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analog rockt Brettspielrezensionen

Earthborne Rangers

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 7 Minuten Lesezeit

Auf der Seite von Frosted Games wird das Spiel hervorragend eingeleitet: „In einer fernen Zukunft, etwa 2000 Jahre nach unserer Zeit, lebt die Menschheit in einer geheimnisvollen Welt. Der Untergang der Erde stand kurz bevor – doch dann schafften es die Nationen der Erde, sich zusammenzuraufen und sich an die Rettung zu machen. Unser Planet wurde wiedergeboren und die Menschen leben wieder im Einklang mit der Natur. Auch wenn diese Natur anders ist, als die unsere. Bei Earthborne Rangers schlüpfen 1 bis 4 Personen in die Rolle von Rangern. Allein oder gemeinsam erkundet ihr eine offene Welt voll von faszinierenden Artefakten aus längst vergangenen Zeiten, eine majestätische Tierwelt und interessante Charaktere, mit denen ihr interagieren könnt. Entdeckt eine vielschichtige Geschichte voller Abenteuer, spannender Nebenquests und Geheimnisse! Die ganze Welt des geheimnisvollen Tals steht euch offen und reagiert auf euer Handeln!“

Das Spiel kann noch bis zum 06.12.2022 in der Vorbestellaktion für 99,- Euro gesichert werden. Bevor ihr direkt zur Bewertung scrollt: ich weiß selbst noch nicht, ob mir das Spiel gefällt. Daher kann ich euch nur meine erste Unsicherheit mitteilen.

Steckbrief

  • Art: kooperativ
  • Genre: Kennerspiel
  • Kern-Mechaniken: Storytelling, Deck-Building
  • Spielname: Earthborne Rangers
  • Erstveröffentlichung: 2023
  • Autor: Andrew Navaro
  • Illustration:
  • Alter: ab 12 Jahren
  • Spieler*innen: 1 – 4
  • Dauer: 90 bis 120 Minuten (je Ort)

Spielprinzip im Überflug

Das Spiel ist ein auf Karten basiertes Open-World-Spiel mit einem begleitenden Kampagnenbuch. Das Buch selbst erzählt die Geschichte in der Welt, stellt die Interaktion mit den vielen Charakteren dar und führt die Spielenden zu Entscheidungen hin.

Neben dem eigenen Kartendeck, wird die Welt durch allgemeine Karten beschrieben. Diese werden je Ort individuell zusammengestellt und stellen somit sicher, dass sich jeder besuchte Ort anders anfühlt. Zu den allgemeinen Karten gehören Wetterbedienungen, zufällige Umwelteinflüsse, die Proben erleichtern oder erschweren können wie auch Hindernisse, Tiere, Pflanzen, Nicht-Spieler-Charaktere (NSCs) und so weiter.

Jeder Charakter unterscheidet sich anhand des selbst zusammengestellten Kartendecks, aber auch anhand von vier Eigenschaften: Wahrnehmung, Souveränität, Fitness und Ruhe. Diese können einen Wert von eins bis drei aufweisen und werden über kleine Tokens ge-managed. Die Werte sind zum einen Voraussetzung für bestimmte Karten im eigenen Deck. Zum Beispiel kann ein Charakter mit einer Wahrnehmung von eins auch nur Karten, deren Voraussetzung Wahrnehmung kleiner als eins ist, enthalten. Zum anderen sind dies auch die Werte mit denen man Proben bestehen kann.

Die allgemeinen Karten verlangen oftmals eine Reihe an erfolgreichen Proben. Um einen Ort zu wechseln, muss der aktuelle Ort beispielsweise durchquert (Probe Durchqueren) werden. Im Prinzip muss man dafür nur einen der wenigen Tokens ausgeben. Die Probe (oder die Erfolge) lassen sich mit der Ablage von Handkarten verstärken. Auf den Handkarten sind in der linken oberen Ecke Symbole abgeben. Proben geben eine der vier Eigenschaften und zusätzlich zu investierende Symbole an. So kann man die spärlichen Eigenschaftswerte noch aufpimpen. Ohne übrigen Token auf der Eigenschaft, lässt sich die entsprechende Probe allerdings nicht mehr durchführen. Daher ist gutes Haushalten gefragt, sonst muss man frühzeitig rasten (= passen).

Die Proben werden dann über eine zu ziehende Umweltkarte beeinflusst. Diese haben die vier Eigenschaften abgedruckt und sind mit Werten von -2 bis +2 versehen. Im besten Fall bekommt man also zusätzliche Power für die Probe. Im schlimmsten Fall misslingt diese. Es gibt noch vieles, vieles mehr zu beachten. Aber für eine erste Übersicht soll es reichen.

Railroading?

