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analog rockt Brettspielrezensionen

Septima

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 10 Minuten Lesezeit

In meinem letzten Video habe ich noch erwähnt, welche Spiele ich alle nicht auf der SPIEL’23 kaufen werde … weil ich sie schon besitze, aber gerade deswegen eventuell auch Kauftipps für mich sind. Nun ist Septima auf dem Tisch gelandet. Ein Spiel von der herausgebende Verlag Mindclash Games selbst behauptet sein einstiegsfreundlichstes Spiel damit herausgebracht zu haben. Nach einer sehr coolen Partie Anachrony im September habe ich mich umso mehr gefreut, nun wieder eine Mindclash-Perle im Besitz zu haben. In Deutsch erscheint das Spiel übrigens bei Skellig Games – ein deutscher Verlag, der bei Kennern und Experten immer mehr Beachtung findet. Dieses Jahr ist das großartige Darwin‘s Journey oder auch Erde herausgekommen. Mehr zu dem Verlag findet ihr auch in meinem Interview mit Thomas.

Steckbrief

  • Art: kompetitiv
  • Genre: Kennerspiel
  • Kern-Mechaniken: Hand Management, Ressourcen Management
  • Spielname: Septima
  • Verlag: Skellig Games (Mindclash Games)
  • Erstveröffentlichung: 2023
  • Autor: Robin Hegedűs
  • Illustration: Barbara Bernát, Villő Farkas
  • Alter: ab 12 Jahren
  • Spieler*innen: 1 – 4
  • Dauer: 90 – 120 Minuten

Worum geht es grob?

Die Septima spürt, dass ihre Zeit als Oberhexe ein Ende findet und sucht ihre würdige Nachfolgerin. Die Spielenden versuchen ihre Hexenkräfte einzusetzen, um die kränkelnden Dorfbewohner*innen zu heilen. Dabei müssen sie aber stets aufpassen, dass sie nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, da sonst die Hexenjäger kommen und die Hexen vor das Verbannungsgericht bringen. Natürlich kann man genügend Anhänger in die Volksabstimmung einschleusen, aber es bleibt ein Spiel mit dem Feuer. Thematisch holt das Eurogame erst einmal großartig ab. Auch die neun Aktionen sind sowohl im Grundspiel als auch in den Erweiterungen grandios in eine Szene gesetzt. Hier kommen wirklich Hexen-Vibes auf. Passend zu Halloween … auch wenn das nun schon wieder vorbei ist (aber ja auch bald wieder ansteht).

Erst einmal fällt auf, wie lange doch die Regelerklärung beim ersten Mal dauert. Es liegt in Teilen auch an der Komplexität, aber vor allem an der Kleinteiligkeit der zu wissenden Elementen und der extrem hohen Dichte an Ikonographien. Insgesamt spielt man über vier Jahreszeigen mit fünf Mondphasen. Am Ende jeder Jahreszeit wird der oben erwähnte Hexenprozess durchgeführt.

Große Ansammlung vor dem Hexenprozess.

Der Hauptspielplan stellt das Dorf (mit den Krankheitsmarkern) und den umliegenden Wäldern dar. Neben einer klassischen Aktion wie bewegen, lassen sich Zutaten im Wald sammeln. Im Wald sind allerlei Ressourcen aufgedruckt, aber in der Sammeln-Aktion lassen sich diese nur in einer bestimmten Mondphase aufnehmen. Die Ressourcen benötigt man dann zum Brauen von Tränken (dritte Aktion). Es gibt Tränke für den Eigenverbrauch mit denen man sich beispielsweise über den gesamten Spielplan bewegen kann oder Heiltränke für die Dorfbewohner. Mit der vierten Aktion lassen sich diese nun auch heilen, wenn man direkt neben dem entsprechenden Feld steht. Die anderen Aktionen sind eher von untergeordneter Rolle. So kann man beispielsweise für die Prozesse loyale Bürger mobilisieren, auf einer Techtree-Leiste (Ritual) für weitere Boni oder Siegpunkte voranschreiten oder seine Verdächtigungsmarker wieder herunter bewegen. Damit kommt auch schon einer der größten Kritikpunkte zum Vorschein. Von den neun Aktionen, kann man maximal fünf in einer Jahreszeit spielen. Der Hauptpunktetreiber ist das Heilen von Krankheiten. Damit sind irgendwann alle am Sammeln, Braunen und Heilen. Jahreszeit für Jahreszeit.

