Farbenspiel im Sherwood Forest
Robin Hood ist für mich eine der wichtigsten Helden meiner Kindheit. Walt Disney Zeichentrick-Verfilmung habe ich geliebt und konnte sogar ein komplett geklebtes Panini-Sammelheft mein Eigen nennen. Kurzer Dank an meine Eltern, die offenbar ein kleines Vermögen dafür ausgegeben haben. Aber meine Liebe erstreckte sich weiter. Kennt ihr noch die britische Serie Robin Hood (Original: Robin of Sherwood)? Sie war düsterer und mysteriöser, aber inspirierte mich zu unzähligen selbst gespielten Abenteuern im Garten und den nahen Wäldern. Meiner Meinung nach ist Robin Hood – König der Diebe immer noch die beste Verfilmung. So oder so ähnlich klingt übrigens auch die Einleitung zu meiner Rezension von Die Abenteuer des Robin Hood vom Autor und Illustrator Michael Menzel. Mittlerweile haben wir die Erweiterung Bruder Tuck ebenfalls durchgespielt und ich habe noch ein paar Fan-Abenteuer auf der Spielliste.
Mit Chris zusammen sind wir auf einer SPIEL in Essen auf den kleinen Stand der Wyrmgold GmbH gestoßen. Damals handelte es sich für mich um einen unbekannten Verlag. Mit der Publizierung von Pagan dürften sie in jedem Fall in der Brettspiel-Szene nun bekannt sein. Auf jeden Fall hatten sie Robin von Locksley dabei und dann auch noch von dem Erfolgsautor Uwe Rosenberg. Wir konnten das Spiel nicht spielen, sondern es gab nur eine kurze Regelerläuterung. Seitdem schwirrt es in unseren Köpfen herum. Auf der letzten Berlin Con präsentierte mir Chris zwischendurch glücklich seinen Loot. Inklusive Robin von Locksley. Mein Fan-Hype ist also groß und sicherlich bin ich nicht der Einzige, der im grünen Sherwood Forest mit einer rosaroten Brille durch die Gegend läuft.
Steckbrief
Name | Robin of Locksley |
Erscheinungsjahr | 2019 |
Complexity | Medium Light |
BGG Rank | 6.93 (3038) |
Player Count | 2 |
Designer(s) | Uwe Rosenberg |
Artist(s) | Maren Gutt |
Publisher(s) | Wyrmgold GmbH, Delirium Games, Funforge, Hobby Japan, Moria Games and Rio Grande Games |
Spielprinzip
Robin von Locksley ist ein Zwei-Personenspiel. Die Spielfläche besteht aus einem aus Plättchen, die in einem 5 × 5 großen Raster ausgelegt sind. Diese sogenannten Beuteplättchen unterscheiden sich in ihren unterschiedlichen Farben – in Summe gibt es sechs Farben – sind sonst aber identisch. Jede Person hat auf dem Raster eine Figur stehen, die sich wie ein Springer im Schach bewegen kann. Erreicht eine Figur durch die Schrittfolge ein Plättchen, erhält die Person dies für die eigene Auslage. Das Ausgangsfeld wird aus einem Nachziehstapel neu aufgefüllt.
Die Beuteplättchen benötigt man dringend, denn um das Raster sind je Seite fünf Aufgaben zu bewältigen. Eine zweite Figur je Person zeigt an, welche die nächste zu erfüllende Aufgabe ist. Alle Aufgaben beziehen sich auf die Beuteplättchen, wie in etwa habe genau zwei unterschiedliche Farben in deiner Ablage. Diese Set-Collection ist das Kernelement des Spiels. Die Aufgaben werden genau wie das Raster beim Spielbeginn per Zufall zusammengestellt. Insbesondere von den Aufgaben bleiben noch einige übrig, sodass ein gewisser Wiederspielwert gegeben ist.
Das Spiel endet, wenn die erste Person die 25 Aufgaben zweimal geschafft hat – also zwei Runden um das Raster marschiert ist.
