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analog rockt Brettspielrezensionen

Frosthaven 006

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 6 Minuten Lesezeit

Aufgrund von privaten Terminen musste ich zwei Frosthaven-Runden ausfallen lassen. Bei einem Versprechen auf mehrere Jahre gesehen ist das nur eine Schneeflocke im Schneegestöber. Umso mehr, dass mir aufgefallen ist, dass eigentlich gar nichts passiert ist. In der ersten Runde haben Sven und Bill zu zweit endlich die Mission auf dem Berggipfel geschafft, die ich bereits verloren hatte. Glück gehabt 🙂

In der zweiten Sitzung sind sie der Spur zu einem Schatz gefolgt und in dem dortigen Abenteuer verreckt. Also hatte ich nun die Chance bei dem zweiten (und wie sich zeigt dritten) Anlauf dabei sein zu können. Zweimal nicht dabei gewesen und keine Story verpasst. Zeigt nur, wie hart das Spiel ist und wie oft wir schon zu Beginn die Missionen noch einmal spielen müssen. Aber dazu später mehr.


Wir sind das Dorf

Unsere Sitzung haben wir mit Stadt-Ereignissen begonnen. Bereits beim letzten Mal hatten die anderen einen neuen Händler im Dorf begrüßen dürfen. Das war auf Basis der voranschreitenden Zeit ein geplantes Ereignis. Aus einer unserer Weg-Ereignisse hatten wir für „heute“ ein spezielles Ereignis platzieren dürfen. Und da geht es dann auch gleich los mit einer Beschimpfung über unser abgewetzte Rüstungen. Wollen wir sagen, dass wir Söldner sind oder lieber klein beigeben. Ich überlasse es euch es herauszufinden. Dann geht es daran die Stadtkarten durchzugehen. Beim Handwerker können wir mittlerweile dank der Erbeuteten Ressourcen kräftig einkaufen. Für den Alchemisten haben wir mal wieder zu wenig Kräuter, aber das klingt auch immer vielversprechender. Anschließend noch ein Gebäude aufwerten (wieder den Handwerker mit wieder neuer Ausrüstung für das nächste Stadt-Ereignis) und dann geht es zurück zur Mission.

Ach ne, da kommt wieder ein Weg-Ereignis dazwischen. Dort zeigt Frosthaven wieder mal, dass zu viel Heroik immer auch bestraft wird. Das Dorf wird angegriffen. Verstecken oder Kämpfen. Die Frage stellt sich nicht wirklich. Ende vom Lied: wir gehen mit einer Wunde in die nächste Runde. Selbst schuld. Na gut, wer weiß, was wir erlebt hätten, wenn wir uns verstecken. Das nächste Mal vielleicht.

Spieglein, Spieglein an der Dungeon-Wand

Keine Angst, ich werde nicht wirklich viel Spoilern. Ich möchte euch nur mal einen Einblick geben, wie abwechslungsreich die Missionen ausgearbeitet sind. Nach ein bisschen Flavor-Text, sind wir kurz im Schlaf und wachen auf. Wir sind in einem Dungeon. Besser gesagt in zweien. Und zwar sind diese komplett im Spiegelbild aufgebaut. Nur wir nicht. Wir spielen das Szenario zu dritt. Einer auf der einen Seite und zwei auf der anderen. Die Kreaturen sind auch etwas unterschiedlich verteilt. Immer am Ende der Runde bekommen wir einen Schaden, wenn die Spiegelbild-Seite leer ist. Steht ein andere Charakter dort erhalten beide eine Heilung (praktisch für die mitgenommene Wunde). Steht Du im Spiegelbild mit einer Kreatur auf einem Feld, erleiden beide zwei Schaden. Grundsätzlich haben die Kreaturen übrigens dieselben Regeln.

Ich schlage vor das Ungleichgewicht zu verändern und will in den schlechter bewachten Dungeon und mittels beschworenen Kreaturen ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen unserer Seiten herzustellen. Fortuna macht uns direkt einen Strich durch die Rechnung. Erstmal sind in den ersten beiden Runden (und später nie mehr) die Monster jeweils vor uns dran. Bevor ich meine erste Aktion machen kann, bin ich schon fast tot und von Monstern eingekesselt. Ich schaffe es zwar noch meine Figur zu beschwören, aber bereits in der zweite Runde ist sowohl die Kreatur tot, ich immer noch eingekesselt und müsste bereits zwei Karten verbrennen, um nicht zweimal zu sterben. Zusätzlich haben die Monster noch die Fähigkeit, dass sie nach einem Nahkampf-Angriff sofort zwei Schaden austeilen. Ja geil. Fernkampf kann ich nicht. Dann kann ich also jetzt bei jedem Angriff von mir, gleich noch eine Karte abwerfen. Und bei jeder Runde der Monster auch noch jeweils eine. Wir geben direkt vor der dritten Runde auf und starten das Szenario neu. Ironischerweise bekomme ich trotzdem drei Erfahrungspunkte. Gelächter am Spieltisch: Du weißt nun, wie du es nicht machen solltest.