Septima braucht schon etwas Platz auf dem Tisch.

Die Runden-Aktion wählen die Spielenden zeitgleich und legen diese verdeckt vor sich hin. Beim Aufdecken wird geprüft, ob jemand gleiche Aktionen gewählt hat. Ist dem so, wird die Aktion in der Regel verstärkt, führt aber auch dazu, dass man auf einer Verdächtigungsleiste steigt und somit Ziel des Hexenjägers wird. Die genannte Leiste ist Teil des eigenen Spieltableaus, wo man neben Platz für die Ressourcen, Leisten für die geheilten Krankheiten, noch die eigenen Hexen ablegt. Zum Spielbeginn haben alle zwei Hexen. Wird man vom Hexenjäger gefangen, muss man eine der Hexen in den Gerichtssaal ablegen. Die Hexen auf dem Tableau bringen aber wichtige Vorteile und Boni mit sich, die man dringend benötigt. Zudem erhält jede Person zum Spielstart eine individuelle Zielkarte mit vier möglichen Zielen darauf. Es lassen sich nur so viele Ziele werten, wie Hexen auf dem eigenen Tableau liegen. Die Hexenjäger klingen zwar nach einer witzigen Idee, lassen sich aber al zu schnell austricksen oder mit bereits gebrauten Zaubern für eine bestimmte Phase im Spiel deaktivieren.

Der bereits viel erwähnte Hexenprozess erinnert etwas an die Abstimmungsphase in Planet B. Abhängig von den Verdächtigungsleisten kommen entsprechend viele misstrauische Bürger in einen Beutel. Dazu werden noch die über Aktionen selbst platzierten loyalen Bürger in den Beutel geworfen. Nacheinander werden dann aus dem Beutel je Gerichtsprozesse (ein bis zwei je Jahreszeit) die Figuren aus dem Beutel gezogen. Gibt es mehr loyale Bürger (egal von welchen Spielenden) gewinnen die Hexen den Prozess. Die Person mit den meisten loyalen Bürger darf diese nun auf das Tableau legen. Gewinnen die misstrauischen Bürger, wird die Hexe aus der Dorfgemeinschaft verbannt. Ist es in Planet B witzig per Zufall zur Präsidentin gewählt zu werden, nervt der Glücksfaktor bei Septima an dieser Stelle extrem. Zu wenig lässt sich das Beutelziehen beeinflussen. In unserer Partie konnten wir nur einmal den Sieg für uns entscheiden. Obwohl wir bereits allesamt sehr viel loyale Bürger in Stellung gebracht hatten.

Unboxing

Tolles Material!

Über Crowdfounding habe ich mir die Deluxe Version zu gelegt. Die Figuren und Ressourcen sind aus Holz gefertigt. Außerdem hatte ich noch die Tiergestalt-Erweiterung mit dabei. Jede Hexe kann sich dabei in eine von zwei individuell gestalteten Tiergefährten verwandeln. Spieltechnisch kann man als Tiergestalt die Hexenjäger nicht auf sich aufmerksam machen und hat noch einen kleinen Boni, allerdings zu dem Nachteil, dass man nicht mehr alle Aktionen durchführen kann. Daneben kommt das tolle Artwork hinzu, dass das Spiel auf jedem Tisch zu einem echten Hingucker macht.

Aktuelle Einschätzung

kurz und knapp

Wenn ich jetzt Punkte vergeben müsste, würde es bei mir durchfallen. Ich war lange nicht mehr so enttäuscht von einem selbst erworbenen Spiel wie bei Septima. Es ist kein schlechtes Spiel und es wird bestimmt Anklang finden…nur nicht bei mir.

