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analog rockt Brettspielrezensionen

Weltraumpioniere

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 10 Minuten Lesezeit

In rostiger Glut

Die Aktionen in der Übersicht.

Erste Partie, erste Runde.

Ereignis Piratenangriff! Alle verlieren eine Ressource jeder Farbe. Von acht Ressourcen haben wir alle nur noch vier.

Alle können nur eine einzige Karte ausspielen.

Zweite Runde.

Piratenangriff! Was ein Zufall. Alle im Weltall gestorben.

Die zweite Partie verlief ähnlich und war nach zwei Minuten zu Ende.

Erste Hausregel: Wir ziehen kein Ereignis in der ersten Runde. Vielleicht ist das sogar eine echte Regel – wir haben es nicht mehr verifiziert. Aber die nächsten Runden gingen von da bis zum Ende. Vielleicht sind wir nur besser geworden.

Das aktuelle Cover (Prototyp).

Aber worum geht es hier überhaupt? Auf Gamefound läuft gerade eine neue Kampagne, bei der Horst für sagenumwobene 22 Euro eingestiegen ist. Aber die Kampagne fliegt nicht so richtig vom Raumhafen los. Kurz Kontakt mit dem Autor aufgenommen und wir haben einen Prototyp vor uns liegen. Einige Zahlen sind noch mit Edding auf den Karten gemalt. Der Karton ist mit Hand gebastelt und die Regeln gibt es aktuell noch per PDF-Datei. Aber trotzdem geil von Peter, dass er unsere Idee einer Rezension direkt unterstützt.


Spielprinzip

Die Spielenden wollen die Planeten in unserem Sonnensystem besiedeln. Dafür geht es raus ins Weltall, mit ein bisschen Ressourcen und ein paar Handkarten. Machbar? Nicht immer, wie die Einleitung zeigt. Es gibt drei Spielmodi, die das Spiel in 10, 45 oder 60 Minuten zum Showdown bringt. Zehn Minuten? Ja, das funktioniert wirklich. Unabhängig vom Spielmodus gewinnt, wer am Ende die meisten Siegpunkte gesammelt hat. Nun aber ab in den Weltraum.

Zwei Beispiele für Ereigniskarten: links gehen Ressourcen verloren und rechts erhält man welche (Prototyp).

Eine Runde beginnt mit dem Aufdecken einer Ereigniskarte. Diese können negative oder positive Effekte auslösen und wirken auf alle Spielenden gleichzeitig. Da gibt es in etwa den Ernteausfall, der dafür sorgt, dass eine bestimmte Farbe Ressource (dazu später) nicht produziert werden kann. Oder den Asteroidenbergbau, der alle mit einer Ressource der Wahl ausstattet.

Danach geht es reihum, bei denen jede Person vier Schritte durchführen muss. Zunächst eine Ressource abgeben. Es gibt vier verschiedene Ressourcen in den Farben Weiß (Luft), Blau (Wasser), Grün (Lebensmittel) und Rot (Energie) von denen man zu Beginn je zwei auf einer gesonderten Lagerkarte hat. Hier finden nur genau acht Ressourcen ihren Platz.

Dank der neuen Farm (Kosten oben beispielhaft dargestellt) kann ich in der nächsten Runde Lebensmittel produzieren (Prototyp).

Liegen vor einem schon ausgespielte Modulkarten – zu Beginn hat man vier Handkarten – produzieren diese in dem zweiten Schritt Ressourcen. Es gibt Module, die eine spezielle Ressourenart (Farbe) produzieren oder beliebige Arten.

Diese Ressourcen benötigt man in dem dritten Schritt für das Bauen (Ausspielen) beliebig vieler Modulkarten. Jede Modulkarte benötigt eine gewisse Anzahl und Kombination von den unterschiedlichen Ressourcen. Es lässt sich bei entsprechenden Handkarten auf Weitblick bauen. Es gibt noch drei besondere Arten von Modulkarten. Die sogenannten Siegpunktkarten, die sich kostenlos ausspielen lassen, sofern man bestimmte Module bereits platziert hat. Dann gibt es das Mutterschiff, das ebenfalls ohne Kosten ausgespielt wird. Dies kann eine beliebige Ressource produzieren, dann bekommen die anderen Spielenden diese aber auch. Und zu guter Letzt gibt es noch Module, die gar keine Ressourcen produzieren, sondern Schutz vor den Ereignissen bilden.

