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analog rockt Brettspielrezensionen

Neu gespielt im Juni 2025 (Teil 1)

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 10 Minuten Lesezeit

Wenn ihr das hier liest, haben wir über die Hälfte des Jahres bereits verspielt. Zeit euch weiterhin mit Eindrücken von kürzlich gespielten Spielen zu geben und dies weiter auszubauen. Es gibt so viel Neues zu entdecken. Dieser Monat strotzt wieder einmal mit vielen relativen Neuheiten. Das ist natürlich besonders spannend, wenn ihr auf der Suche nach guten Ferientiteln seid. Da versteckt sich sicherlich der ein oder andere Schatz, der in den Sommerferien mit auf Reisen gehen will.

Das Spannende ist, dass wir alle drei relativ viele neue Titel gespielt haben. Daher gibt es ausnahmsweise ein Triple-Feature. Die reine Lesezeit aller drei Artikel hätte nämlich über 30 Minuten gesprengt und wir wissen nicht wie viel Zeit zwischen euren Terminen herhalten kann. Genießt also unser Juni-Trio.


Horsts Juni

Von Bomben, Toten und Versteckten

Schließt man sich über ein langes Wochenende mit Gleichgesinnten ein, wird viel gespielt. Das ist natürlich immer ein riesengroßer Spaß. Der große Vorteil: man lernt viele neue Spiele kennen. Der Nachteil: ich könnte wahrscheinlich ganze Artikel mit den Spielen füllen. Besonders interessant ist vielleicht das bombastische Bomb Busters. Gerade erst nominiert. Grandios ja, aber achtet auf die Anzahl Spielende. YRO und Castle Combo stehen in scharfer Konkurrenz. Die Marktverbreitung des Kosmos Verlags hat hier sicherlich einen Vorteil. Heldenauge auf beim Kauf. YRO ist mehr als ein würdiger Ersatz! Falls ihr nicht wisst, was ihr im Urlaub kochen sollt, könnt ihr euch bei Critters Kitchen Inspiration holen. Uninspiriert lässt mich leider Obscurians zurück. Auch wenn das Fest der Toten kaum Bezug hat bei Fiesta de los Muertas kommt bei diesem Partyspiel keine Trauer auf.

Bomb Busters

Wie Ethan Hunt aus Mission Impossible komme ich mir vor als ich die beiden gelben Drähte durchtrenne und die Bombe nicht hochgeht. In Bomb Busters von Pegasus Spiele dürft ihr gemeinsam ein Bombenentschärfungsteam spielen. Es gilt die richtigen Drähte durchzuschneiden. Die blauen Drähte sind kleine von ein bis zwölf nummerierte Plättchen – von jeder Zahl gibt es vier – , die unter den Spielenden aufgeteilt werden. Später kommen noch gelbe und rote Drähte hinzu. Um Drähte durchzuschneiden muss ich „raten“ welcher Draht bei meinen Mitspielenden der richtige Draht ist (also zum Beispiel eine fünf, die ich selber habe, will ich mit einer fünf eines Mitspielenden durchschneiden). Dafür müssen erst einmal alle Drähte für die Mitspielenden nicht einsehbar von kleiner bis großer Zahl von links nach rechts sortiert werden. Damit ist die Wahrscheinlich schon mal recht hoch das ganz außen links eher eine eins ist und ganz außen rechts eher eine zwölf. Es gibt dann noch allerlei Hilfsmittel und Tipps. In Summe ist es ein großes logisches Rätsel. Bei den beiden anderen Farben gibt es weitere Besonderheiten. So dürfen die roten Drähte nur als letztes durchgeschnitten werden. In über 60 Missionen kommt ordentlich Abwechslung rein.

Das Spiel ist zu recht als Spiel des Jahres 2025 nominiert. Es macht richtig Spaß … aus meiner Sicht aber nur zu viert. Das ist der kleine Wermutstropfen. Bei geringerer Personenzahl hat eine Person ein oder zwei Haufen an Plättchen und kann dann unter Umständen einige Drähte direkt selbst durchschneiden. Zu viert, aber ist es ein explosives und kooperatives Vergnügen.

