Der Sommer neigt sich so langsam dem Ende entgegen. Der Blutmond (Mondfinsternis im September) leitet mit seiner roten Färbung den Herbst stimmig ein. Wir Menschen rotten uns langsam zusammen. Im nächsten Monat gipfelt dies in unserer Bubble wieder einmal auf der SPIEL in Essen. Wird Zeit, dass noch einmal die „letzten“ erworbenen Spiele auf dem Tisch landen. Auch für diesen Blog haben wir etwas neues eingerichtet. Es gibt einen YouTube-Kanal den wir schon in dem ein oder anderen Beitrag spontan eingebunden haben. Die Zahl der Zuschauenden darf noch etwas wachsen, aber ist eine gute Ergänzung zu dem bisherigen Inhalten. Weiterhin sind wir aber auch Helden am Brett und befeuern alle Kanäle mit unterschiedlichen Content.
Horsts September
Diesen Monat habe ich relativ wenig gespielt. Dafür aber dann auch fast nur Spiele, die das Gehirn zum Rauchen bringen. Das lange vergriffene Beyond the Sun von Strohmann Games ist bei PD Verlag dem Nachfolger gewichen. Reicht leider nur für einen Ersteindruck. Aber der Vergleich wird folgen. Björn hat mich mittlerweile mit Pest versorgt.
Beyond the Horizon (PD Verlag)
Bislang habe ich wirklich nur eine Solo-Runde gedreht. Beyond the Sun hatte ich gut in Erinnerung, aber eben man konnte sich auch für eine Runde ins Aus schießen oder zumindest eher wenig belohnende Aktionen durchführen. Bei dem Nachfolger sieht das anders aus! Es wirkt in Summe etwas mehr durch gestylt auch wenn das schöne Weltraum-Thema fehlt. Neben dem Excel-artigen Techtree, den es zu erforschen gilt, gibt es diesmal eine kleine Landschaft. Diese muss erkundet werden, schüttet neue Belohnungen auf und erlaubt relativ viel Spiel dort.
Nun brauche ich dringend den Kontakt mit anderen Spielenden. Aber es steht schon etwas fest, dass man nur eines der beiden Spiele braucht. Denke, dass das auch der Grund für die abgeflachtere Bewertung bei Boardgamegeek für das Spiel sein dürfte. Sonst kann ich es mir bislang nicht erklären.
Kurzfazit: Bislang nur Solo gespielt, muss also wieder auf den Tisch.

Pest (Archona Games)
Mit Bill und Björn gespielt

Auf das Spiel bin ich schon seit der Entdeckung auf einer längst vergangenen SPIEL scharf. Irgendwann spreche ich bei meiner neuesten Entdeckung von Archona Games mit Björn über den Verlag und er beichtet, dass er ein ungespieltes Pest im Regal hat. Also Regeln studiert und los geht es.
Wir spielen Pest-Doktoren heilen Kranke, bauen Städte aus, platzieren geheilte Menschen dort, produzieren Ressourcen … es ist ein Eurogame! Die düstere Atmosphäre, die das Design verspricht, kommt nicht auf. Es ist wirklich mehr ein Ausbauen von Städten damit ich mehr Ressource bekomme, die ich wiederum für den Ausbau der Städte benötige. Klar lassen sich auch kranke Menschen heilen und Björn beweist, dass man damit auch (fast) gewinnen kann.
Ziemlich solides Spiel mit schönen Mechaniken, tollen Miniaturen der Pest-Doktoren und sehr kurzweiligen Zügen.
Kurzfazit: Ich würde es immer mitspielen, aber mir nicht extra in den Schrank stellen.

Civolution (Deep Print Games)
Mit Björn gespielt
Normalerweise lese ich gerne Spielregeln und erarbeite mir so einen ersten Eindruck vom Spiel. Bei Stefan Felds Civolution habe ich schon nach Kurzem abgebrochen. Okay, ich habe das Spiel auch nicht selbst, sondern musste mit den Bildern aus dem Regelheft verstehen, wie es funktioniert. Nein, das klappt bei einem Feld nur ungenügend. Von daher war ich froh, dass ich zu einer Civolution-Partie eingeladen worden bin / mich selbst eingeladen habe (danke Ina). Wie das oft bei Feld-Spielen so ist: Das Thema ist austauschbar. Aber Civolution bietet aus mechanischer Sicht einiges an.
Die grundlegende Mechanik ist erstmal ein Dice-Placement-Spiel. Wir würfeln also und dürfen unsere Würfel auf unserem eigenen Aktionstableau einsetzen. Dieses AKtionstableau lässt sich nach und nach weiterausbauen und die Standardaktionen verbessern – meist einfach von irgendetwas mehr. Dann gibt es in der Mitte des Tisches eine Landkarte. Auf der lässt sich in 4x-Manier ausbreiten. Dabei kann man wirklich auch die Siedlereinheiten der Mitspielenden schwächen (auf die Seite lege) oder geschwächte vom Bord werfen. Aber primär geht es um das Ausbreiten auf der Karte. Außerdem kommt ihr so auch pro Runde (oder per Aktion) an Rohstoffe heran. Ach ja und dann gibt es auf dem eigenen Spieltableau noch mehr zum Ausbauen. Das ist am Ende eine Siegpunkt-Engine. Verwirrt? Naja, ihr habt hoffentlich einen Eindruck gewonnen. Viel los, viel auszubauen und tatsächlich unterschiedliche Wege, um Siegpunkte zu generieren. Ich brauche definitiv noch mal ein paar Runden mehr, um effektiver zu werden.
Auch hier schafft es Feld mich durch die Mechanik zu locken – ähnlich wie bei Marrakesh. Leider blitzt das Thema nur bedingt auf.
Kurzfazit: Muss nochmal gespielt werden

SETI … (Heidelbär Games)
Eigentlich ja SETI – Auf der Suche nach außerirdischen Leben von Czech Games Edition. Dieser Monat war ein Glücksfall habe ich sowohl Civolution als auch SETI von meiner „muss ich dieses Jahr mal spielen“-Top-Liste abkreuzen können. Sieht man vom Lacerda-Traum ab, habe ich nun im späten Sommer oder frühen Herbst meine Liste tatsächlich abgearbeitet.

