsphase (Preparation) und für alle identisch. Hier wählt man sich ein neues Crewmitglied aus einer Kartenauslagen aus. Diese bieten überhaupt erst die Möglichkeiten Aktionen auszuführen – vorausgesetzt man hat noch Aktionsscheiben zur Verfügung. Diese erhält man im zweiten und dritten Schritt der Phase. Im zweiten Schritt werden aus einem Beutel neue Scheiben gezogen und im dritten Schritt werden bereits ausgelegte Scheiben von Crewmitgliedern entfernt. Damit sind diese überhaupt erst wieder für die nächste Phase einsetzbar. Hier offenbart sich bereits der erste Konflikt mit den Leisten des eigenen Spieltableaus: Welches Mitglied man anwerben darf, wieviele Scheiben aus dem Beutel gezogen werden dürfen und wieviele Scheiben vor allem von den bereits ausliegenden Mitgliedern wieder entfernt werden dürfen, hängt von dem Fortschritt auf den Leisten ab. Man will einfach alles ganz rechts haben!

Die Mannschaft ist bereits ausgelastet. Keine weitere Aktion ist mehr für weiß spielbar.

Die zweite Phase ist die Aktionsphase. Im Uhrzeigersinn dürfen die Spielenden je eine Aktion abhandeln. Sprich eine der vorrätigen Aktionsscheiben auf ein freies Crewmitglied legen und die darunter abgebildete Aktion durchführen. Bei stärkeren oder aufgewerteten Mitgliedern können dies auch zwei Aktionen sein. Die Aktionen werden auf dem 5 x 5 Felder umfassenden Ozean durchgeführt. Abhängig von der gewählten Mission sind nur einige wenige Ozeanfelder auf dem Spielfeld vorhanden. Und nur dort, wo man mit dem eigenen U-Boot ist, dürfen Aktionen überhaupt ausgeführt werden. Zum einen ist es also wichtig, welche Aktionen die Crewmitglieder überhaupt zur Verfügung haben, zum anderen muss man mit dem eigenen U-Boot auch auf einer entsprechenden Ozeankarte sein und diese Aktion muss dort vorhanden sein. Klingt schlimmer als es ist. Wenn man nur ein bisschen plant, gerät man nur selten bis gar nichts in Stocken.

Ein sehr stark ausgebauter Ozean kurz vor Spielende. Zum Start gibt es oft nur drei bis vier Karten.

Dementsprechend sind einige der Aktionen bereits vorhersehbar. Zum einen gibt es die Möglichkeit neue Ozeane (mittels Sonar-Aktion) zu entdecken. Das führt zu einer weiteren Auslage von Ozeankarten. Die Person, die die Aktion ausführt bekommt in der Regel einen Bonus für das begehrte Voranschreiten auf den Leisten des Spieltableaus. Es gibt eine Bewegungsaktion, um die U-Boote auf dem Ozean zu platzieren. Ist man auf einer Ozeankarte angekommen, erhält man einen Ankommensbonus. Wieviele Felder, aber vor allem auch wie tief sich das eigene U-Boot in die Meerestiefe absenken darf, ist abhängig von der unteren Leiste auf dem Spieltableau.

Dann gibt es noch die sogenannte Tauchenaktion. Auf manchen Ozeanfeldern liegen Token aus. Mit einer Tauchaktion erhält man genau einen dieser Token, die in der Regel Forschungspunkte – eine Art Währung – enthalten. Diese wird für die beiden letzten Aktionen benötigt: Naturprojekte unterstützen (Sofortboni oder Steigerung der Leisten) oder Wissenschaftsjournale schreiben (Upgrade der Crewmitglieder oder Rundenboni). Für die beiden letzten Aktionen und die Sonar-Aktion benötigt man stets zwei Aktionsscheiben. Eine auf dem entsprechenden Crewmitglied und eine Scheibe wird auf der Ozeankarte platziert. Diese bleibt dort bis zum Spielende liegen und fließt nachher in die Endwertung ein.

Nach sechs Runden ist die Partie vorbei. In der Endabrechnung wird unter anderem der Fortschritt auf dem Spieltableau in den einzelnen Leisten gewertet, die Punkte durch die Missionskarten (meist durch Scheibenanzahl auf den Ozeankarten) und eventuelle Sondereffekte von der Crew zusammengezählt.

In den weiten des Ozeans können sich die Spielenden aus dem Weg gehen und eine eher solitäre Erfahrung machen. In der Praxis wird dies aber kaum gelingen. Zwar darf man mit beliebig vielen U-Booten auf einem Ozeanfeld stehen (schwimmen), aber die Anzahl an Aktionsmöglichkeiten oder Plättchen ist hingegen begrenzt. Außerdem braucht man hin- und wieder unbedingt genau das eine Feld, um in der nächsten Runde mehr Scheiben zu bekommen, ein besseres Crewmitglied anzuwerben oder oder. Wenn man ein bisschen plant, fühlt es sich nie so richtig nach einem Wegschnappen an. Schließlich kann man die Züge und Möglichkeiten der Mitspielenden zumindest grob erfassen, da man alle Aktionsmöglichkeiten einsehen kann. Ist man gerade allein in einem Ozeanfeld, kann man eh etwas sicherer fühlen und mindestens die nächste Aktion in relativer Ruhe nutzen.