Kurzfazit: Für kooperative VIERSpielende eine sehr gute Wahl.

YRO

Es gibt gerade zwei Spiele, die eine ähnliche Mechanik haben. Das ist YRO vom Heidelbär Verlag und Castle Combo (siehe nächsten Eintrag). Ihr habt ein Kartendeck (gedraftet oder gezogen), die ihr nach und nach in einem 3×3 Raster ausspielen könnt. Jede Karte hat Kosten und natürlich einige Sondereffekte. Schafft ihr es eine Reihe oder Zeile mit demselben Symbol auf der Karte zu Vervollständigen bekommt ihr extra Belohnungen.

Bei YRO (abgeleitet von „Hero“) hat mir insbesondere die Interaktion der eigenen Karten gefallen. Dadurch können mächtige Kombis entstehen, wenn man genügend Zeit hat diese aufzubauen. Die Mitspielenden arbeiten natürlich dagegen. Das Spiel endet, sobald die erste Person das Raster fertig gebaut oder eine bestimmte Siegpunktanzahl erreicht hat. Es hat mich sehr an Fantastische Reiche (Strohmann Games) erinnert.

Das Artwork ist japanisch verspielt und überaus ansprechend. Die Effekte sind vielseitig und es kommt genügend Varianz in das Spiel. Mich hat es direkt gefesselt und wir haben mehrere Runden an dem Wochenende gespielt.

Die Spielenden müssen bereits Lesen können, da die Karten entsprechend wichtige und Karten-individuelle Texte haben. Diese sind zwar leicht zugänglich, aber eben nicht für Kinder geeignet, die noch nicht lesen können.

Kurzfazit: Totale Kaufempfehlung.

Castle Combo

Ich könnte den Artikel von oben eins zu eins von YRO für Castle Combo (Kosmos Verlag) kopieren. Aber dann eben auch doch nicht. Bei Castle Combo ziehe/drafte ich keine Karten, sondern es gibt eine zweireihige Auslage. Ein Marker zeigt an, welche Auslage gerade aktiv ist. Neben Geld zum Ausspielen der Karten, gibt es Schlüssel mit der sich der Marker verschieben lässt.

Die Karten haben oft Effekte auf dem ganzen Raster. Es ist also nicht zwingend notwendig eine Zeile oder Reihe vollzubekommen (es sei denn eine Karte braucht genau das). Was mir YRO eindeutig besser gefällt, ist die etwas höhere Komplexität und – das ist natürlich Geschmacksache – das Artwork.

Aufgrund der fast komplett fehlenden Texte (maximal „per“) ist Castle Combo vielleicht eher für Kinder geeignet. Habe ich aber nicht ausprobiert. Im April hat übrigens bereits Björn drüber geschrieben. Bei ihm schneidet das Spiel etwas besser ab, auch wenn es bei ihm ebenfalls nicht einziehen wird.

Kurzfazit: Nicht meins.

Critter Kitchen

Björn und Bill haben bereits einige Runden Critter Kitchen (Cardboard Alchemy) hinter sich gebracht und nun konnte ich diese Lücke endlich schließen. Meinen ersten Schock habe ich bekommen als Bill das Spiel ausgepackt hat. Das sieht ja aus wie Flamecraft! Tatsächlich dieselbe Illustratorin. Nicht falsch verstehen. Die Grafiken sehen schön aus. Ich finde das Spiel Flamecraft nur eher langweilig. Aber genug der bösen Worte. Es geht ja um Kochen mit Crittern. Das hat sich mir tatsächlich bis zum Ende nicht erschlossen. Warum braucht es für ein „normales“ Thema wie Kochen phantastische Wesen? Das Spiel ist eigentlich nicht schlecht. Jeder hat drei Arbeiter (klein, mittel, groß). Es gibt einige Shops (aka Arbeitereinsatzfelder), wo wir Lebensmittel kaufen können. Wir planen synchron in welchen Shops wir diese Runde einkaufen wollen. Sind wir dort alleine, können wir uns unsere Wunschressource schnappen. Sind wir mit anderen dort, geht es der Reihe nach von klein bis groß. Da kann es bei vielen Arbeitern schon mal dazu kommen, dass die letzten leer ausgehen. Warum machen wir das? Alle drei Runden müssen wir ein Drei-Gänge-Menü zaubern. Je hochwertiger die eingesetzten Lebensmittel sind, desto mehr Punkte … ach ja und natürlich müsst ihr euch auch an das Rezept halten.

