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analog rockt Brettspielrezensionen

Die September-Spiele 2023

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 6 Minuten Lesezeit

Im September war Horst auf einer privaten Brettspielverstaltung im Kurort Bad Sachsa. Klar konnte er sich da gut erholen, schließlich waren genug weitere Menschen da und haben eine riesige Auswahl an Brettspielen mitgebracht. Er war in Marrakesh und hat sich mit dem dortigen Handel beschäftigt. Leider konnte er das begehrte Flamme Rouge auf dem Fahrrad nicht ergattern. Dafür konnte er an einer Zeitreise mit Anachrony teilnehmen. Eigene Flugzeuge hat er bei PAN AM ge- und wieder verkauft. Irgendwie hat er es damit auch jenseits der Sonne geschafft (Beyond the Sun). Letztlich ist Horst aber auf dem Mars gelandet und da hat sich so einige Schicksalsschläge hinnehmen müssen.

Horsts Spiel

Es geht auf den Mars.

Es ist Mitte November während ich diese Zeilen nun vollende, aber es geht ja nicht wirklich um den konkreten Monat, sondern vielmehr um die gesammelten Eindrücke in der Spiel-Vergangenheit. In der Einleitung ist die Rede von On Mars aus dem Hause Skellig Games (beziehungsweise im Original von Eagle-Gryphon Games). Es ist ein Spiel von Vital Lacerda. Wer den Autor nicht direkt einordnen kann: Zu den Lacerda-Spielen gehören so etwas wie Vinos, The Gallerist, Kanban EV oder Weather Machine. Sagt euch immer noch nichts? Macht nichts. Auf Boardgamegeek sind seine Spiele stets über einer Komplexitätsskala jenseits der vier. Sie gelten aufgrund der hohen Verzahnung zu echten Expertenspielen und weisen meist eine extrem hochwertige Ausstattung und ein wunderschönes Artwork auf. Letzteres liegt daran, dass bei allen genannten Spielen Ian O’Toole Hand angelegt hat. Wer auf cleanes Design steht, wird Ian lieben.

Kommen wir nun aber zu On Mars. Wir haben damit an einem durchgespielten Samstagabend angefangen. Gegen 22:00 Uhr wurden die Regeln erläutert. Da dachte ich zum ersten Mal, oh ich bin alleine von der Regelerläuterung überfordert. Um 23:15 Uhr habe ich angeboten mich aus der Runde heraus zu ziehen, weil ich ehrlich gesagt nicht genau verstanden hatte, was ich tun muss, immer noch nicht alle Aktionen überblickt hatte und bei weitem nicht verstanden habe, wie sich diese untereinander bedingen. Ich habe nur gemerkt, dass sie untereinander verzahnt sind. Auch, dass man Züge im Voraus planen muss, um nicht kurze Zeit danach ohne Möglichkeiten dazu zu stehen. Klingt schlimm? Ja und nein.

Die Materialien sind erstklassig!

Wir haben nun doch gemeinsam (zu viert) begonnen. Ich will euch nicht mit den Regeln nicht überfrachten und bekomme ich auch nicht mehr hin. Aber ich möchte einige Highlights erwähnen. Das eine Highlight ist der “wo befinde ich mich gerade”-Effekt. Der Spielplan ist in zwei Teile unterteilt dem Mars und der Erde. Am Ende jeder Runde muss man sich entscheiden, auf welche Seite will ich fliegen bzw. bleiben. Das Spiel gibt die Rakete vor und wohin sie fliegt. Man kann sich bewusst azyklisch ausklinken (oder später mit erforschter Technologie auch selbst fliegen … das kennen wir doch bereits aus dem realen Leben). Warum sollte man dies tun. Auf jeder Seite gibt es unterschiedliche Aktionen. Kann man sich auf der Erde mit Ressourcen und neuen Technologien vollstopfen, benötigt man diese auf dem Mars um sich auszubreiten. Dieser Kniff hat mir schon sehr gefallen. Hat sich übrigens früh gezeigt, dass man lieber mitfliegen sollte bis man sich eigene Technologien hat, um sich selbständig fortzubewegen.

Die Tischpräsenz ist gewaltig … genau wie die verzahnten Mechaniken.

Die Mars-Seite ist die Endorphine-Ausschüttungsspielseite. Du machst eine Aktion, darfst dann auf der einen Leiste etwas höher gehen, dafür bekommst du Ressource und eine andere Aktion. Also führst du die noch aus. Oh, jetzt bist du hier auch über eine Schwelle gekommen oder auf einem Feld gelandet, für die/das es wieder etwas gibt. Ach Moment, dadurch lässt …. äh … bist du mit deinem Zug schon durch oder kann ich noch schnell die Extended Herr der Ringe Version schauen (natürlich alle drei Teile hintereinander). Ja klar entsteht downtime, aber es kommt einem gar nicht so vor, weil es auch faszinierend ist den anderen Engines zu zuschauen. Was bei dem Spiel allerdings nervig sein kann, ist wenn jemand lange überlegt, was die Person überhaupt für eine Aktion ausführen möchte.

Wir hatten um 02:00 Uhr entdeckt, dass wir doch noch einige teilweise gravierende Regelfehler hatten. Außerdem waren wir müde und irgendwie immer noch nicht wirklich weit im Spielgeschehen vorangekommen. Also haben wir uns für einen Abbruch entschieden. Ich war an dem Abend (frühen Morgen) echt recht platt und dachte mir “nie wieder zum Mars” (ausgenommen natürlich zum Terraforming Mars). Bei der angeregten Frühstücksdiskussion habe ich dann aber doch gemerkt, dass ich doch wieder Bock drauf hätte. Diesmal früher am Tag, bessere Regelerläuterung und mit mehr Energie. Haben wir leider nicht geschafft, aber es wird noch kommen.

Auch wenn wir die Reise abgebrochen haben, weiß ich, dass ich wieder kommen werde.

Mein erster Ausflug in die Lacerda-Welt war und ist heftig. Es ist ziemlich genau das, was ich erwartet hätte und noch ne gute Schippe mehr oben drauf. Seitdem bin ich nahezu süchtig, die Erfahrung zu wiederholen und diesmal besser in das Spiel zu gelangen. Nach viel Recherche bietet The Gallerist oder auch Vinhos ein wohl gefälligeres Spielgefühl an. Für mich steht aber fest, dass ich in jedem Fall einen Lacerda-Titel in meinem Schrank benötige. Hoffe sehr, dass ich dafür dann auch Mitspielende finde. Es ist definitiv nichts für Gelegenheitspielende. Selbst bei Vielspielenden sollte die Person eine gute Portion Frustationstoleranz mitbringen. Zwar habe ich eines meiner Spieleziele für dieses Jahr erreicht, aber es wird in jedem Fall der allgemeine Platzhalter “Lacerda” auch für 2024 wieder auf dem Programm stehen.

Da viele von euch auch direkt auf Boardgamegeek schauen, nehmen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Faktoren für dieses Spiel direkt auf (Stand Oktober/2023).

Ranking Weight
8.2 4.67

Mich hat das Spiel definitiv an meine Grenzen gebracht. Eindeutig der schwergewichtigster Klopper in meiner Spielhistorie. Wenn ich ganze Komplexitätspunkte vergeben müsste, würde ich On Mars fünf Punkte geben.


Grafik, Artikelfotos: analog rockt

Banner-Bild von WikiImages auf Pixabay

Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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