Für mich waren die Runden bereits zu repetitiv. Es war zwar nicht so, dass alle immer die gleichen Aktionen gemacht haben, aber man hat eben nur neun Aktionen und die verändern sich auch nicht mehr. Schaue ich mir hingegen Lacrimosa oder „Mondbasa“ (Skymines / Mombasa) an, liegt ein großer Teil der Spielmechanik darin, seine Aktionen immer weiter auszubauen oder diese im Laufe des Spiels einfach machtvoller werden zu lassen. Dies fehlte mir bei den Hexen-Aktionen vollständig.

Dann waren die Hexen-Prozesse am Ende einer Jahreszeit viel zu glückslastig. In unseren Prozessen, haben wir es nur einmal geschafft überhaupt eine neue Hexe in das eigene Tableau zu bringen. Sonst haben immer die neutralen Personen gewonnen. Ich weiß mittlerweile aus anderen Spielberichten, dass wir wohl wirklich sehr viel Pech hatten, aber das ist eben das Problem, wenn man zentrale Elemente mit Glückskomponenten ausstattet.

Das eigene Spieltableau.

Der Faktor Zeit hat uns aber alle nicht überzeugt. Die Regelerläuterung dauert schon recht lang. Die reine Spielzeit mit insgesamt 20 Aktionen (vier Runden/Jahreszeiten à fünf Züge/Mondphasen) ist bei den sich stark wiederholenden Aktionen wirklich sehr lang. Hinzu kommt die lange Downtime insbesondere beim Brauen von Tränken. Das haben wir schnell so abgehandelt, dass wir schon mal weiter gespielt haben (es sei denn der nächste Spielende wollte ebenfalls Tränke brauen).

In der Deluxe Version sind gute Inserts dabei.

Auch wenn ich stolz war dieses Spiel per Crowdfounding bekommen zu haben, die Deluxe-Komponenten wirklich großartig sind und wir nicht alle Erweiterungen hinzu genommen habe, habe ich es direkt am Tag nach dem ersten Spiel wieder verkauft. Mir viel es ehrlich gesagt wirklich schwer mich von diesem Schätzchen zu trennen, während Distilled immer noch in meiner Sammlung steht. Tatsächlich finde ich, dass man sich bei Distilledmehr auf seinen gezogenen/gewählten Charakter einlassen muss. Selbst wenn es am Ende in jeder Runde nur darum geht einen neuen Alkohol herzustellen.

Für mich bleibt da nur ein Bewertungsmeeple übrig. Aber für mich ist es leider eher auf der Flop-Seite als auf der Top-Seite.

Was gefällt mir bislang gut Was gefällt mir bislang nicht so gut
Toll umgesetztes Thema Solitär
Deluxe-Komponenten Glücksfaktor
Repetitive Züge; keine Möglichkeit Aktionen aufzuwerten
Geringer Spielspaß
Downtime
Spielzeit

Boardgamegeek

Da viele von euch auch direkt auf BGG schauen, nehmen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Faktoren für dieses Spiel direkt auf (Stand Okt/2023).

Ranking Weight
7.8 3.54

Ich bin gespannt, wie lange sich das Ranking noch halten wird. Aber in keinem Fall ist der Komplexitätsgrad gerechtfertigt. Es suggeriert, dass das Spiel Potential für ein Expertenspiel hat und das hat es meiner Meinung nach nicht. Am Anfang wirken die Regeln etwas komplex, aber bereits nach den ersten Zügen ist man komplett drin. Auch mit den Erweiterungen bleibt das Grundspiel in der Mechanik ziemlich ähnlich. Es richtet sich aber in jedem Fall an Vielspielende.


(c) Copyright Mindclash Games / Skellig Games

Grafik(en) und Bild(er) von Horst Brückner

Banner-Bild von Pexels auf Pixabay

Das Spiel habe ich privat erstanden. Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider.


Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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