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analog rockt Brettspielrezensionen

Great Western Trail

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 7 Minuten Lesezeit

Mondbasa (Skymines und Mombasa) von Alexander Pfister ist eines meiner absoluten Lieblingsspiele. Ich liebe den Auswahlmechanismus und die Spannung in der letzten Spielrunde, wenn die Spielenden noch einmal alles Abfeuern was geht. Es ist schon des Öfteren passiert, dass der Spielplan in der Mitte in der letzten Runde gleich mehrfach das Machtgefüge verändert. Mondbasa macht so vieles richtig und so vieles dafür, dass der Wiederspielwert hoch bleibt.

Ähnliches hatte ich von Great Western Trail erwartet. Für viele ist es der beste Pfister-Titel. Umso größer meine Freude, dass ich es neulich anspielen durfte. Es handelt sich bei dieser Rezension um die erste Edition und ohne jegliche Erweiterung. Ich habe keine Vergleichswerte zu der überarbeiteten zweiten Edition oder den beiden neuen Titeln Argentinien und Neuseeland.

Steckbrief

  • Art: kompetitiv
  • Genre: Expertenspiel
  • Kern-Mechaniken: Deck-Builiding, Set Collection
  • Spielname: Great Western Trail
  • Verlag: eggertspiele
  • Erstveröffentlichung: 2016
  • Autor: Alexander Pfister
  • Illustration: Andreas Resch
  • Alter: ab 12 Jahren
  • Spieler*innen: 2 – 4
  • Dauer: 75 – 150 Minuten

Worum geht es grob?

In Great Western Trail (oder in Kurzform GWT) schlüpfen wir in die Rolle eines Farmers, der sich um den Kauf und Verkauf von Rindern kümmert. Spieltechnisch bewegt man dafür die eigene Figur von der unteren rechten Spielplanecke bis zum oberen linken Spielplanecke. Dies kann man beliebig oft machen, bis in einer Seitenleiste eine gewisse Anzahl an Arbeitenden aufgedeckt wurde. Die Arbeitenden sind Cowboys mit denen man neue Rinder (= Karten) erwerben kann, Bauarbeitende mit denen man auf der gesamten Wegstrecke Gebäude für Aktionen errichten kann und Ingenieure für das Bewegen einer Lokomotive um den Spielplanrand. Mit Hilfe dieser lassen sich Siegpunkte erwerben und den Kauf der Rinder leicht optimieren.

Startaufbau: Jetzt heißt es Rinder von unten rechts nach oben links zu treiben.

Hauptspielelement sind allerdings der Erwerb der prächtigen Rinder. Man hat ein Kartendeck mit schlechten Rinder, dass man mit dem zusätzliche Erwerb weiter aufblähen möchte. Nach dem „Verkauf“ landen alle Rinder wieder im Deck. Man hat auf dem Spielplan entweder die Möglichkeit das Deck möglichst schnell abzuarbeiten und so preiswerte Rinder schneller auf den Ablagestapel zu bringen oder das eigene Spieltableau ausbauen und eine Sonderaktion zum Abwerfen der Rinder freizuschalten. Für jede so dauerhaft abgeworfene Karte muss man zwar mit der Lokomotive ein Feld zurück gehen, aber das ist zu verschmerzen.

Selbstverständlich ist auch der Spielplan wichtig für die Mechanik, da man dort schließlich von unten nach oben durchreisen muss, um die Rinderherde (also die Handkarten) zu verkaufen und dafür frisches Geld in die Taschen zu bekommen. Diese Tatsache führt allein dazu, dass das Spielfeld irgendwann nur noch durch-gerushed … also extrem schnell von unten nach oben gewandert wird. Auf dem Plan selbst lassen sich eigene Gebäude errichten, die preiswerten bringen geringe Siegpunkte. Die eigenen und öffentlichen Gebäude benötigt man, um überhaupt Aktionen durchführen zu können. Außer der Bewegung lassen sich sonst alle wichtigen Tätigkeiten mit Hilfe der Plättchen durchführen.

In dieser ersten Partie von mir, musste ich erkennen, dass es gar nicht so wichtig war Gebäude zu bauen. Alex – der Grübler – hat nur ein einziges Gebäude gebaut und sowohl Nils auch als mich gnadenlos in die Fleischtheke abserviert.

