Im Februar fand die Hildesheim spielt statt. Wenn man Teil des Orga-Teams ist, hat man das Vergnügen viele strahlende Gesichter zu sehen, während man selbst Telefonseelsorge oder Friendshipping betreibt. Umso schöner, dass wir an dem Abend davor ein kleines „inoffizielles“ Get-together mit den Lehrern, Lehrerinnen und bereits angereiste Menschen aus dem Rahmenprogramm durchgezogen haben. Da konnte ich bereits ein Titel aus meiner diesjährigen Bucket-Liste erfolgreich abarbeiten (und am nächsten Tag sogar auf der Veranstaltung erklären).
Angerockt
Under Our Sun
Während ich noch für Nanolith meinen 3d-Drucker zum Qualmen bringe, kann ich bei Under Our Sun direkt loslegen. Und wie. Erst einmal muss ich die ersten Vorurteile in der Sonne verschrumpeln lassen: UoS ist kein narratives Kampagnenspiel. Eigentlich ist es ein Survival-Monster.

Was ist passiert: Wir leben in einer Mad Max-ähnlichen dystopischen Zukunft in kargen neuen Welt. Aus unserer Siedlung erfahre ich aus der ersten Missionskarte sind zwei Siedler verschwunden. Wie bei Karak (ich muss lächeln bei dem Vergleich mit dem Kinderspiel) können wir mit Aktionen Hex-Felder aufdecken, dort können wir looten, Wasser finden (das ist richtig knapp), auf Gegner stoßen, uns von Ereignissen überraschen lassen oder noch viel mehr. Dabei entsteht eine eigene Geschichte – im Solo-Modus – nur für mich. Mit meinen zwei Charakteren entdecke ich nach und nach die Landschaft. Mein Tank wird zwischendurch von einem riesigen Bären angegriffen. Bevor meine Taktikerin helfend eingreifen kann, hat der Tank aber schon mit der bloßen Brechstange sein eigenes Überleben gesichert. Also streifen wir weiter. Mal treffen wir auf verlassene Frachtcontainer aus dem wir Scharfschützengewehr und Medizinausrüstung bergen können. Ich will aber nur noch einen Trageslot hergeben, bliebt das Gewehr für immer im Sand verloren. Nebenbei sammeln wir noch Rohstoffe auf und meine Taktikerin hat bald einen Bogen und eine Tierfalle gebaut. Zwischendurch plagt uns immer wieder der Hunger und der Durst. Keine Runde, wo das Trinkwasser nicht knapp wird und wir uns um den Flüssigkeitsvorrat kümmern müssen. Dann passiert es: in der Nacht wird die Taktikerin von einem Crawler – so eine Art Zombie – angegriffen. Mit vollem Einsatz mache ich den gleich mit meiner ersten Attacke platt. Okay, er darf auch noch mal würfeln. Mist! Ich bin infiziert. Nun beginnt die Todesspirale. Während meine beiden Charaktere am nächsten Tag kaum noch Aktionspunkte übrig haben, geht es daran das nackte Überleben zu sichern. Ich brauche einen neuen Medipack zum Heilen. Mit letzten Kräften schaffen wir es schließlich abends auf einem gemeinsamen Feld bei einem Hehler zu stehen. Der steckt voll guter Ressourcen und Materialien. Wir müssen nur noch diese Nacht überleben. Es wird auch nur eine Nachtkarte gezogen …. eine Feuerwand. Wir verlieren so viel Lebenspunkte, dass jeder Charakter nur noch genau ein Leben hat. Nächster morgen müssen wir etwas essen oder verlieren einen Lebenspunkt. Das Feuer hat alles zerstört, Leben, herumliegende Nahrung. Wir verhungern in der Wüste. Beide auf einmal. Bitter … aber geil. Ich freue mich auf die nächste Session auch wenn ich noch keine neue Strategie habe. Vielleicht andere Charaktere? Was soll’s. Ist ja eh jedes mal komplett anderes. Neue Hexfelder, in neuer Reihenfolge. Neue Tageskarten, neue Nachtkarten, neue Gegner, neuer Look.

Mein persönliches Kurzfazit: SPIELEN

Ich habe es kooperativ gespielt. Es gibt noch eine Variante mit Bösewicht unter den Charakteren. So oder so: Hier wird nichts geschenkt. Die dystopische Wüstenlandschaft ist Brett-hart zu uns. Wir kämpfen um die letzten Wasserreserven.
Akropolis
Beim Spielen von Akropolis musste ich feststellen, dass ich neben dominanten Würfel-Erlebnissen in Brettspielen auch um Legespiele in Zukunft einen weiteren Bogen machen werde. Damit habe ich dann auch gleich das Fazit vorweg genommen.

