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analog rockt Brettspielrezensionen

Root

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 7 Minuten Lesezeit

Zu Root gibt es eine ganz interessante Einleitungsgeschichte. Christoph hat das Spiel schon lange in seiner Sammlung und bereits einige Male mit der geliebten Gattin gespielt. Irgendwann haben die beiden mich mal mit dem Spiel konfrontiert. Wir hatten erst die geführte Einführungsrunde gespielt, in der die ersten drei Züge vorgegeben sind. Ein paar Spieletreffen später hatten wir dann eine „richtige“ Partie gespielt. Mein Ersteindruck hatte es nie verschriftlicht geschafft, obwohl ich unbedingt wollte. Monate später habe ich mich durch die diversen Top-Listen-Videos von einigen Vloggern geklickt. Ich weiß nicht mehr wer es war (—> schreibt es gern in den Kommentar, wenn ihr es wisst), der sagte, dass sei seit Jahren sein absolutes Lieblingsspiel. Man muss es allerdings deutlich häufiger spielen und auch wirklich mal alle Fraktionen verstanden haben. Dann entwickelt es seinen kompletten Reiz und man wird sich nach den Erweiterungen die Finger lecken.

Am selben Abend kam Christoph auf mich zu und fragte mich, ob ich Root noch einmal spielen wollen würde, es würde sonst bei Kleinanzeigen landen. Da hab ich ihm die Geschichte erzählt und tatsächlich war er auch gleich Feuer und Flamme: lass uns mal Root so richtig zocken! Seit ein paar Monaten hatten wir auch gerade unsere Männerrunde (ihr erinnert euch vielleicht an den namentlich erwähnten Stefan, der es uns mit Skyrim so richtig angetan hatte). Es hat sich mittlerweile etabliert, dass wir das nächste Treffen inklusive Spiel im Voraus planen. In dieser Runde zu viert haben wir uns nun an Root gewagt. Kleiner Spoiler vorweg: ich habe immer noch nicht alle Völker gespielt. Zumindest nicht gegen andere Spielende.

Steckbrief

  • Art: kompetitiv (und zwar so richtig)
  • Genre: Expertenspiel
  • Kern-Mechaniken: Asymmetrische Parteien, Area-Control, Racing
  • Spielname: Root
  • Verlag: Leder Games
  • Erstveröffentlichung: 2018
  • Autor: Cole Wehrle
  • Illustration: Kyle Ferrin
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Spieler*innen: 2 – 4
  • Dauer: 60 – 90 Minuten

Worum geht es grob?

Vor euch liegt ein großes Spielbrett aus einem Waldgebiet. Vier Fraktionen kämpfen um die Vorherrschaft der abgebildeten Lichtungen. Das Spiel endet sobald eine Fraktion eine gewisse Anzahl an Punkten bekommen hat.

Die vier Fraktionen unterscheiden sich hinsichtlich Strategie stark voneinander. Während die Marquise de Katz zum Spielbeginn alle Lichtungen bis auf eine besetzen, machen sie ihre Punkte primär durch den Bau von Gebäuden auf den Lichtungen. Die Horst-Dynastie dagegen erhält Punkte durch die Eroberung neuer Gebiete. Nicht ohne Grund sind diese beiden Parteien daher komplett verfeindet. Katzen und Dynastie spielen sich relativ ähnlich. Beide haben Bewegungs-, Bau- und Kampfaktionen. Die Horst-Dynastie muss diese allerdings nach einem Schemata voraus planen. Sobald die Aktionen nicht wie geplant durchgeführt werden kann, verliert die Dynastie einige Siegpunkte und muss sich neu ausrichten. Das ist allerdings Teil der Taktik respektive Teil der Fraktionseigenheit.

Die Waldland-Allianz fühlt sich zu Beginn am Chaotischsten an. Zum Start der ersten Runde haben sie noch gar keine Figur auf dem Spielplan. Sie dürfen Sympathien (= Marker) auf beliebigen Lichtungen ausspielen. Im weiteren Spielverlauf können sie später dort die Figuren und Gebäude der Mitspielenden abräumen und von dort expandieren. Sehr unangenehm ist es gegen die Allianz zu kämpfen, da sie sowohl beim Angriff als auch bei der Verteidigung stets das bessere Ergebnis erhält.

Im Grundspiel wird die vierte Fraktion durch den Vagabund dargestellt. Im Gegensatz zu allen anderen Fraktionen hat der Vagabund nur eine Spielfigur. Er macht Punkte durch ein eigenes Kartendeck mit kleinen Aufträgen, die sich sogar potenzieren können.

