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analog rockt Brettspielrezensionen

Arydia – The Paths We Dare Tread

Der Artikel wurde von Bill geschrieben. 10 Minuten Lesezeit

Episches Abenteuer oder ein banaler Müßiggang?

Es ist nun bereits einige Wochen her, dass Arydia mich nach einer langen Wartezeit seit dem Crowdfundingprojekt endlich erreicht hat und ich mit einem guten Freund zusammen den Weg in diese abenteuerliche Welt gewagt habe. Nun haben wir es zwar noch lange nicht durchgerockt, aber nach ca. 14 h Spielzeit (ohne Einführungsteil) kann ich ruhigen Gewissens behaupten, das Spiel ausreichend bewerten zu können.
Diese Spielvorstellung bleibt spoilerfrei, ich werde aber ein Tagebuch führen, bei welchem ich hier und später in den jeweiligen Titeln ausdrücklich vor explizit dargestellten Spielinhalten warne, da diese zu viele Inhalte für ein eigenes Spiel verraten würden.
Arydia strotzt nur so vor gutem Material, vielen verborgenen Inhalten in noch verborgenen Kisten und wundervollem Artwork.

Viele Inhalte sind am Anfang noch nicht zugänglich

Leider gibt es das Spiel nur auf Englisch und es ist fraglich, ob es überhaupt auf deutsch erscheinen wird, da Vorgängerprojekte von FarOffGames, wie z.B. Xia, bislang nicht offiziell übersetzt wurden. Der größte Teil der Spielenden bewertet den Titel einvernehmlich gut. Laut BoardGameGeek-Rating haben ca. 1.400 Spieler eine Bewertung abgegeben, wobei es eine Höhe von 9,3 / 10 Punkten erreicht hat.
Es gibt allerdings auch Stimmen dagegen – es wäre allgemein einfacher als angenommen, die Quests erscheinen unwichtig und unepisch und vor allem sei das Management am Tisch zu viel und teilweise unübersichtlich… Also ist es nun ein Meisterwerk oder verbirgt sich dahinter ein banaler Blender?

Steckbrief

NameArydia: The Paths We Dare Tread
Erscheinungsjahr2025
ComplexityMedium
BGG Rank9.24 (726)
Player Count1-4
Designer(s)Cody Miller and Ira Fay
Artist(s)Philipp Ach, Tess Anderson, Lina Cossette, David Forest and Kirk Hamilton
Publisher(s)Far Off Games
Boardgamegeek-Plugin von Meeple Like Us


Was tut man denn eigentlich in dieser fantastischen Welt?

Grundsätzlich handelt es sich um einen Hybriden aus Rollen- bzw. Abenteuerspielt und Brettspiel. Ganz am Anfang wird man uns mittels eines 16-seitigen Tutorials in die regeltechnischen Grundlagen einführen. Das vorherige Lesen des umfassenderen Regelhefts ist vom Designer nicht empfohlen und da dieses über einen guten Index verfügt, soll es im späteren Spielverlauf auch eher als Nachschlagewerk dienen. Meine Erfahrung: Das hat super funktioniert. Insgesamt merkt man dem Spiel viel Liebe zum Detail an, was beim Artwork anfängt und sich bis zu den Regeln zieht. Das ist richtig gut und macht bereits von Anfang an gute Laune während der Einführung. Diese dauert seine 2-3 Stunden (je nach Spieleranzahl) und sollte möglichst am Stück abgehandelt werden und am besten von einer Session in am gleichen Tag gefolgt werden um das gerade gelernt erstmal zu festigen.
Dabei wird zuerst die Charakterentwicklung erklärt und auch durchgeführt. Und hier hat man bereits mehr als in den meisten Spielen dieses Genres das Gefühl einen echten Rollenspielcharakter zu erschaffen. Was will ich sein? Ein Mensch, Ork oder doch ein Elf? Ganz abgefahren – ein katzenartiger Felish oder ein humanoides Echsenwesen namens Slynn? Bin ich dann Krieger, Kleriker oder eher ein Streuner? So viele Entscheidungen am Anfang und wow, die Figuren sind bereits bemalt, Köpfe lassen sich daran für die jeweilige Klasse, hier Pfad genannt, anstecken und es gibt einen 20-seitigen Würfel!


