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analog rockt Brettspielrezensionen

Distilled – Betreutes Trinken

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 6 Minuten Lesezeit

Wenn man sich in der Brettspiel-Community so umschaut, scheint ein relativ großer Teil davon für Whisk(e)y zu schwärmen. Eventuell liegt das auch nur an meinen subjektiven Antennen dafür. Ich habe bei weitem (nicht mehr) so viele Sorten wie Brettspiele im Regal und habe mittlerweile nur ein paar handverlesene Flaschen zum Genießen im Schrank, trotzdem bin ich sehr empfänglich für dieses Hobby. Da kam die Crowdfounding-Kampagne zu Distilled aus dem Jahr 2022 gerade richtig. Also wurde nicht lang gefackelt und ich bin mit gegangen.

Das Spiel ist nun seit einem Monat bei mir eingezogen.Distilled habe ich bislang ungefähr fünfmal Solo gespielt. Davon zweimal mit zwei Parteien und die restlichen Male nach den Soloregeln. Zeit für ein erstes Fazit.

Steckbrief

  • Art: kompetitiv
  • Genre: Kennerspiel
  • Kern-Mechaniken: Eurogame, Set Collection, Hand Management, Handeln, Push your luck
  • Spielname: Distilled
  • Verlag: Paverson Games (Deutsch: Giant Roc)
  • Erstveröffentlichung: 2023
  • Autor: Dave Beck
  • Illustration: Erik Evensen
  • Alter: ab 14 Jahren
  • Spieler*innen: 1 – 4
  • Dauer: 30 – 150 Minuten

Worum geht es grob?

In Distilled wollen bis zu fünf Spielende die jeweils geerbte Destillerie zum Erfolg führen und durch die höchste Anzahl an Siegpunkten zum Meister heranwachsen. Dafür haben wir nur sieben Runden Zeit und das ist nicht viel. Wir müssen schließlich noch unsere Destillerie ausbauen, damit wir günstiger Ressourcen vom Markt kaufen können, Holzfässer erwerben, um Fass-gelagerte Alkoholika zu produzieren oder schönere Flaschen erwerben, die uns einen besseren Verkaufspreis einbringen. Daneben müssen wir aber noch Rohstoffe erwerben, Rezepte einkaufen und schließlich das Wichtigste überhaupt: Spirituosen produzieren.

Das ist die eigene Destillerie.

Distilled ist ein sehr thematisches Eurogame. Es macht Spaß neue Rezepte zu erwerben und dann versuchen die Alkoholika daraus zu destillieren. Dies ist der Kern des Spieles. Zu diesem Zweck erwirbt man neben Rezepten, die dazu passenden Rohstoffe und gegebenenfalls Fässer. Dies alles wird in Kartenform erworben und miteinander vermischt. Dazu kommen noch einige zufällige Alkoholkarten dazu. Vom gemischten Stapel werden die unterste und oberste Karte abgelegt. Der Rest ergibt die fertige Spirituose. Mit etwas Pech kann es schon mal passieren, dass ein wichtiger Rohstoff fehlt und nur gepanschter und damit relativ wertloser (= wenig Siegpunkte und wenig Geld-Einnahmen) Alkohol entsteht. Dies kann man mit zusätzlichen Karten oder Ausbauten auf dem Tableau zu den eigenen Gunsten immer mehr verbessern.

Die reinen Solo-Regeln orientieren sich nah an dem Originalspiel. Damit kann man gut die Regeln verinnerlichen und ein Spielabend mit Freunden gut vorbereiten. Als neues Element gibt es Zielkarten, die in einer gewissen Reihenfolge abgearbeitet werden müssen. Auf jeder Ebene – es gibt fünf Ebenen – stehen immer mindestens zwei Möglichkeiten zur Auswahl, so dass Fortuna zwar einen Einfluß auf die Ziele hat, aber in der Regel immer eine Alternative bereitsteht. Allerdings sind die Ziele nicht ganz trivial zu erfüllen. Je nach Spieltyp kann dies frustrierend oder anspornend wirken. Als reines Solospiel kann ich es mir nicht vorstellen. Aber zum Regeln lernen war das super.

Unboxing

Bei Distilled dreht sich alles um das Destillieren von Alkohol. Das merkt man dem Spiel bereits beim Spielen an. Aber dieser Eindruck wird auch beim Unboxing verstärkt. Jede Destillerie (also jedes Spieltableau) weist kleinere Abweichungen auf (sucht zum Beispiel mal die Tiere), die unterschiedlichen Charaktere sind wirklich sehr abwechslungsreich gezeichnet … tatsächlich könnte man einen ganzen Artikel nur über das Unboxing für das Spiel schreiben.

In der Deluxe Version sind hochwertige Komponenten und thematische Inlays enthalten.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, welche Kickstarter Version ich damals mitgenommen habe. Wahrscheinlich eine etwas hochpreisiger. Zumindest sind in meiner Version tolle Gametrayz-Inlays enthalten, die sogar einer Fassform nachempfunden sind. Die aus Terraforming Mars bekannten kupfernen, silbernen und goldenen Würfel habe ich aufgrund der anfälligen Ecken aus Metall erworben. Sicherlich nicht wirklich wichtig, da sie auch nur für die Rezept-Tableaus Verwendung finden. Die hätte ich mir trotzdem für das Spielen auf dem Mars gewünscht. Große Klasse.

Das Regelheft beziehungsweise den Aufbau dessen fand ich nicht ganz optimal gelungen. Besonders störend empfand ich, dass die Aktionen nicht sofort ins Auge sprangen. Dabei ist das Spiel einfach zu erklären und daher hätte man die Regeln deutlich einfacher verfassen können. Es gibt noch eine beiliegende Schritt-für-Schritt-Anleitung. Die hat zumindest eine meiner Fragen aus dem Regelheft beantwortet, hat aber sonst kaum Beachtung bekommen. Ich fand auch diese zu komplex beziehungsweise zu vielschichtig.

Aktuelle Einschätzung

kurz und knapp

Wenn ich jetzt Punkte vergeben müsste, würde es gute analog rockt Meeple verdienen. Es ist kein Spiel auf der Megaüberholspur. Das Thema ist hervorragend umgesetzt. Es gibt noch viel zu entdecken und zu verproben, daher bleibt es. Am Ende bin ich sehr gespannt, ob der repetitive Anteil trotz unterschiedlicher Startfraktionen eher zu einer Abschwächung meiner Erstbewertung führt oder mir das Spiel einfach doch als Dauertitel gut gefallen wird!

Was gefällt mir bislang gut Was gefällt mir bislang nicht so gut
Thema toll umgesetzt Runden weisen auf Dauer eine gewisse Wiederholung auf
Stimmige Mechaniken Kann bei mehreren Spielenden zu Downtime führen
Glücksfaktor beim Destillieren Glücksfaktor beim Destillieren 🙂
Unterschiedliche Start-Charaktere
Viel Abwechslung im Spiel-Setting
Solo gut spielbar

Boardgamegeek

Da viele von euch auch direkt auf BGG schauen, nehmen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Faktoren für dieses Spiel direkt auf (Stand Sept/2023).

Ranking Weight
8.0 2.92

(c) Copyright Giant Roc

Grafik(en) und Bild(er) von Horst Brückner

Bild vom Homepage-Banner von Thomas Wolter auf Pixabay

Das Spiel habe ich privat erstanden. Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider.


Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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