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analog rockt Brettspielrezensionen

Mondbasa: Skymines und Mombasa

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 13 Minuten Lesezeit

Das fliegende Klassenzimmer aus dem Jahr 1973 mit solchen Größen wie Joachim Fuchsberger oder Heinz Reincke wird wohl immer weniger Menschen etwas sagen. Mich hat der Film und die Geschichte geprägt und ich habe kaum eine Chance ausgelassen, den weit vor Streamingangeboten auf den drei primären deutschen Sendern sehen zu können. Warum ich gerade an den Film denken muss? Am Ende macht die gesamte Klasse eine Reise nach Mombasa.

Skymines vs Mombasa: die Schachteln.

Die Bedeutung von Mombasa ist auch heute noch für Kenia ungebrochen. Leider war die Region auch vom Kolonialismus stark geprägt und damit ein eher fragwürdiges historisches Ereignis. Das Expertenspiel Mombasa spielte in der Zeit des Kolonialismus. Auch wenn nicht offensichtlich, ging es um die Expansion von Unternehmen und damit der systematischen Ausbeutung der Bevölkerung. In dem Regeltext wird sich bereits in der Einleitung kritisch mit dem Thema Kolonialismus auseinander gesetzt. Trotzdem bleibt das Setting, was es ist. Das führte unter anderem dazu, dass das Spiel schon seit längerem nicht mehr erhältlich ist. Wie es sich für ein gutes Eurogame gehört, ist das Thema allerdings austauschbar. Von daher geht es weg von Kenia und auf zum Mond. Hier können wir noch keinen grünen Aliens auf den Kopf herumtanzen und beschäftigen uns von daher mit der Ausbreitung von Unternehmen auf dem Trabanten. Inhaltlich hat sich bei Skymines von Pegasus Spiele kaum etwas verändert, so dass die Rezension gleichwohl für beide Spiele gelten kann. Daher machen wir doch einfach ein Mondbasa draus. Unabhängig vom gewählten Setting, solltet ihr unbedingt einen tieferen Blick in das Spiel werfen. Es ist wirklich gut!

ⓘ Der ausführliche Beitrag ist bei Teilzeithelden erschienen. Daher sind hier nur die Essentials zusammengefasst. Ihr könnt erfahren, warum ich auch ein Teilzeitheld bin. Alle meine dort erschienen Artikel findet ihr in der Übersicht. Lesen meines Teilzeithelden-Artikels macht natürlich immer noch Sinn. Zum einen habe ich dort eine wirklich tolle Einleitung geschrieben, der gesamte Text ist hervorragend lektoriert und das Spielprinzip detaillierter umrissen.

Steckbrief

  • Art: kompetitiv
  • Genre: Expertenspiel
  • Kern-Mechaniken: Worker Placement, Area-Control, Hand Management, Action Queue
  • Spielname: Skymines (Mombasa)
  • Verlag: Pegasus Spiele (eggertspiele)
  • Erstveröffentlichung: 2022 (2015)
  • Autor: Viktor Kobilke, Alexander Pfister
  • Illustration: Javier González Cava
  • Alter: ab 12 Jahren
  • Spieler*innen: 1 – 4
  • Dauer: 75 – 150 Minuten

Spielprinzip

Wie bei Eurogames oftmals üblich, geht es auch bei Skymines darum, möglichst viele Siegpunkte bis zum Spielende einzusammeln. Dazu haben bis zu vier Spielende sieben Runden Zeit.

Der gesamte Spielplan von Skymines.