Als Jugendlicher und Student habe ich stundenlang Zeit gehabt, um mir die Fortschritte meines eigenen SETI-Bots auf dem heimischen Rechner zu zusehen. Nun konnte ich endlich selbst – zumindest auf dem Spielbrett – nach Leben forschen. Ich fand es erstaunlich zugänglich und leicht herunterzuspielen. Wir haben direkt eine Partie zu viert gespielt (mit drei SETI-Neulingen) und das kostet ganz schön Lebenszeit. Knapp vier Stunden waren wir in unserem Sonnensystem unterwegs. Aber es war spannend bis zum Schluß. Für mich kamen etwas Terraforming Mars Vibes auf. Nicht wegen dem Weltraum-Thema oder so. Einfach, weil es schnell erklärt war und man es schnell spielen konnte. Klar gibt es eine Lernkurve für das nächste Mal. Ich kann verstehen, warum es gerade so viel gepushed wird (und sogar auf Platz 3 des Deutschen Spielpreis gelandet ist). Als ich mit Björn darüber gechattet habe, war ich verwundert, dass es bei ihm gar nicht gezündet hat. Heißt also, dass es noch weitere Partien benötigt. Aktuell
Kurzfazit: Los! Sucht nach außeridischem Leben!

Verschollen (Frosted Games)
Das letzte Spiel hat es nicht ganz leicht in dieser Aufzählung. Sind doch die oberen echte Schwergewichte in punkto Spielmechanik. Verschollen ist ein Solo-Spiel aus der Fate Flip-Reihe von denen Bill bereits den neusten Sproß kurz vorgestellt hat. Ihr habt ein Kartendeck mit einer kleinen Story drauf. In eurem Zug lest ihr euch eine Karte durch und habt dann meist Entscheidungspunkte. Diese bestimmen dann, ob neue Karten in das Deck kommen oder ihr die Karte umdreht (daher der Name) und den nächsten Abschnitt auf der Rückseite abhandeln könnt. Es gibt noch drei „Ressourcen“, die mit einem Büroklammer-ähnlichem Marker verwaltet werden und zusätzliche Enden in die Story einpflechten können.
Die Story von Verschollen erinnert an Daniel Defoes Robinson Crusoe. Ihr strandet auf einer scheinbar verlassenen Insel und müsst euch dort zurecht finden. Ich werde euch keine Storyelemente verraten. Nur so viel: Es gibt über zehn verschiedene Enden. Die Story und die möglichen Wege sind ganz nett. Ich haben die vielen zufälligen ins Deck gemischte Karten genervt. Diese strecken die Story und sind manchmal einfach zu generisch. Ausgerechnet in meiner ersten Partie hatte ich direkt mehrmals hintereinander zu eine zufällige Karte, die aber immer alle gleich angefangen haben („Du hast eine kleine Oase entdeckt…“). Das war irgendwann eher nervig. In Summe aber ein ..
Kurzfazit: .. netter Zeitvertreib, den ich mit 17 Euro allerdings schon etwas überteuert finde.

My Gold Mine (Kosmos Games)
Überteuert kann man My Gold Mine nicht bezeichnen und dass obwohl einige Goldnuggets in der kleinen Schachtel enthalten sind … naja … sie sind aus Plastik. Wir sind Zwerge, die in einer vom Drachen bewachten Goldmine unerlaubt nach seinen Schätzen schürfen. Dazu dürfen wir in der eigenen Runde entscheiden, ob wir eine Karte vom Exit- oder Graben-Stapel ziehen. Beim Exit-Stapel bewegen wir uns zwangsweise auf den Ausgang zu. Haben wir den erreicht, ist für uns das Spiel vorbei. Graben wir kann es sein, dass wir Gold finden, Gold finden und uns in Richtung Ausgang bewegen müssen, Gold finden und uns in Richtung Drachen bewegen oder der Drachen einen Schritt näher kommt. Landet er auf dem selben Feld wie eine Figur. Hat diese alle bis dato gesammelten Schätze verloren und ist raus.
Klingt jetzt alles grausam? Nein, ist es nicht. Es ist ein Kinder-/Familienspiel mit hohem Spaßfaktor. Es ist ein Zocken auf Sieg, ein Glücksspiel, aber auch mit leichter Taktik. In den Exit-Karten gibt es nämlich auch die Möglichkeit, dass alle Zwerge zum Ausgang gezogen werden. Damit kann man zu gierige Mitschürfende auch mal vorzeitig durch den Ausgang schieben, während die eigene Zwergenfigur munter weiter zockt.
Von der Mechanik erinnert es etwas an Tiefseeabenteuer von Oink! Games. Ist aber deutlich Kinderfreundlicher.
Kurzfazit: Ist seit dem Kauf immer in der Tasche für eine schnelle Runde dabei.

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).