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analog rockt Brettspielrezensionen

Ganz schön Clever

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 7 Minuten Lesezeit

Erst jüngst hat mir eine Freundin bei einem Spielabend als Starter Ganz schön Clever mitgebracht. Das wollte ich die ganze Zeit schon einmal ausprobieren und daher war es eine willkommene Überraschung. Zu Beginn dieser Zeilen musste ich noch zwei Dinge feststellen. Zum einen habe ich überlegt, wie man den Kniffel-Mechanismus umschreibt. Eigentlich nur um zu erkennen, dass er durch die Brettspiel-Anglizismen Roll-and-Write bereits längst abgedeckt ist. Zum anderen kam mir der Autorname so bekannt vor. Das großartige Die Tavernen im Tiefen Thal ist ebenfalls von Wolfgang Warsch. Wahnsinn! Mit Würfeln kennt er sich also bereits aus. Aber richten wir den Blick nun zu dem Kniffel-Ableger und nominierten Kennerspiel des Jahres 2018.

Steckbrief

  • Art: kompetitiv
  • Genre: Familienspiel
  • Kern-Mechaniken: Roll-and-Write, Engine-Builder
  • Spielname: Ganz schön Clever
  • Verlag: Schmidt Spiele
  • Erstveröffentlichung: 2018
  • Autor: Wolfgang Warsch
  • Illustration: Leon Schiffer
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Spieler*innen: 1 – 4
  • Dauer: 30 Minuten

Worum geht es grob?

Wir haben sechs unterschiedlich farbige Würfel. Bis zu vier Spielende sind nacheinander an der Reihe. Abhängig von der Anzahl werden vier bis sechs Runden gespielt (vier Runden bei vier Spielenden). Auf dem Block selbst geht es nicht darum Straßen oder Augenpaare miteinander zu erwürfeln. Aus dem eigenen Wurf darf man sich nach jedem Wurf einen Würfel auswählen und entsprechend der Farbcodierung auf dem Spielplan eintragen. Gelbe Würfelwerte auf die gelben Felder, grüne Würfel … ich glaube das Prinzip ist klar (der weiße Würfel ist übrigens ein Joker). Insgesamt werden im eigenen Zug drei der Würfel ausgewählt. Dabei gibt es eine kleine Gemeinheit zu beachten: Nach jeder Würfelauswahl werden alle Würfel die eine kleinere Augenzahl aufweisen als der gewählte Würfel auf ein Silbertablett (in den Karton zurück) abgelegt. Diese stehen beim nächsten Wurf nicht mehr zur Verfügung.

Der Wertungsblock mit den unterschiedlichen Farb(Wertungs-)bereichen.

Jeder Farbbereich hat dabei ein anderes Schemata und Muster. Im gelben Bereich versucht man eine Reihe oder eine Spalte (oder besser ganz viele davon) voll zu bekommen. Spalten geben Siegpunkte und Reihen geben die Chance in anderen Bereichen Felder abzukreuzen. Die Felder als solches kommen mehrfach vor (also zum Beispiel gibt es 2x6er Felder). Damit gleicht es eher einem Bingo-Mechanismus. Der blaue Bereich ist ähnlich wie der gelbe. Hier wird allerdings zusätzlich immer der weiße Würfel hinzuaddiert. Egal, ob er einer von den drei gewählten Würfeln ist oder nicht. Die Felder sind von zwei bis zwölf durchnummeriert und kommen nur einmal vor. Als Belohnung locken wieder unterschiedliche Boni wie einen Joker alle Würfel zu Beginn noch einmal neu zu würfeln oder Kreuze für Felder anderer Bereiche. Im grünen Bereich ist vorgegeben, welcher Wert gerade überboten werden muss. Je mehr Felder angekreuzt sind, desto mehr Siegpunkte lassen sich ausschütten. Ausserdem bekommt man ab und zu noch einen Boni. So ähnlich wie die Chance in Kniffel lässt sich der orangene Bereich mit jeglichem Würfelwert füllen. Diese werden nachher 1:1 als Siegpunkte übernommen. Auch hier gibt es ab und zu einen Boni. Im letzten lilafarbenen Segment muss man immer einen höheren Würfelwert als den vorherigen Wert haben. Auch hier werden alle Zahlen am Ende addiert. Das besondere ist aber, dass es ab dem dritten Wert einen Bonus gibt, der es oft erlaubt ein Kreuz in einem anderen Bereich zu setzen. Dadurch lassen sich gut kleine Engines starten.