Zum Spielbeginn hat jede Person die gleiche Anzahl und Ausprägung von Karten auf der Hand. Abhängig vom Ausbaugrad des eigenen Spieltableaus können in der Regel drei (später bis zu fünf) Karten unterhalb des Tableaus ausgelegt werden, die die Aktionsbasis für die aktuelle Runde bilden. Mit den Aktionen können neue Karten vom Markt erworben werden. Diese verbessern das Deck. Es können Bewegungen auf vier unterschiedlichen Unternehmensleisten vorgenommen werden. Diese bieten zum einen passive oder aktive Verbesserungen (beispielsweise mehr Ressourcen, bessere Umtauschmöglichkeiten oder ähnliches). Zum anderen wird der Fortschritt auf der Leiste in der Endabrechnung als Multiplikator für entsprechende Ausbreitungen des Unternehmens auf der zentralen Karte ausschlaggebend. Damit wären wir auch bei dem Area-Control-Mechanismus. Hier lassen sich die vier unterschiedlichen Unternehmen auf der Mondkarte platzieren. Dadurch bekommt man sofort unterschiedliche Ressourcen oder Einmalboni. Als letzte Kartenaktion lassen sich noch Leisten auf dem Spieltableau jeweils die linke oder rechte Seite verbessern. Dies ist in der Regel für Siegpunkte relevant, aber es wird auch jeweils ein weiterer Slot für die Ablage von Aktionskarten frei, sodass man bis zu fünf Aktionskarten in einer Runde auslegen darf. Am Ende der Runde werden die gespielten Aktionskarten von dem unteren Slot zu dem oberen Slot geschoben. Vorher darf man sich aber die oberhalb liegenden Karten von einem Slot wieder zurück auf die Hand nehmen. Es ist also wichtig ein paar Züge im Voraus zu planen, sodass nicht alle wichtigen Karten gnadenlos über alle Slots verteilt sind, sondern möglichst gebündelt in einer Spalte liegen.

Auf dem eigenen Tableau kann man unten die Aktionen planen.

Zu guter Letzt gibt es noch die Möglichkeiten, Sonderaktionen auszuführen. Dafür haben alle Spielenden einige Marker zur Hand, um die Aktionen in der Runde zu besetzen. So kann man sich unter anderem den Startspielmarker, plus eins auf Ressourcen oder eine zusätzliche Aktion für die nächste Runde ergattern. Im allerersten Moment kann die Vielfalt an Aktionen, Feldern und zu berücksichtigten Voraussetzungen überfordernd wirken. Spätestens nach zwei Runden ist die Mechanik und die komplette Vielfalt in Fleisch und Blut übergegangen. Das macht das Spiel insbesondere bei späteren Partien so attraktiv. Hat man einmal die Regeln verinnerlicht, ergibt sich der Rest von selbst. Für ein Expertenspiel entsteht dabei eine unglaublich schöne Dynamik.

Mit etwas Übung lässt sich auch erkennen, ob eine Person droht davon zu preschen. Ein erstes Indiz dafür ist meist das alleinige Voranschreiten auf einer der vier Unternehmensleisten. Sind die anderen Spielenden auf Zack, können sie das Leben dort extrem erschweren und einiges an Hürden in den Weg legen. Auch wenn es keine direkte Interaktion gegeneinander gibt, lassen sich die Verhältnisse auf dem Spielbrett in die eine oder andere Richtung lenken.


Unboxing

Die Materialien sind bei beiden Titeln grundsätzlich in Ordnung. Während Mombasa noch mit einem deutsch- und englischsprachigen Regelheft ausgeliefert wird, reicht bei Skymines selbstverständlich das deutsche Heft aus. Sprachlich und auch vom Aufbau nehmen sich die Regelhefte leider nicht viel. Man muss sich schon durch eine ordentliche wall-of-text durcharbeiten.

Viele Symbole: die jeweils unteren haben dieselbe Bedeutung wie deren oberes Pendant.

Bei Skymines wird das gesamte Spiel in ordentlichen Papierboxen ausgeliefert. Die darf man sich beim Auspacken noch zusammenbauen. Das klappt so hervorragend, dass ich mir das mittlerweile bei jedem Spiel wünsche. Es sieht auch noch klasse aus, da die Kästchen in Summe noch das Titelbild ergeben. Bei Mombasa fliegt alles in Tütchen eingepackt wild durch den Karton. Hier muss man noch selbst Hand anlegen – zum Beispiel in Form von guten 3d-Inlays.

