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analog rockt Brettspielrezensionen

A Game of Thrones B’Twixt

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 7 Minuten Lesezeit

Die Bücher Das Lied von Feuer und Eis von George R.R. Martin habe ich verschlungen. Ich gehöre noch zu denen, die erst gern die Bücher lesen und dann die Filme oder die Serie schauen. Bei Game of Thrones wirft das gewisse Steine in den Weg. Die TV-Serie ist abgedreht und komplett veröffentlicht. Die Bücher enden mehr oder weniger in der fünften von acht Staffeln. Lange Zeit habe ich mich geweigert, die Serie zu schauen. Nachdem ich das Spiel auf den Tisch zur Rezension bekomme habe, ging es nicht mehr anders. Mein Widerstand war gebrochen und ich suchte die TV-Serie weg. Ich bin nun in Staffel sechs und damit über die Grenzen der Bücher hinweg gekommen. Demnächst weiß ich also auch endlich mehr. Wozu ich aber eine Menge mitzuteilen habe, ist zu dem Spiel A Game of Thrones B’Twixt in Deutschland bei Asmodee herausgekommen.

Die Original-Rezension wurde im Rahmen meiner Autorschaft bei Teilzeithelden veröffentlicht. Da es sich hier nur um eine gekürzte Fassung handelt, erscheint sie in der Kategorie abgespeckt.

Steckbrief

  • Art: kompetitiv, semi-kooperativ
  • Genre: Kennerspiel
  • Kern-Mechaniken: Kartenspiel, Bluffen, Bieten
  • Spielname: A Game of Thrones B’Twixt
  • Verlag: Asmodee / Fantasy Flight Games
  • Autor: Brad Andres und Frank Brooks
  • Illustration: Borja Pindado
  • Alter: 14+ (lt. Verlag)
  • Spieler*innen: 2 – 6
  • Dauer: ca. 90 Minuten

Spielprinzip

Den Ablauf des Spieles im Detail könnt ihr gern auf meiner bereits oben verwiesenen Rezension bei Teilzeithelden nachlesen. Daher hier nur ein paar grobe Punkte zum Spielprinzip.

Die Handlung spielt im Kosmos von Game of Thrones. Es geht darum, dass ihr genügend Verbündete für den Kleinen Rat zusammen stellen müsst, um das Spiel zu gewinnen. Die Verbündeten könnt ihr mit euren Handkarten ersteigern. Dazu darf jede Person reihum eine Handkarte zum Bieten offen auslegen. Die Handkarten haben alle noch Sondereffekte. Zum Beispiel darf man den Notfallplan wieder zurück auf die Hand nehmen, wenn man das Gebot nicht erhalten hat. Wenn alle gepasst haben, werden die gebotenen Punkte verglichen und der*diejenige erhält die Verbündeten-Karte.

Auch die Verbündeten-Karten haben Effekte. Diese unterscheiden sich hinsichtlich ihres Typs in Effekte, die während der Gebotsphase relevant sind (zum Beispiel nur grüne Handkarten dürfen angelegt werden) oder die nach der Gebotsphase eintreten (töte einen beliebigen Verbündeten in einem beliebigen Rat).

Die Person, die die Verbündeten-Karte ersteigert, legt diese zwischen sich und einem Nachbarn. Beide partizipieren am Ende von der Gesamtwertung. Damit kommen wir zu einer der ersten Schwächen: Die Anleitung erläutert die Sieg-Bedingung so miserabel, dass man erst nach der ersten Partie und unter realen Werteermittlungen herausfindet, wie es funktioniert. Dabei ist es nicht so schwer: Alle ermitteln den Stapel mit dem geringsten Wert links und rechts von sich. Dieser wird als Der kleine Rat bezeichnet. Von den Spielenden gewinnt die Person mit dem höchsten Wert des kleinen Rates.

Es gibt aus meiner Sicht viele weitere Punkte, die den Spielspaß massiv trüben.

Die Handkarten sind ähnlich, wie man es aus Love Letter Spieler kennt, mehrfach vorhanden. Es gibt dabei nur knapp 10 verschiedene Karten. Es gibt zwar noch einige Sonderkarten, die dazu gemischt werden können (und sollten). Heißt leider auch, dass man den Großteil der Karten bereits nach dem ersten Verbündeten-Gebot gesehen hat. Spätestens nach dem zweiten Verbündeten gibt es keine Überraschungen mehr. Die Abwechslung gerade bei dem Hauptelement ist also kaum gegeben.

Hinzu kommt, dass man auch etliche Runden spielt. Nicht umsonst ist das Spiel auf der Verpackung mit realistischen 90 Minuten angegeben. 90 Minuten die gleichen Handkarten sehen, da kann ich mir deutlich Spannenderes vorstellen. Von den Verbündeten gibt es hingegen zahlreiche Karten, so dass hier nicht so schnell Langeweile aufkommen sollte. Aber trotzdem steigern die Verbündeten nicht den Wiederspielwert, der würde eher durch eine reichhaltige Variation an Handkarten entstehen.

Das Artwork ist objektiv betrachtet schön. Für ein Lizenzspiel der gleichnamigen TV-Serie finde ich es aber enttäuschend, dass man auf den ersten Blick bei Cersei nicht sicher sein kann, ob nicht vielleicht Danerys gemeint ist. Das Artwork passt fairerweise zu anderen GOT-Ablegern, aber deswegen ist es immer noch nicht nah an den Serien-Protagonisten.


Bewertung

Selten hat mich ein Spiel auf so vielen Ebenen enttäuscht. Es ist viel lang und bietet dabei viel zu wenig Abwechslung. Das liegt insbesondere an den sich wiederholenden Handkarten. Die Spiellänge wird sogar im Regelheft problematisiert und es werden Möglichkeiten offenbart, das Spiel schneller zu machen. Leider nicht durch neue Mechaniken, sondern durch Marker auf der Zeitleiste vorschieben. Befürchteten die Autoren bereits, dass Langeweile aufkommen könnte?

Enttäuscht bin ich auch über das Artwork. Bei einem Lizenzspiel erwarte ich, meine Lieblingsprotagonisten naturgetreu vorzufinden. Der Glücksfaktor beim Kartenziehen ermöglicht wenig taktische Tiefe und nur ein Micro-Management. Schade auch, dass das Regelheft eigentlich gut ist, aber in der entscheidenen Passage über die Sieg-Ermittlung extrem schwächelt. Selbst das ausgewählte Beispiel erläutert einen Sonderfall und nicht den Normalfall.

Ich bin mir auch über die Zielgruppe nicht sicher. Die Kartentexte deuten auf Kennerspiel hin. Familienspieler*innen werden sehr wahrscheinlich aussteigen. Daher bleibt es für mich primär ein Spiel für Game of Thrones-Fan. Das ist also solches erst einmal nicht verwerflich, aber von der Spielmechanik würde ich deutlich mehr erwarten.


Punkte

  • Thema: 2 von 5
  • Mechanik: 1 von 5
  • Wiederspielwert: 2 von 5
  • Strategie: 2 von 5
  • Qualität: 3 von 5
  • Spielspaß: 1 von 5

Gesamtwertung 1,8 von 5

Einzelsession oder Wiederholungstäter? Einzelsession

Einsteiger-Freundlichkeit? nein

Rating 1 von 5 Meeple
Rating 1 von 5 Meeple

Das Rezensionsexemplar wurde Teilzeithelden freundlicherweise von Asmodee zur Verfügung gestellt. Die Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden.


Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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