Das Spiel hat es in sich, weil man oftmals einige Züge im Voraus planen muss, dabei darauf achtet, was die anderen Fraktionen an Fähigkeiten haben. Außerdem muss man sich hier und da mal schnell auf eine Seite einer anderen Fraktion schlagen, nur um im nächsten Zug wieder eine Lichtung zu erobern.

Wer keine konfrontativen Spiele mag, sollte spätestens jetzt aufhören zu lesen und schnell eine andere Rezension lesen.


Unboxing

Es ist bestimmt nicht einfach vier asymmetrische Fraktionen zu beschreiben. In Root wird es gleich mit mehreren Konzepten versucht – leider ist keines für sich als alleinstehende Methode umfassend möglich. Es gibt eine geführte Schnellstartvariante. Hier werden die ersten Züge für jede Fraktion geführt bis man sich selbst überlassen wird. Hier werden eher die Mechaniken trainiert, aber wenig das warum. Dann gibt es ein Regelheft, in dem die grundsätzlichen Regeln und jede Fraktion im einzelnen erläutert werden. In Summe sind die Regeln totales Chaos und nur sehr schwer ist ein roter Faden erkennbar. Ihr solltet unbedingt zu Erklärvideos greifen. Am besten gelingt die Regeleinführung noch mit der App. Bereits in der kostenlosen Variante lassen sich alle Rassen trainieren. Meiner Meinung nach der beste Weg.

Ansonsten ist das Material nur gut. Die einzelnen Meeple der Fraktionen sind aus Holz und individualisiert. Überall begegnet uns ein Comic-liker Look, der verspielt aber trotzdem erwachsen wird. Die Ikonographie geht schnell ins Blut über.


Aktuelle Einschätzung

kurz und knapp

Wenn ich jetzt Punkte vergeben müsste, würde es gute analog rockt Meeple verdienen. Habe es zu zweit, zu dritt und zu viert gespielt (und auch über die App). So richtig viel Vergnügen kommt meiner Meinung nach erst mit vier Spielenden auf. Dann entfaltet Root sein gesamtes Potential. Das mag auch eine Schwäche sein. Ich würde es nicht als Spiel für zwei Personen in Betracht ziehen. Eher drei, wenn nicht sogar vier.

Hinzu kommt, dass es kein Spiel für Anfänger ist. Neulinge werden in diesem Spiel nur schwer Chancen haben, gut davon zu kommen. Lernt man es in einer Gruppe gemeinsam, macht es aufgrund der gemeinsamen Lernkurve deutlich mehr Spaß. Obwohl die Mechaniken und der Spaßfaktor tatsächlich gut sind, landet es aber wegen der Lernkurve nur selten auf den Tisch. Nur sehr robuste Charaktere oder eben erfahrene Spielende werden sich über das Spiel freuen.

Kurz: es lohnt definitiv ein paar Partien zu spielen. Für meine Spielgewohnheiten gibt es zu viele Einschränkungen, so dass es nicht in meinem Regal landen wird.

Was gefällt mir bislang gut Was gefällt mir bislang nicht so gut
Die asymmetrischen Parteien sind wirklich grundlegend verschieden. Selbst die Aktionen sind kaum vergleichbar. Die Regelhefte (es gibt mehrere) sind wirklich schlecht aufgebaut und helfen wirklich kaum.
Wir waren in jeder Partie gegen Spielende sehr nah bei der Siegpunktleiste beieinander. Wenn sich Mitspielende einig sind, kann ein vierter einfach ausgebremst werden.
Tolles Artwork Je mehr Spielende, desto besser.
Hohe Einstieghürde für Neulinge.

By the way: auch wenn ich nun schon einige Partien auf dem Buckel habe, würde ich mich immer noch als Newbie bezeichnen. Trifft natürlich noch nicht ganz zu, aber daher nur als „angerockt“.

Boardgamegeek

Da viele von euch auch direkt auf BGG schauen, nehmen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Faktoren für dieses Spiel auf (Stand Juni/2023).

Ranking Weight
8.1 3.77

Im Gegensatz zu der Durchschnittsbewertung würde ich wirklich von einer Komplexität von vier BGG-Punkten ausgehen. Es ist nicht unbedingt die Regeln der einzelnen Fraktionen, die es schwer machen. Es ist eher, dass man eigentlich alle Fraktionen beherrschen oder zumindest grundlegend verstehen muss. Erst dann entfaltet das Spiel seinen richtigen Reiz.


(c) Copyright Leder Games

Grafik(en) und Bild(er) von Horst Brückner

Banner- Bild von Jerzy Górecki auf Pixabay

Das Spiel habe ich bei Freunden gespielt. Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt unsere persönliche Meinung wider.


Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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