Wenn die Charaktere erstellt sind und wir andere Mechaniken gelernt haben, werden wir mit ein paar Hinweisen, wo eventuell interessante Orte sein könnten in eine offene Spielwelt entlassen.
Die Welt von Arydia ist atemberauben hübsch gestaltet und verdichtet damit die Immersion, welche die kreativen Köpfe hinter dem Spiel für uns erstellen wollten. Das Reisen ist einfach umgesetzt und kartenbasiert – dieses sogenannte Reisedeck besteht am Anfang bereits aus einigen Karten, welches je nach unseren Entscheidungen im Spielverlauf aber erweitert wird und damit Begegnungen triggern kann, deren Vorgeschichte wir beeinflusst haben oder miterleben konnten. Generell werden viele Karten aus den drei großen Haltern gezogen (welche alle bei Auslieferung bereits vor sortiert sind) und je nach Erlebnissen und Entscheidungen im Spiel erweitert, getauscht oder aus dem weiteren Spielverlauf entfernt werden.

Eine Vielzahl von Karten. Gut sortiert und in ständigem Fluss

Es tun sich Jobs auf, denen wir wie in bekannten Computerrollenspielen folgen und diese erfüllen können, das Gegnerdeck, das für Kämpfe wichtig ist, wird ebenfalls immer wieder beeinflusst. Orte können sich anpassen, unsere Charaktere verdienen durch Taten neue Titel und Kämpfe müssen bestanden werden. Spielmechanisch passiert bis auf die Kämpfe nicht viel herausforderndes, jedoch kann das Management der Spielkarten und Geländekarten mit dem Heraussuchen und späteren wieder Einsortieren teilweise etwas lästig wirken.
Immer wieder kann es zu Fähigkeits- oder Attributsproben kommen, deren Ausgang den folgenden Spielverlauf beeinflussen können.
Die Kämpfe sind taktisch und spielmechanisch gesehen die größte Herausforderung im Spiel. Wer jedoch andere bekannte Dungeon-Crawler kennt, wird diese gut meistern können, sie vielleicht sogar oft als zu einfach empfinden. Die Schwierigkeit wird dabei dabei der Spielerzahl angeglichen, da die Gegnerkarten stets nach einem Spieler gezogen werden und die Kämpfe daher mit mehr Spielern mehr Gegnerzüge beinhalten können.
Einfach nur schön sind die einzelnen Begegnungen auf den Geländeabschnitten. Egal ob Ereignisse, interessante Sehenswürdigkeiten oder die Gespräche mit den Nichtspielercharakteren – überall sind narrative Inhalte verborgen und laden zum Rollenspiel ein. Dies ist auch ein gewollter Inhalt des Spiels, denn selbst wenn es hierzu fast keine Spielmechaniken gibt, so kann das freie Rollenspiel mit den Informationen auf den Karten und einem kurzfristig deklarierten Spielleiter unter den Spielern zu sogenannten Rollenspielpunkten führen, die im Nachgang Erleichterungen auf Würfelproben bringen.
Arydia kann stets nur mit ein und der selben Gruppe gespielt werden. Ein zweiter Spielstand mit einer anderen Gruppe ist im selben Spielkarton zur selben Zeit leider nicht möglich.


Welche fantastischen Inhalte finden wir in der Schachtel?

Die Box ist enorm groß und erreicht die Ausmaße von Gloomhaven, auch gewichtsmäßig. Der Inhalt kommt gut gefüllt und in die Box sortiert bei den Spielenden an. Die Sachen sind bereits alle richtig verpackt und laden zum Losspielen ein. Einzig bei den drei Kartenboxen sind ein paar leicht umzusortieren. Das wird aber alles in der Einführung genauestens erklärt.
Nach dem Meistern des Tutorials ist das eigentliche Regelwerk eher als Nachschlagewerk mit gutem Index zu verstehen. Das funktioniert wirklich gut und sollten darüber hinaus noch Fragen offen bleiben, sind alle Fertigkeiten, Gegenstände, etc. mit Handkarten versehen, auf denen sich FAQ’s befinden. Nichts sollte dem Zufall überlassen bleiben.


Auf der Schachtel ist eine Einsortierhilfe aufgedruckt um das gesamte Material wieder ordentlich hineinzubekommen. Insgesamt lässt sich das Spiel gut abspeichern und trotz der Menge an Inhalt gut in die Kiste einsortieren und relativ schnell für die kommende Partie wieder aufbauen.


Wie würde ich das Spiel denn nun bewerten?

Allem voran ist zu erwähnen, dass hier überall im Spiel Cody Millers Herzblut und Liebe zu diesem Projekt zu spüren ist. Egal ob Material, FAQ’s auf den Kartenrücken, Einsortierung, Artwork oder narrativer Inhalt. Natürlich hat er das Spiel nicht alleine geschaffen, aber man spürt geradezu die Liebe zum Detail, welche zum größten Teil von dem Designer selbst kommt.