Thema egal. Wir haben ein zentrales Plättchen und müssen darum so komisch geformte Ninjasterne mit Hexfeld-Auswüschen platzieren. Dabei gibt es die üblichen Regeln wie die Farbe zählt am Ende nur im Verbund, eine andere Farbe will umschlossen sein oder eine Plättchenart kann nur am Rand punkten. Und dann geht es schon los. Man darf nach bestimmten Kriterien nach oben bauen, man kann Bonusressourcen beim Überbauen bekommen mit dem sich die ausliegenden Nachzieh-Plättchen zu den eigenen Gunsten verändern lassen und so weiter.
Ja, ich habe Haushoch verloren. Und nein, es hat mir keine Sekunde lang Spaß gemacht. Im Gegensatz dazu habe ich mir auf der letzten Berlin Con das neue Spiel von Rita Modl Lumicora geholt. Ebenfalls ein Lege-Plättchen-Spiel. Was macht das anders? Es kommt nicht so sehr auf die Plättchen an, sondern darauf, was man an Siegpunkten sammeln will. Auf manchen Plättchen sind Tiere abgedruckt, hat man eine bestimmte Anzahl davon, gibt es für das Set Punkte. Vielleicht ist es auch das Thema. Bei Lumicora sind wir unter Wasser und irgendwie hat alles mit diesem kleinen Riff zu tun. Bei Akropolis könnten wir auch nur farbige Plättchen aneinander legen. Eigentlich bauen wir glaube ich eine Stadt. Aber so richtig sicher bin ich mir nicht. Das Artwork gibt es nicht so richtig her. Daher …
Mein persönliches Kurzfazit: nicht mein Fall

Akropolis spielen wir gegeneinander und können uns hier und da Plättchen wegnehmen. Es ist nicht ganz leichtgewichtig, da man schon etwas grübeln könnte.
Rococo
Des Kaisers neue Kleider – den Zusatztitel muss ich mir unbedingt merken, falls/wenn ich zu dem Spiel einmal eine umfangreichere Rezension schreiben sollte. Wir begeben uns mental in das 17. Jahrhundert nach Frankreich und versuchen die besten Kleider zu schneidern und bei Ludwigs XV. Hofe unter die vornehme Gesellschaft zu bringen. Ganz klares Ziel: wir wollen bevorzugter Hoflieferant*in für den edlen Zwirn werden. Mit bis zu sechs unterschiedlichen Aktionen und meist drei Workern in Form von Karten müssen wir in sieben Runden die meisten Punkte für Kleider oder Dekorationen im Königshaus erarbeiten.

Die Mechaniken sind an keiner Stelle neu, aber das Thema. Und irgendwie ist es stimmig. Die Arbeiter sind Schneidermeister, -Geselle oder Lehrling. Dabei darf eben nicht jeder jede Aktion durchführen. Das Verbessern des Kartendecks … äh … einstellen neuer Schneider*innen darf beispielsweise nur ein Meister durchführen. Zum Schneidern der Kleider braucht es die richtigen Ballen in der richtigen Farbe an Stoffen. Manchmal auch mit verziert mit weiteren Ressourcen wie Spitze. Überhaupt ist die Reihenfolge von Kaufen der Rohstoffe, Schneidern und anschließend Gäste damit ins Schloß spazieren lassen, irgendwie durchgängig logisch.
Vor kurzen ist das neue Spiel als Crowdfunding-Projekt erfolgreich abgeschlossen worden. In einigen Kommentaren habe ich lesen können, dass es hoffentlich zugänglicher und schneller zu spielen ist als der Vorgänger.
Das Spiel zu erlernen oder anderen zu erklären empfand ich als extrem einfach. Die Mechaniken und die Ideen passen einfach gut zusammen. Ich hatte Glück die Original-Fassung zu spielen und die Deluxe-Fassung erklären zu dürfen. Für mich ganz klar: Die Original-Fassung hat sicherlich eher den grafischen Charme eines älteren Spiels à la Mombasa oder Die Abenteuer des Marco Polo. Die Deluxe-Fassung empfand ich aber zu überfrachtet, zu bunt, zu wenig linear und viel erklärungswürdiger. Obwohl die Deluxe-Variante von niemand anderem als Ian O´Toole.
Mein persönliches Kurzfazit: Kaufen

Gegeneinander ohne Kampf. Schönes Spiel zum Nachdenken und Züge im Voraus planen. So mag ich das.
Updates
Eingespielt
Es gab keine Zeit neue Spiele in mein Haus einziehen zu lassen.
Ausgerockt
Ausgezogen sind nun endgültig einige Spiele, die ich den Brettspielfreunden Hildesheim e.V. für die eigene Spielausleihe überlassen habe.
Dadrunter ist unter anderem Planet B. Ich habe es wirklich eine ganz Zeit sehr viel und sehr gerne gespielt. Auch auf der ein oder anderen Veranstaltung konnte ich es als Erklärbär unter das Volk bringen. Dabei ist mir eins aufgefallen. Neulinge lachen sich noch kaputt über die lustigen Wortspiele und Kartentexte. Mir entlockt es nur noch ein müdes Lächeln. Selbst die Wahlrunden weisen nicht mehr den Spannungsbogen von den ersten Runden auf. Es hat sich einfach ausgespielt. Daher konnte ich es mit gutem Gewissen ziehen lassen und hoffe, dass es noch mehr Menschen ein erstes Lächeln entlockt.
Ebenso ist nun Die Schriftrolle der Geheimnisse ausgezogen. Letztlich spielt man es dann doch nur zweimal oder dreimal durch. Es besticht zwar durch eine total schöne Optik, aber staubt langsam ein. Perfekt um andere Menschen damit glücklich zu machen.
Hintergrund-Bild (Banner) von Chokniti Khongchum auf Pixabay. Wie geht es euch? Wenn ich ein Spiel das erste Mal spiele, befinde ich mich im Jugend forscht-Modus. Jede Aktion will ausprobiert werden, alle Mechaniken wollen erspielt werden. Aus dem Grund empfinde ich das Bild mit dem Mikroskop so wunderbar passend für diesen Artikel.
Bilder analog rockt
Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).