Unboxing

Optisch war ich etwas enttäuscht. Die vielen Icons waren am Ende sehr verwirrend und auch nicht unbedingt selbstsprechend. Nach kurzer Erläuterung, war es dann ersichtlich, aber manchmal einfach viel zu klein. Die Spieltableaus waren dünne „Blätter“. Würde man heute ganz sicherlich als Double-Layer-Board machen. Vor allem, weil dies so stark ausgebaut werden will. Ist in der neuen Version auch entsprechend berücksichtigt worden.

Die Zugleiste bringt Siegpunkte, Sondereffekte und macht den Kuhhandel erst lukrativ.

Schon ähnlich wie bei Skymines ist das Regelwerk eher nüchtern aufgemacht. Es mangelt in der ersten Edition an ausreichend Bildmaterial und es gibt leider auch keine Spielhilfe oder eine Darstellung aller Symbole. Sonst hat das Spiel sehr stimmige Bilder sowohl auf den Karten, den Arbeitenden als auch auf dem Spielplan selbst. Mich hat es sofort abgeholt und ich war schon während meiner ersten Runde in dem weiten wilden Westen abgetaucht und habe Feuerwasser zum Zähneputzen genutzt.

Aktuelle Einschätzung

kurz und knapp

Wenn ich jetzt Punkte vergeben müsste, würde es eher analog rockt Meeple erhalten. Thematisch hat es mir richtig Spaß gemacht in die Rolle des Rinderbarons zu schlüpfen, Cowboys einzustellen und die Herde auf dem Viehmarkt zu verkaufen. Hätte ich gar nicht erwartet, weil es optisch eher so mässig ist. Die Ikonographie finde ich persönlich gewöhnungsbedürftig, aber ich kenne die Neuauflage auch nicht.


Was mich aber wirklich wenig abgeholt hat, war der Zug zum Tor. Alex hat es grandios gemeistert als erster Spieler an die günstigen Helfer zu kaufen, die teuersten Rinder zu bekommen und ist dann nur so über den Spielplan geflitzt. Immer und immer wieder. Dadurch konnte er rasch sein Spieltableau optimieren und lästige Karten entsorgen. Dies führte zu einer weiteren Spirale. Die letzten fünf Male ist er mit zwei bis drei Zügen über den Plan gelaufen und hatte immer mit dieselben Handkarten über 18 Verkaufspunkte (= der spannendste Grenzwert) in peto. Schon einige Runden davor war fast klar, dass er gewinnen würde. Aber als dann die wilde Jagd über den Spielplan stattfand, zog sich das Spiel noch gute 45 Minuten. Eine qualvolle und sehr unbefriedigende Niederlage.

Allein, dass es möglich ist, die anderen beiden Spielenden so stark abzuhängen, war schlicht weg deprimierend. Klar würde ich es noch einmal spielen, schließlich weiß ich nun auch, was wichtig ist. Aber eher würde ich mir die beiden anderen Versionen (Argentinien oder Neuseeland) anschauen. Das Spielprinzip ist bei allen drei Titeln recht ähnlich, ob bei allen dieser übertriebene Durchmarsch möglich ist, weiß ich nicht. Bis ich nicht diesen Gegenbeweis gesehen habe, brauche ich es nicht in meiner Sammlung.

Was gefällt mir bislang gut Was gefällt mir bislang nicht so gut
Schöne Verzahnung Je später man dran ist, desto mehr ist weg. Wenn Fortuna dann noch gegen einen kämpft, ist es nicht so doll
Thema ist erstaunlich gut Rushen wird belohnt
Es ist einfach zu lernen Gewinner*in kann schnell feststehen und das Spiel dauert noch an

Boardgamegeek

Da viele von euch auch direkt auf BGG schauen, nehmen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Faktoren für dieses Spiel direkt auf (Stand Oktober/2023).

Ranking Weight
8.2 3.71

Die Komplexität würde ich für das Spiel mit 3 einwerten.


(c) Copyright eggertspiele

Grafik(en) und Bild(er) von Horst Brückner

Hintergrundbild Banner von Mike Goad auf Pixabay

Das Spiel habe ich bei Freunden gespielt. Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider.


Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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