Als Erweiterung erhältlich gibt es zwölf Personenkarten. Zum Spielaufbau werden an jede Person zwei der Karten ausgeteilt, von denen eine abgeworfen und eine behalten werden darf. Diese Karten haben einen einmaligen Sondereffekt, der die Regeln leicht beugt oder zur richtigen Zeit Schutz bietet oder Ressourcen produziert. Aus meiner Sicht unverzichtbar.

Spielmodi

In der Anleitung sind drei Spielmodi erwähnt. In dem schnellen Modus, der mir am meisten Spaß macht, wird so lange gespielt, bis die erste Person zehn Punkte erreicht hat. Danach wird die laufende Runde – sofern möglich – zu Ende gespielt.

Kampf der Welten: Jeder Planet mit eigenen Mindestsiegpunkten (unten rechts). Prototyp.

Die zweite Variante ist „der Kampagnenmodus“ der ersten Variante. Es gibt fünf Planetenkarten mit unterschiedlichen Endsiegpunkten von sechs bis 13 Punkten. Diese werden nach einander nach den normalen Regeln „abgearbeitet“. Diese Variante kann bis zu dreiviertel Stunden dauern.

In der dritten Variante wird so lange gespielt, bis die letzte Modulkarte vom Nachziehstapel gezogen wurde. Meiner Meinung nach die ausufernste Variante, die auch den Platzbedarf extrem hoch treibt. In der Endabrechnung (zählen aller Siegpunkte) auch die aufwendigste. Was man der Variante zugutehalten kann, ist, dass es nicht so klar ist, wer gerade am Gewinnen ist und dass die Schutzmechanismen viel häufiger zum Tragen kommen. Daher auch eine Option mit Daseinsberechtigung, die dann aber auch eher die Weltraumpionier-Freaks abholt.


Unboxing

Mir liegt der aktuelle Prototyp vor. Peter macht in seiner Kampagne kein Geheimnis daraus, dass er KI zur Generierung des Artwork genutzt hat. Wir haben uns erst kürzlich mit einem längeren Artikel zu der KI-Nutzung in Brettspielen auseinandergesetzt. Persönlich finde ich die Bilder passend und in dem Setting stimmig. Das Spiel wird mit knapp über 100 Karten für 22 Euro an den Start gehen (dabei sind dann auch schon die Erweiterungen enthalten). Das finde ich vom Kostenpunkt komplett okay.

Die Spielkomponenten im Überblick. (Prototyp)

Die Regeln sind klar beschrieben und lassen keine Fragen offen. Ich habe Peter noch die ein oder andere – aus meiner Sicht – Verbesserung bei der textuellen Gestaltung der Karten genannt.


Bewertung

Horsts Meinung

Wir waren stark unterschiedlicher Meinung zu dem Spiel – insbesondere in der ersten Testrunde. Bei dem Spiel kann Fortuna bei den ersten zwei zu ziehenden Ereigniskarten schon mal für das direkte Aus aller Spielende führen. Mir macht es extrem Spaß zu überlegen, welches Modul ich baue, welche Ressourcen bekomme ich dann und welches Modul kann ich dann im nächsten Zug bauen. Welche Module muss ich bauen, um eine kostenlose gelbe Siegpunktkarte auslegen zu dürfen, wann setze ich meine Spezialfähigkeit ein?

Der Startaufbau: Ressourcen ins Lager und eine Aktionsübersicht. (Prototyp)

Weltraumpioniere ist ein Zeitwunder. Wir warten gemeinsam im Restaurant auf das Essen? Lasst uns schnell zu sechst eine Partie spielen. Im Zug kurz zu viert die Sitzbank im ICE Kapern und wuschdiwusch den Weltraum kolonialisieren? Geil! Dazu ist es – in meiner Prototyp-Version – auch noch ein kleines Raumwunder.

Ich hoffe sehr, dass die Crowdfunding-Kampagne zu einem Erfolg wird und ich das Original in den nächsten Urlaub mitnehmen kann. Daher gibt es drei Ressourcen für das Spiel mit dem komischen Untertitel „in rostiger Glut“.


Björns Meinung

Ich liebe es ja, neue Spiele auszuprobieren. Am besten, wenn man überhaupt keine Ahnung hat, was einen erwartet – so ein bisschen wie einen Film gucken, ohne Trailer, ohne Klappentext, einfach blind rein und hoffen, dass nicht plötzlich Til Schweiger durchs Weltall fliegt.