Es gibt Stories, die den Figuren eine Handlung und Entscheidungsfreiheit vorgaukeln, aber trotzdem ziemlich linear verlaufen. So etwas nennt sich Railroading. Earthborne Rangers ist das krasse Gegenteil. Es gibt zwar Hauptquesty und viele Nebenquests, aber die müssen erst einmal mittels Interagieren mit dem Ort gefunden (= Karte gezogen) werden. Ob ihr nun Quests angeht oder nicht: liegt an euch. Welche und in welcher Reihenfolge: liegt an euch. Wollt ihr dem einen oder dem anderen Charakter helfen: liegt an euch. Wollt ihr den Ort zu Ende erkunden oder weiterziehen: liegt an euch. Wollt ihr eine Spielpause machen oder weiterspielen: liegt an euch.

Earthborne Rangers wirkt wie ein gigantischer Herr der Ringe-Film in der Super-Directors-Cut-Long-Version. Die bislang erlebten oder gesehenen Aufträge sind allesamt liebevoll ausgestaltet und sehr unterschiedlich. In einer Nebenquest benötigt ein Koch dringend ein paar Kräuter. Um uns als Ranger zu beweisen, müssen wir in einer Hauptquest erst einmal Brot durch das Land transportiert bekommen. Es geht aber auch schon schnell zur Sache. So stolpern wir in einen Disput von zwei NSCs und müssen nun entscheiden, wenn wir unterstützen wollen. Erfolge von Questen werden in einem Kampagnenbuch verwaltet. Ähnlich wie bei Tainted Grail hat dies Einfluß darauf, wenn wir einen Ort oder NSCs erneut besuchen respektive treffen. Somit haben unsere Proben und Entscheidungen einen direkten Einfluß auf das weitere Spielgeschehen.

Bewertung

kurz und knapp

Das Spiel lässt mich etwas verwirrt zurück. Auf Messen habe ich mir einmal die Regeln und das Spielprinzip erklären lassen. Mittlerweile habe ich es auf der Berlin Con und der SPIEL´22 selbst zweimal (an-)gespielt – einmal zu Zweit und einmal zu Dritt. Ich habe zwei Let‘s-Plays gesehen. Darunter dazu das zu letzt von Frosted Games selbst aufgenommene Video.

In keiner meine Runden gingen die Partien komplett flüssig von der Hand. Es brauchte immer jemanden vom Frosted Team zur Regelerklärung, zur Regelerinnerung, zum Story erzählen oder zur Erläuterung, welche Optionen wir eigentlich gerade haben. Das mag daran liegen, dass das Spiel sich noch im Prototyping befindet. Allerdings wirken manche Karten unheimlich überfrachtet. Symbole oben links, Ausspiel-Kosten, Lebenspunkte, Kartenname, der berücksichtigt werden muss, Karteneigenschaften wie Beute, Raubtier, o.ä., Flavour-Text, Sondereigenschaften, Reaktionen auf unterschiedliche Umwelteinflüsse. Ich hatte stets das Ungute Gefühl, habe ich etwas vergessen oder habe ich die Karte richtig interpretiert?

Leider gibt es noch kein Regelwerk zum Download,um einen Einblick zu erhaschen, inwiefern die Regeln gut geführt sind.

Aber es gibt auch viel Licht. Tolles Setting, tolle Story, krasse Entscheidungsfreiheit (wer darauf steht), gelungene Interaktionen mit Ort und Figuren. Da steckt eine Menge Potential drin.

Ich bleibe weiter am Ball und hoffe darauf bald einen Einblick in die Regeln erlangen zu können. Bilde mir ein, dass ich mittlerweile bereits gut Anleiten könnte. Wenn ihr also interessiert an dem Spiel seid, verfolgt gern meine weiteren Posts dazu.

Tolles und innovatives Thema

Interessante Mechanik mit den Umwelt-Einflußkarten

Viel Entscheidungsfreiheiten und gelungene Interaktionen mit Orten und Figuren (muss man natürlich mögen)

Die Regeln scheinen schwer zugänglich

Teilweise sehr überfrachtete Karten, die die Optionen unübersichtlich gestalten.

Orte zu verlassen, kann sehr lange dauern und in einer Probenschlacht enden.

Punkte

Sorry, es ist noch zu früh, etwas zu sagen. Es ist in jedem Fall ein interessantes Spiel und wird keine komplette Enttäuschung darstellen. Dafür ist alleine das Artwork viel zu hübsch und das Thema zu packend. Aber sind es zwei Meeples oder drei oder vier? Keine Ahnung…daher gibt es bis auf weiteres nur ein:


(c) Copyright, Grafik(en) und Bild(er) Frosted Games

Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider.

Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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