Der Oktober ist schon fast vorbei, während ich diesen Artikel vorbereite. Die SPIEL 2024 hat Anfang des Monats wie gewohnt stattgefunden. Dieses Jahr war ich nicht dabei und habe entsprechend weniger neue Titel angespielt. Dafür sind einige unterstützte Crowdfunding Spiele angekommen. Darunter das von mir lang erwartete Endeavor über das ich bereits berichtet habe. Das Spiel kam direkt sechsmal auf den Tisch, und ich habe keine Partie bereut. Es wird tatsächlich einer meiner Lieblingstitel werden.
Angerockt
Andor Junior
Es scheint so, dass ich einer der wenigen Menschen bin, die Andor ätzend findet. Das Artwork von Michael Menzel ist toll und die Spielidee klasse. Ich hasse allerdings das Fortuna-gewürfel und das Durchoptimieren auf die letzte Sekunde. Den ersten Teil von Andor habe ich – nicht mal die ersten zwei Missionen durchgespielt – wieder verkauft. Es war einfach überhaupt nicht unser Ding.
Umso mehr habe ich mich über Andor Junior gefreut. Für Kinder wird es doch wohl besser sein! Also gleich eine Runde mit unserem kleinen Mann zu dritt gespielt. Und was soll ich sagen? Das Spiel kann direkt weg. Gleiche Probleme wie das große Vorbild. Kaum belohnend, glückslastig. Bäh.
Wir haben die erste Mission gewonnen, aber tatsächlich nur, weil wir den Startpunkt des Drachen aus Versehen falsch gesetzt hatten. Wie auch immer: am Ende haben wir unseren Kleinen gefragt, wie er das Spiel fand.
Seine Antwort: „Karak und Cora Quest mag ich lieber. Das will ich nicht mehr spielen.“ In der Familie sind wir uns also einig. Allen anderen da draußen viel Spaß. Alle, die jetzt aufatmen und denken „noch jemand, der es nicht mag“ sei gesagt, es gibt noch andere Spiele. Wird Zeit, dass ich Karak und Cora Quest rezensiere. Vom Autor Michael Menzel selbst gibt es natürlich noch das etwas erwachsenere Robin Hood. Immer noch ein tolles Spiel!
Mein persönliches Kurzfazit: nicht kaufen
Klong!
Wenn Lords of Waterdeep ein Paradebeispiel für die Umsetzung von Worker-Placement ist, dann ist Klong das Paradebeispiel für Deck-Building. Grundsätzlich habe ich schon mal vor längerem einen Klong!-Teil gespielt. Wenn sich meine Statistik richtig erinnert (und ich diese zur Abwechslung auch mal gepflegt habe), müsste es sich dabei um Klong! Katakomben gehandelt haben. Das Original hat nun schon acht Jahre auf dem Buckel, hat aber ziemlich Spaß gemacht.
Bei Klong! sind wir diebische Figuren, die in die Gewölbe eines Drachen hinabklettern, um seine Schätze habhaft zu werden. In unserem Deck haben wir unter anderem Bewegungs- und Suchaktionskarten. Aber auch Stolpern-Karten, die einen „lauten“ eigenen Marker in einen Beutel versenken. Bei bestimmten Ereignissen werden Marker aus dem Beutel gezogen. Diese Marker symbolisieren die verlorenen Lebenspunkte der einzelnen Charaktere. Mit unseren Deckkarten können wir neue Deckkarten erwerben, die uns mehr von allem geben können (bis zu reinen Siegpunkten).
Gegen Ende des Spiels zieht noch eine Tiefsee-Mechanik. Irgendwann hat der erste Charakter einen der fetten Schätze, von denen sich in der Regel nur einer tragen lässt, abgesahnt. Dann wird es eng in den Katakomben. Sobald eine Person wieder aus den Gewölben geflohen ist, rast die Zeit beziehungsweise der Drache wird deutlich öfter aktiv (er verfolgt die Spielenden) und die Lebenspunkte rasseln nur so herunter. Hier beginnt ein witziger Wettlauf gegen die Zeit.
Klong! ist ein phantastisches Spiel für Kinder- und Familien. Leider sind recht viele Karten mit Texten versehen, sodass die Kinder mindestens lesen können sollten. Wenn meiner so weit ist, wird es sicherlich ins Regal wandern.
Mein persönliches Kurzfazit: spielen und kaufen
Die holde Isolde
Die holde Isolde ist ein Familienspiel, bei dem das Karten Drafting im Vordergrund steht. Die Spielfläche besteht aus sieben ausgelegten Spielbrettern. Auf jedem lässt sich die eigene Figur nach oben schieben, sofern die passende Handkarte für das Spielbrett im Besitz ist. Daher werden im Vorfeld reihum fünf Karten gedraftet. Ebenfalls reihum sind nun die Spielenden dabei und dürfen je eine Karte auslegen. Auf der Karte ist das Spielbrett und die Anzahl an Feldern abgedruckt. Am Ende einer Runde werden Sonderaktionen je nach Runde und Spielbrett ausgelöst, die den Stand der Figuren auf dem Brett noch einmal verändern können. Dann einmal Zwischenbilanz in Form von Punkten ziehen und sechs weitere Runden spielen.
Wir haben es in voller Besetzung von fünf Personen gespielt. Zu zweit oder zu dritt solltet ihr direkt einen Bogen um das Spiel machen. In Summe ist das Spiel solide, hat mich aber nicht wirklich hinter dem Thron der holden Isolde hervorgelockt.