Hadern mit dem eigenen Schicksal

Kommen wir zu meinem Charakter Axara, die Totenbeschwörerin. In diesem Szenario ist es mir so richtig aufgefallen, wie nutzlos manchmal der Charakter ist. Kreaturen beschwören? Bringt kaum etwas, weil sie durch die vertrackte Spiegel-Falle eh alle nach einer Runde sterben. Meine Angriffskraft basiert auf reinen Standardangriffen. Fernkampf-Fähigkeiten? Gibt es nicht. Wir hatten Monster, die bei einem Nahkampf direkt zwei Vergeltungsschaden durchgeführt haben. Bei nur acht Lebenspunkten ein gewagtes Unterfangen.

Meine Support-Fähigkeiten sind auch was Heilung angeht extrem beschränkt. In „normalen“ Missionen helfen meine Kreaturen als lebende Schilde (wobei bei Toten ist das Wort lebend eher fehl am Platz). Für mich habe ich es bereits beschlossen. Ich arbeite ab nun aktiv an der Charakter-Rente, um dann einen anderen Charakter zu bekommen. Klar, gibt es manchmal auch heldenhafte Spotlights, aber es ist mehr ein im Weg herumstehen oder ein „kann mich jemand heilen“?

Alleine?

Eins steht für mich fest. Ich hätte mich frostblau geärgert, wenn ich mir Frosthaven als Solo-Kampagne gekauft hätte. Ich bin für die Art des Spieles nicht geschaffen. Nicht, weil mir das Spiel oder die Regeln oder die Story keinen Spaß machen. Schlicht und einfach, weil es mir zu wenig Arcade ist. Das Spiel ist so bretthart zu den Charakteren und wir spielen so viele Missionen mehrmals bis wir die richtige Taktik und das richtige Kartenglück zusammen haben. Alleine ist das nicht meins.

Mich hat das Haven-Fieber ja irgendwie schon gepackt. Auf Steam habe ich schon lange Gloomhaven auf meiner Wunschliste und das nun auch bei irgendeiner Preisaktion gekauft. Schon die erste Mission musste ich dreimal mit zwei Charakteren spielen und bin trotzdem gescheitert. Hab es wieder gelöscht.

Ähnlich geht es mir bei Frosthaven. Wir stehen so oft kurz vor der letzten Tür oder müssen nur noch eine Runde überleben und dann scheitert das Abenteuer. Es ist ja cool, dass es herausfordernd ist … aber es ist nicht cool, wenn eigentlich nur der Zufall das entscheidende Element ist.

In der oben genannte Spiegel-Mission in etwa haben Bill und René so viel auf die Mütze bekommen, weil der „Endboss“ dort immer Kreaturen beschworen hat. Das ist eine seiner Spezialfähigkeiten, die durch die Karten simuliert zufällig gezogen werden kann. In unserer Runde zu dritt hat der Bösewicht nicht eine einzige Kreatur beschworen. Da wir alle nur mit unserer jeweils letzten Aktion aus der Höhle fliehen konnten (= Szenarioziel) hätte uns nur ein einzig beschworenes Monster ziemlich sicher den Sieg gekostet. Allein wäre Frosthaven schon quer durch das Zimmer geflogen, verbrannt und die Asche in alle Winde gestreut worden. Daher vielen dank an meine Mitspielenden, die einfach mürrisch weiter ziehen und auch mich damit in das nächste Szenario schleifen.


Zwischenfazit

Wie interpretiert ihr meine Zeilen? Ja, da spricht an der ein oder anderen Stelle Frust heraus. Aber trotz des Wintereinbruchs ist noch Sonne zu sehen. Die Möglichkeit über Charaktere-Rente neue Figuren ins Spiel zu bekommen wird mich die nächsten fünf Szenarien über Wasser halten. Die Story trägt auch wenn ich sie persönlich noch nicht so dicht finde wie in etwa bei Nanolith oder das jüngst begonnene Stars of Akarios. Die Missionen sind extrem abwechslungsreich. Es bleibt trotzdem noch ein Tabletop-lastiges Gameplay. Auch wenn es unterschiedliche Missionsziele gibt, ist das Niedermetzeln der Monster doch meist im Fokus. Aber der Aufbau der Missionen, was dort innerhalb passiert und wie man die Missionsaktionen nutzen kann ist extrem gut gelöst.

Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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