Dennoch ist vielleicht nicht alles Gold was glänzt. Das Spiel erscheint erst einmal wie eine Wucht, aber ist es das auch? Die Geschichten sind wunderschön erzählt mit viel Charme und oft auch einem lustigen Augenzwinkern. Auf den zweiten Blick erscheinen die Quests aber vielleicht belanglos und wenig episch. Hier ist die Frage, was man selbst erwartet und vor allem was man sich wünscht. Dem Einen erscheint die Welt vielleicht zu fade den Nächsten haut es aus den Socken – im positiven Sinne. Wir persönlich gehören eher zur letztgenannten Fraktion
Auch wenn das Spiel durch die vielen spielabhängigen Veränderungen und Anpassungen lebendig erscheint, passiert nichts ohne die Handlung der Spieler. Es gibt keinen zeitlichen Druck, keine eigenständigen Veränderungen. Zumindest wird das von negativer Kritik dargestellt – und da ist sicherlich etwas dran. Dem fehlenden Zeitdruck kann ich bislang nur zustimmen. Aber allein durch die fortlaufende Zeit (Tageskartendeck) werden dem Reisedeck immer wieder Karten zugeteilt, welche dann im Spiel zu zufälligen Begegnungen führen, und damit ggf. die Geschichte ebenfalls vorantreiben oder vielleicht in eine andere Richtung lenken können. Wie anfangs beschrieben kommen durch unsere Handlungen auch stets neue Karten zum Reisedeck hinzu. Man kann das sehen wie man will, aber zumindest wurde durch all diese Dinge eine in meinen Augen lebendig wirkende Welt geschaffen. Ob einem dies als Herausforderung oder narrativ vorangetriebenes Erlebnis ausreicht, muss natürlich jeder selbst bewerten. Uns beiden bereitet es jedenfalls riesigen Spaß!
Das enorme Management am Spieltisch ist das einzige, was ich ggf. persönlich als störend beschreiben würde. Doch auch hier habe ich mich nun nach 14 Spielstunden eingefunden und bekomme das jeweils notwendige Material recht schnell auf- und wieder abgebaut. Es stellt sich zwar die Frage, ob man das durch ein Questbuch oder etwas anderem ggf. besser hätte lösen können. Aber ich genieße die hier mal anders gewählte Herangehensweise und finde, dass es so auch sehr gut gelöst wurde. Gerade wenn z.B. ein Nichtspielercharakter nach unserer Handlung von Karte “A” zu “B” getauscht wurde (was sehr oft passiert) müsste man dies in einem Questbuch beispielsweise mit vielen Querverweisen regeln, was bestimmt ebenfalls sehr schnell unübersichtlich werden könnte und mit den getauschten Karten in meinen Augen leichter von der Hand geht.

Daher kann ich für mein Empfinden dieses Spiel nur als Meisterleistung bewerten.
Ich hoffe, dass meine Ausführungen für Euch werte Leserschaft hilfreich waren, eine eigene Meinung zu bilden und wünsche Euch ebenfalls ganz viel Spaß, alte es Euch in die Welt von Arydia verschlagen!

Arydia ist meiner Meinung nach großartig und erhält daher volle vier von vier Rockermeeplen:


(c) Copyright

Grafik(en) und Bild(er) von Horst Brückner und Bill Marquardt

Das Spiel ist kein Rezensionsexemplar und wurde mit eigenen Mitteln erworben. Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider.


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Narrativ und Kampagne sind schonmal zwei Dinge die mich in Brettspielen sehr frohlocken lassen. Aber mich macht eigentlich fast alles froh, wenn es thematisch gut gemacht ist und am besten noch mit tollen Illustrationen lockt. Ich Liebe dabei die schöne Gesellschaft am Spieltisch, der Sieg ist eher zweitrangig für mich. Zudem mag ich auch mal das eine- oder andere Videospiel und hierbei am liebsten gut gemachte Videospieladaptionen der mir geliebten Brettspiele.

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1 reply on “Arydia – The Paths We Dare Tread”

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    Björn says:

    Es muss doch auch nicht immer episch sein um eine schöne Geschichte zu erzählen. Das ist immer eine Kritik die ich nicht verstehe. Also glaube ich bin hier ganz bei dir – Die schöne Aufmachung und die Liebe zum Detail lassen Arydia richtig scheinen. Steht definitiv noch auf meiner Wunschliste. Durch den großen Storyanteil würd ich aber doch eine deutsche Version begrüßen. (Aber da werde ich wohl entäuscht)

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