Es gibt aber noch den ein oder anderen Kniff. Zum einen kann man sich von einer Aufgabe freikaufen, indem eine Münze bezahlt wird. Münzen erwerben die Spielenden, wenn sie mindestens drei gleiche Beuteplättchen eintauschen. Für drei Plättchen gibt es eine Münze und für jedes darüber hinaus gehendes Beutestück eine weitere Münze.
Zudem dürfen im eigenen Zug so viele Aufgaben erfüllt werden wie möglich. Dadurch entstehen manchmal tolle Ketten, wenn die Aufträge mit der eigenen Ablage harmonisiert und plötzlich eine Figur drei oder vier Aufträge vorprescht. Da hier jederzeit auch Münzen eingesetzt werden können, ist ein vorausschauendes Planen wichtig. In unseren Testrunden war es trotzdem so, dass beide Personen relativ dicht beieinander waren. Oft wird ein Vorpreschen durch den vollständigen Verlust von Geld und Plättchen bezahlt, sodass wieder einige Züge ohne Aufgabenbewältigung notwendig sind. Eine wirkliche Downtime kommt dabei niemals auf.
Unboxing
Die kleine Schachtel ist ein Witz, da sie viel zu groß ist. Ich glaube fast, dass man es Oink Games geben könnte und sie das gesamte Material raumsparend in eine kleine Schachtel zwängen würden. Also klappert und scheppert es im Karton. So würde sich Robin niemals an die Schätze der Adligen heranschleichen können. In einer Kurzrecherche habe ich keine 3d-Inlays entdecken können.
Außer auf den Eckplättchen ist kaum Platz für schöne Illustrationen. Die Beuteplättchen sind eher zweckmässig gestaltet, aber das ist eine äußert subjektive Wahrnehmung.
Mit der kleinen Anleitung habe ich mehr etwas schwergetan. Sie war nicht so richtig auf den Punkt gebracht und teilweise in Fliesstext zu wichtige Informationen versteckt. Gut ist, dass die Plättchen alle noch einmal mit etwas ausführlichen Worten erklärt wurden, sodass keine Frage mehr offen blieb.
Bewertung
Thematisch hat mich das Spiel von Uwe Rosenberg nicht in den Sherwood Forest versetzt. Aber da ist für einen Robin Hood Fan-Boy der Maßstab entsprechend hoch angesetzt. Die Spielmechanik hat mir Spaß gemacht, mit etwas Vorplanung direkt mehrere Aufgaben zu erledigen und dann vermeintlich davonzulaufen. Nur um ein paar Spielzüge später wieder eingeholt zu werden. Wahrscheinlich lässt es sich deutlich stärker auf Sieg-getrimmt spielen, aber ist es eben ein gemütliches Familienspiel. Die anfangs etwas kompliziert wirkende Symbolsprache respektive das Verständnis von dem Bündeln der Beuteplättchen, ist bereits in der ersten Runde verstanden.
Meine Frau findet es übrigens eher lahm. Es wird daher keinen Einzug in unser Regal finden. Schließlich spiele ich die Zwei-Personenspiele am ehesten mit meiner Partnerin zusammen. Also folgt so schnell kein weiterer Abstecher zu König Löwenherz, auch wenn es rein reisetechnisch gut in jedes Gepäck passen würde.
Unter dem Strich verbleiben zwei gute analog rockt Meeple oder in diesem Falle Bäume des Sherwood Forest für Robin von Locksley übrig. Ich würde es jederzeit mitspielen und wenn der Schrank genügend Platz hätte, würde ich es einziehen lassen. Sehr wahrscheinlich würde es aber in den nebligen Wäldern untergehen und viel zu wenig auf dem Tisch landen.
(c) Copyright Wyrmgold
Banner-Bild von Pixabay. Wer könnte besser Pate stehen für den Blogbeitrag als Robin Hood persönlich. In dem Schloss von Nottingham befindet sich diese schöne Skulptur von James Woodford.
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Grafik(en) und Bild(er) von Horst Brückner
Das Spiel habe ich von Freunden ausgeliehen bekommen. Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider.
Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).