So kam Horst mit einem Prototyp um die Ecke. Titel: Weltraumpioniere – In rostiger Glut. Tatsächlich kannte ich das Spiel schon flüchtig von der Gamefound-Kampagne – und hatte es damals genauso schnell wieder weggeklickt. Reines Kartenspiel? Ohne Miniaturen? Ohne fancy Materialberge? Nope, nicht mein Jagdgebiet. Ich brauch mehr Drumherum – ein bisschen Drama, ein bisschen Overkill, ein bisschen 7 Kilo Spielebox. (Ja ich weiß, ich bin einfach und oberflächlich, aber was soll ich machen?)

Aber manchmal muss man seine Komfortzone auch mal aus der Luftschleuse werfen. Also hab ich mitgemacht. Und siehe da: Weltraumpioniere sieht gar nicht mal schlecht aus! Die Artworks sind schön, stimmig und konsistent – ja – KI-generiert. Stört mich aber null. Ich kann die Nutzung als Indie-Entwickler vollkommen nachvollziehen.

Unsere ersten Runden gingen schneller vorbei, als ich „Moment, was mach ich mit dieser Karte?“ sagen konnte. Aber mit dem oben genannten kleinen Regel-Feintuning ging’s dann deutlich besser. Das Spiel hat Glückselemente – oder, wie es im Marketing besser klingt: „spannendes Risikomanagement“.  Wer allergisch auf Zufall ist, sollte sich lieber einen sicheren Platz auf dem Mond suchen.

Die verschiedenen Spielmodi sind gut und eine interessante Möglichkeit das Spiel an die aktuelle Spielgruppe anzupassen.

Was ich richtig cool finde: Der Preis ist fair, und allein schon, um mutige Indie-Projekte zu supporten, kann man mal ein Pledge dalassen.

Aber – zwei Dinge liegen mir dann doch auf dem Herzen:

Es gibt z.B. Wasser, Energie und Nahrung. Also in der Theorie. In der Praxis gibt man halt Blau, Rot und Grün ab. Das killt für mich etwas die Stimmung. Warum nicht Token, die auch wie Wasser, Energie und Nahrung aussehen? Klar, das macht die Produktion teurer. Aber etwas abwägen zwischen Preis und Immersion kann man da sicher.

Der Untertitel. „In rostiger Glut“. Ernsthaft? „Hey, habt ihr Lust auf ’ne Runde Weltraumpioniere… in rostiger Glut?“ – das klingt wie ein Grillunfall auf dem Mars. Umbenennen? Vielleicht: Weltraumpioniere – Der letzte Sprit für die Freiheit. Oder Weltraumpioniere – Jetzt mit geformten Holztoken. Irgendwas mit Wumms. Am besten aber wohl einfach den Untertitel weglassen.

Fazit: Schnelles Spiel für zwischendurch mit Luft nach oben, aber definitiv einen Blick wert. Auch wenn die Glut ein bisschen rostig ist.


TikTok

Ich habe mal was Neues ausprobiert. Dieses TikTok-Video. Tatsächlich hat mich mein Bruder drauf gebracht, der mittlerweile sogar damit Geld in die eigenen Taschen produziert. Naja, mir geht es in erster Linie nur um Ruhm, Ehre und Weltherrschaft. Braucht es TikTok? Ich weiß es nicht. Viel Spaß bei der Kurzvorstellung.

@analogrockt

🎲 Weltraumpioniere in rostiger Glut Gamefound-Kampagne aus der Nähe von Hamburg https://gamefound.com/de/projects/larskrachen/weltraumpioniere Weltraumpioniere ist ein kurzes Spiel von knapp 10 Minuten bei dem ihr die meisten Siegpunkte in der Kolonalisierung des Weltalls erreichen wollt. Dabei werden euch die knappen Ressourcen ganz schön ins Schwitzen bringen. Zum Glück könnt ihr Modulkarten ausspielen, die euch Runde für Runde Ressourcen generieren. Aber Achtung die Ereigniskarten können ein Spiel auch schnell zum Kippen bringen. Bis zu sechs Personen können in der kürzesten Variante die Zeit für ein galaktisches Mal verkürzen oder ein paar Runden hintereinander zocken. Es gibt noch asymmetrische Piloten und weitere Spielvarianten, die dann bis zu 60 Minuten dauern können. Das Spiel ist stark glückslastig, aber ärgert immer alle Weltraumaffinen Personen. Vollständige Rezension findet ihr demnächst auf meinem Blog (siehe Profil)#brettspiele #boardgame #boardgamegeek #analogrockt #brettspiel

♬ Originalton – analog-rockt – analog-rockt

Bannerbild von WikiImages ( Pixabay)

Icons von Icons8

Grafik(en) und Bild(er) von Horst Brückner

Das Spiel haben wir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen. Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider.


Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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