Mein persönliches Kurzfazit: nicht kaufen
The Witcher: Die Alte Welt
Ich bin absolut kein Witcher-Fanboy. Klar habe ich die Serie geschaut. Aber das war es dann auch schon. Für einen Appel und ‘nen Ei habe ich mir Witcher auf der Switch (oder war es die PS4) gekauft und wahrscheinlich eine ganze Stunde über mehrere Etappen gespielt. Zu viel Open World und zu wenig ich-zieh-dich-am-roten-Faden-in-die-ein-oder-andere-Ecke. Hat mich Konsolen-Casual-Spieler komplett „überfordert“.
Im Gegensatz dazu sind Bill und Chris deutlich mehr im Universum zu Hause. Optisch erinnert mich das Spiel ohnehin immer an das Skyrim-Brettspiel von Stefan. Daher war ich neugierig drauf, es mit Bill und Chris auszuprobieren.
Wir spielen kompetitiv darum, wer als Erstes fünf Siegpunkte errungen hat. Siegpunkte erhalten die Spielenden hauptsächlich durch Monster oder Mitspielende besiegen. Jeder Charakter hat ein individuelles Tableau mit Attributen. Diese sind leicht asymmetrisch. In der Regel unterscheiden sich die Figuren darin, was sie im Kampf machen können. Ich habe etwa eine Zauberin (Nekromantin) gespielt, die einmal im Kampf durch den Abwurf von Handkarten Schaden verursachen konnte. Bill hatte einen Hexer aus der Vipernschule (oder so). Damit konnte man vom gegnerischen (oder monsterlichen) Deck eine Anzahl an Karten anschauen und eine abwerfen. Da empfand ich meine Fähigkeit deutlich nützlicher und habe sie in jedem Kampf einmal genutzt.
Die Charaktere reisen durch die Witcher-Welt, sammeln Hinweise auf Monster, Skillen ihre Tableaus auf oder stellen sich den Kreaturen. Wir haben zu dritt inklusive Regelerklärung etwas um die fünf Stunden gespielt. Das liegt sehr wahrscheinlich an der extrem vorsichtigen Herangehensweise von uns allen bei den Kreaturen. Wir haben zu lange geskillt und hätten viel eher in die Kämpfe ziehen können. Das alleine hat schon für gute Stimmung gesorgt.
Das i-Tüpfelchen waren aber die Quests. An jedem Ort können die Charaktere am Ende ihrer Runde noch eine Erkundung in der Stadt oder der näheren Umgebung durchführen. Oft sind dies einfache Entscheidungen, die zu einer direkten positiven wie auch negativen Konsequenz führen können. Manchmal wird daraus aber ein gehe-anschließend-zu-Punkt-x und dann-zu-Punkt-y. Alles gepaart mit einem tollen Flavourtext, der selbst mich vollkommen in den Bann gezogen hat. Der Stapel der Quests ist megadick, sodass ich mich gefragt habe, warum sie nicht auch einen roten Questfaden als extra Spielmodi eingebaut haben. Hätte mir besser gefallen als die Konkurrenz um die Siegpunkte.
Ich habe hier vieles unerwähnt gelassen (wie in etwa die Spielmechanik —> Deckbuilder), die tollen Miniaturen (von Bill angemalt) oder auch die bereits genutzten Erweiterungen. Ich hoffe sehr, dass ich noch einmal in das Vergnügen kommen werde, das Spiel zu genießen. The Witcher ist ein hoher Zeitinvest, für den am Ende für mich doch zu wenig Spiel übrig bleibt. Aber einmal im Jahr wäre ich komplett dabei.
Mein persönliches Kurzfazit: spielen, nicht kaufen
Updates
Eingespielt
In diesem Monat sind einige Spiele neu in meine Sammlung gelangt.
- Eclipse: Das zweite galaktische Zeitalter
Gab es auf der Messe für den halben Preis. Dafür dachte ich mir, kann ich es in den Schrank packen und einmal im Jahr auf den Tisch bringen. Die Regeln habe ich zum ersten Mal durchgelesen. Sind gar nicht so komplex. - Endeavor: Tiefsee
Das Spiel ist endlich angekommen und ich habe schon einige Partien hinter mir. Aus meiner Sicht wirklich ein Top-Spiel. - Das Unbewusste
Wie Tiefsee ebenfalls bei Frosted Games erschienen und von den Machern von Endless Winter. Thematisch geht es um Siegmund Freuds Kaffeerunde. Bis zu viel Spielende versuchen, die Geheimnisse der Psychoanalyse zu erforschen. Das Material ist sehr hochwertig, aber die Regeln haben sich nicht so simpel herunterlesen lassen. Ich befürchte gerade, dass es mir am Ende nicht gefallen könnte. - Slide
Kleines, flottes Familienspiel von Strohmann Games, das ich bereits auf der Berlin Con gespielt und für gut befunden habe. Das ist nun über den lokalen Dealer Das Spielbrett bei mir eingezogen.
Außerdem habe ich noch die beiden Crowdfunding Projekte Under our Sun und Paper Apps Galaxy unterstützt. Die sollten sogar beide noch in diesem Jahr ankommen, insofern werden sie vielleicht bald unter angerockt zu finden sein.
Ausgerockt
Ausgezogen sind keine Spiele.
Hintergrund-Bild (Banner) von Chokniti Khongchum auf Pixabay. Wie geht es euch? Wenn ich ein Spiel das erste Mal spiele, befinde ich mich im Jugend forscht-Modus. Jede Aktion will ausprobiert werden, alle Mechaniken wollen erspielt werden. Aus dem Grund empfinde ich das Bild mit dem Mikroskop so wunderbar passend für diesen Artikel.
Bilder analog rockt
Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).