Ich will nicht böse sein, aber es spielt sich wie Flamecraft. Es ist total niedlich und die Aktionen machen Sinn. Es ist auch schön mal wieder mit vollem oder leerem Einkaufskorb die Runde zu beschließen und das kleine Drei-Gänge-Menü-Puzzle erlaubt auch eine gewisse Vorausplanung. Aber es plätschert eben so dahin. Ich würde es immer wieder mitspielen! Gerade weil es auch zu sechst geht und dabei anders als ein Challengers! kein Turnierspiel ist.

Kurzfazit: Unbedingt in großen Runden mitspielen.

Fiesta de los Muertos

Kennt ihr etwas Langweiligeres als Stille Post? Fiesta de los Muertos von Game Factory bringt dieses Prinzip auf den Spieltisch. Kann das funktionieren? Und wie! Alle ziehen verdeckt eine Karte mit einer berühmten (verstorbenen) Person. Vor sich haben alle einen Stift und ein Blatt (hier ein schön gestaltetes, abwaschbares „Board“). Dort dürfen sie ein Stichwort notieren, dass zu der Person passt. Dann gehen alle Bretter im Uhrzeiger weiter. Man sieht nur das Stichwort und muss daraus ein neues Stichwort machen. Das geht insgesamt vier Runden so und dann wird das zu letzt geschriebene Stichwort und alle Personenkarten (inklusive noch einige weitere Zufallsnamen) auf den Tisch offen gelegt. Nun trägt jede Person ein was er glaubt, welcher Begriff zu welcher Person passt. Da kann aus der Person Kaiserin Sissi schon mal der Begriff Neuschwanstein daraus Schloß und schließlich ein Gespenst werden. Okay, das Thema und die Gewinnregeln sind nicht relevant. Fiesta de los Muertas ist ein sehr unterhaltsames Partyspiel bei dem viel gelacht und diskutiert wird.

Kurzfazit: Pssst … ab damit in den Einkaufswagen und zum Tag der Toten spielen.

Obscurians

Eine Zeit lang gab es eine wahre Schwemme von Social Deduktion Spielen wie Heimliche Herrschaft, Abgrundtief, Nemesis oder ähnliche Kaliber. Ich habe sogar immer noch das ungespielte Human Punishment im Regal stehen. Meiner Meinung endet diese Ära mit dem zu letzt erschienenen Among Cultists. Aber das Genre erfreut sich immer noch weiterer Ausleger. So auch Obscurians von Funtails (über Huch!).

Mit Feed the Kraken haben sie bereits eines meiner Lieblingsspiele auf den Markt gebracht. Obscurians hat mich leider ratlos zurück gelassen. Bis zu sechs Personen können das Spiel spielen. Die Mitspielenden ziehen zum Spielbeginn verdeckt eine Rolle. Dazu später mehr. Vor sich hat jede Person ein paar eigene Ressourcenplättchen liegen. Im Spiel (und abhängig von der Rolle) geht es nun darum entweder ganz viele der eigenen Ressourcen anzuhäufen oder gar keine eigenen mehr zu haben oder beliebig komplex wirkende Kombinationen aus Teil-Ressourcen der anderen Mitspielenden. Außerdem haben die Spielenden noch einen Chip mit den unterschiedlichen Rollen. Diesen Chip kann man verdeckt vor die Person legen. Am Ende wird dann geschaut, wer aufgrund seiner Rolle und seiner Einschätzung die meisten Punkte hat.

Bei mir kam dabei ungefähr so viel Spielspaß auf, wie wenn mein Zahnarzt mir im Mund herumstochert. Die Punkteauswertung war dabei so aufregend wie Schuhe binden. Das Thema so relevant wie eine Partie Monopoly. Es tut mir echt Leid, aber Obscurians reiht sich bei mir in einer der belanglosesten Spiele aller Zeiten ein.

Kurzfazit: Verstecken!


Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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