Unboxing

Das „Unboxing“ kann sich nur auf das aktuelle Regelheft (Entwurf) und auf das Artwork im Tabletop Simulator beziehen. Auch wenn gerade noch an der Finalisierung gearbeitet wird, lässt sich das Spiel sehr gut erkunden.

Das aktuelle Artwork ist eher dunkel gehalten, aber mit poppigen Farben durchmischt. Dadurch entsteht weniger eine bedrückende Stimmung als vielmehr freudige Entdeckerneugierde. Abtauchen und Entdecken der vielen kleinen Details macht richtig Spaß.

Die Demo lässt sich mit dem Tabletop Simulator derzeitig noch ausgiebig testen. Auf dem dazu gehörigen Blogartikel von Frosted Games gibt es eine kleine Anleitung. Über die Kampagnenseite auf Gamefound kommt man noch an die englischen Regeln heran. Die Regeln sind bereits sehr klar geschrieben und es sind in unseren Testrunden kaum Fragen aufgekommen.

Die ganze Spielfläche mit all seinen Auslagen.

Endeavor: Deep Sea ist auf der Frosted Games Homepage in der Deluxe Version vorbestellbar. Ich habe es mit den Preisen auf der Original-Kampagnenseite auf Gamefound verglichen. Meiner Einschätzung nach könnt ihr über Frosted Games einige Euros einsparen und bekommt das Spiel zudem in deutscher Sprache. Wer unbedingt die englische Version haben möchte, kann diese nur über den Late Pledge ordern (noch nicht offen / Stand Juni 2023).

Aktuelle Einschätzung

kurz und knapp

Wenn ich jetzt Punkte vergeben müsste, würde es gute

analog rockt Meeple verdienen.

Thematisch finde ich die Unterwasserwelt solide umgesetzt, auch wenn es kaum narrative Elemente enthält. Es sind eher die Zeichnungen und die Spielmechaniken, die mich in den Ozean abtauchen und erkunden lassen. Die Aktionen sind recht schnell gespielt, sodass kaum ein Downtime-Gefühl aufkommt. Die Zufallselemente lassen das Spiel bei jeder Partie anders wirken. Das Material ist dabei aber nicht so umfänglich, dass man nicht nach wenigen Partien alle Karten und Tokens gesehen hat. Der Wiederspielwert und unterschiedliche Taktiken ergeben sich insbesondere aus den diversen Missionen oder auch dem kooperativen Modus. Über die Qualität der Komponenten lässt sich an dieser Stelle noch nichts sagen, aber die momentanen Grafiken sind bereits hervorragend. Der Spielspaß ist sowohl im kompetitiven als auch kooperativen Spielmodus gegeben.

Wer ein leichtes Kennerspiel sucht, bekommt mit Endeavor: Deep Sea ein gutes Spiel geschenkt mit zwei Spielmodi und abwechslungsreichen Missionen.

Was gefällt mir bislang gut Was gefällt mir bislang nicht so gut
Thema (Unterwasserwelt, Umweltschutz) interessiert mich persönlich Thema wäre austauschbar, auch wenn die Missionskarten leichte Flavourtexte für die Immersion bieten
Unterschiedliche Missionen, die unterschiedliche Lösungen und Vorgehensweisen haben Es ist nicht gänzlich solitär und man steht sich auch mal im Weg, aber theoretisch sind die Züge der anderen egal (mehr Spielende = mehr Chaos)
Gute Verzahnung zwischen den Spielmechaniken Einige Glückselemente (Ocean Boards mit Belohnung, Dive Tokens,…), zum Glück unaufdringlich
Man kann schöne Kombinationsmöglichkeiten und damit krasse Züge hinlegen
Downtime ist angemessen und stört nicht (jede Person macht immer einen Zug)
Kooperativer Modus macht Spaß und bietet eine willkommene Variante
Tolles Artwork

Boardgamegeek

Da viele von euch direkt auf BGG schauen, nehmen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Faktoren für dieses Spiel direkt auf (Stand Juli/2023). Achtung: alle Bewertungen basieren auf der Basis vom Tabletop Simulator, da das Spiel noch nicht erhältlich ist.

Ranking Weight
8.4 2.50

(c) Copyright Frosted Games

Grafik(en) und Bild(er) Tabletop Simulator (Steam-Demo)

Hintergrund-Logo Pixabay

Die Bewertungen, Einschätzungen und Screenshots basieren auf der Demo-Version vom Tabletop Simulator. Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider.


Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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