Die fünf Segmente oder Bereiche sind untereinander verzahnt und geben immer wieder die Möglichkeit einen Bonus für ein anderen Bereich zu erlangen, der vor allem im weiteren Spielverlauf oftmals dazu führt, wiederum einen Bonus zu bekommen, der einen Bonus in einem anderen Bereich ausschüttet und so weiter.

Hier wird noch auf dem Silbertablett serviert.

Nachdem der aktive Spielende seine drei Würfel platziert hat, können sich die übrigen Personen reihum einen Würfel aus dem Silbertablett nehmen und kostenlos einzeichnen. Mit diesem Wissen kann man die aktive Person also bereits versuchen Boni der anderen Spielenden zu verhindern. In der Praxis nicht ganz einfach, trotzdem eine schöne Möglichkeit miteinander zu interagieren.

Unboxing

Eigentlich braucht es kaum einen Karton. Aber irgendwo muss der Block hineinpassen. Im Gegensatz zu dem Kniffel-Klassiker wird man den Plan auch nicht mal eben aus dem Kopf auf einen Bestellblock bei der Stammkneipe um die Ecke kritzeln. Daher ist es schön, dass die Idee mit dem Silbertablett direkt aufgegriffen wurde und im dem Inlay als aufgezeichnete Variante dazu kommt. In dem kleinen übrig bleibenden Fach ist genug Platz um die sechs farbigen Würfel und die vier kurzen, schwarzen Filzstifte zu verstauen. Hier passt alles zusammen.

Passt alles rein und Stifte sind auch noch dabei.

Aktuelle Einschätzung

kurz und knapp

Wenn ich jetzt Punkte vergeben müsste, würde es gute drei analog rockt Meeple verdienen.

Klar man muss Lust auf so ein Spiel haben. Wer mein Artikel zum Thema Glück im Spiel gelesen hat, weiß ich dass ich solche Spiele meide. Insbesondere in Kindertagen habe ich unzählige Partien Kniffel gespielt (wie hieß die Alternative? Yahtzee?!). Von nun an würde ich immer eher zu Ganz schön Clever greifen, wenn beides zur Verfügung steht. Es ist deutlich spannender sich zu überlegen, welche Spalten oder ganze Reihen man vorwärts geht und welche kleinen Engines sich dadurch abfeiern lassen.

Was gefällt mir bislang gut Was gefällt mir bislang nicht so gut
Mehr taktische Züge als bei Kniffel Am Ende ist es dann doch nur Kniffel
Glück kann teilweise kompensiert werden Glücksfaktor
Steile Lernkurve
Stifte sind dabei
„Servieren auf dem Silbertablett“
Engine-Builder

Boardgamegeek

Da viele von euch auch direkt auf BGG schauen, nehmen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Faktoren für dieses Spiel direkt auf (Stand Mai/2023).

Ranking Weight
7.6 1.88

Die Schwierigkeit beziehungsweise die eher taktische Platzierung der Würfel empfinde ich „komplexer“ als bei dem Klassiker. Von daher würde ich bei einer Boardgamegeek-Gewichtung ebenfalls eher zu der Stufe zwei als zu der Stufe eins tendieren.


c) Copyright Schmidt Spiele

Grafik(en) und Bild(er) von Horst Brückner

Das Spiel wurde privat erstanden. Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider.


Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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