Anders sieht es in der Farbgestaltung aus. Mombasa ist in erdigen Tönen gehalten. Es lässt sich aber alles klar voneinander abgrenzen und auch die Rohstoffkarten sind klar voneinander zu unterscheiden. Skymines ist in den Pastelltopf gefallen. Alles ist mit einem lilafarbenen Flair überzogen. Die Rohstoffkarten sind schwer zu unterscheiden. Überall sind gleiche Zahlen mehrfach auf den Karten aufgedruckt. Außer viel Verwirrung bringt es keinen Mehrwert. Besonders ärgerlich geht es auf dem Spielbrett bei Skymines weiter. Es gibt zu jedem Belohnungsfeld ein Symbol, was man bereits aus anderen Spielelementen kennt. Zusätzlich wurde aber noch ein weiteres Symbol dazu gepackt, dass es nur in dem mittleren Bereich gibt. Gerade bei Feldern, wo es vielleicht sogar drei Belohnungen gibt, sieht man sich sechs Symbolen gegenüber. Das dauert einiges an Erklärungen für Neulinge.


Bewertung

Nach meinem Dafürhalten wird das Thema von Eurogames-Liebhaber*innen oftmals als Nebensächlichkeit erachtet. Dies kann man bei den austauschbaren Settings von Mondbasa zu Recht behaupten. Trotzdem kommt natürlich Spannung auf.

In Punkte Mechaniken, Wiederspielwert und Strategie werdet ihr mit beiden Kandidaten auf echte Expertenkracher stoßen. Es gibt unterschiedliche Wege zum Ziel, jede Runde kann man etwas anderes machen und keine Partie gleicht der letzten. Die Spielmechaniken sind hervorragend verzahnt und es entsteht ein witziges Area-Control-Geschiebe auf dem Brett. Das Hauptaugenmerk liegt auf der ausgefeilten Aktionsauswahl, die ein Vorausplanen unabdingbar machen. Grandiose Umsetzung.

Während Mombasa optisch leicht gealtert wirkt, ist Skymines mit seinem pastellfarbenen Look extrem gewöhnungsbedürftig. Grundsätzlich sind die Materialen und Karten in beiden Spielen gut.

Mombasa und Skymines sind bis auf unwesentliche Abweichungen die gleichen Spiele. Klar bei Skymines gibt es zusätzlich noch eine Art Kampagnenmodus mit einer Rückseite und einen Solomodus, aber das rechtfertigt nicht den Kauf eines neuen Spieles. In Mombasa geht es um die Kolonialisierung, auch wenn ich finde, dass bereits im Regelheft eine sensible Abgrenzung zu dem Thema gefunden wurde. Unter dem Strich sind es für mich zwei (oder ein) exzellente Expertenspiele. Ich kann mich bei Skymines einfach nicht an das bunte, pastellfarbene Artwork, die Überhäufung mit redundanten Zahlen und unnützen Symbolen gewöhnen. Sehr schade. Ich werde daher Mombasa in meinem Schrank belassen und neuen Mitspielenden erklären, wie ich zur Kolonialisierung stehe. Vielleicht erzähle ich auch gar nichts zum Thema und wir genießen einfach nur das gute Spiel. Egal, wofür ihr euch entscheidet: Mondbasa sollte in euer Regal einziehen!

Chemikeri-n und Forscher-Karten.

Punkte

  • Thema: 2
  • Mechanik: 4
  • Wiederspielwert: 4
  • Strategie: 4
  • Qualität: 3
  • Spielspaß: 4

Gesamtwertung 4 (3,5)

Boardgamegeek

Da viele von euch auch direkt auf BGG schauen, nehmen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Faktoren für Skymines (Mombasa) direkt auf (Stand April/2023).

Ranking Weight
8.1 (7.9) 3.81 (3.90)

© Copyright Pegasus Spiele, eggertspiele

Quelle für das Titelbild Pixabay

Grafik(en) und Bild(er) von Horst Brückner

Skymines ist ein Rezensionsexemplar. Mombasa habe ich selbst erworben. Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider.


Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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