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analog rockt Brettspielrezensionen

Das Juni-Spiel 2023

Der Artikel wurde von Christoph and Horst geschrieben. 8 Minuten Lesezeit

Letzten Monat ging es Spiel-technisch wieder munter zu. Christoph und Horst haben sich diesmal in Drogen und Wüstensand gestürzt. Herausgekommen ist bei uns beiden ein Titel – ein Titel mit großer Erwartungshaltung und soviel können wir bereits im Teaser verraten: Horst hat sich viele Stunden darauf eingestimmt. Also schluckt mit uns Wüstensand und schaut, was wir zu berichten haben.

Horsts Spiel

Ich liebe all meine Spielrunden und Spielgruppen. Aber eine ist besonders: ich nenne sie die Männerspielrunde, obwohl das kein Alleinstellungsmerkmal ist. Wir treffen uns eher unregelmäßig alle zwei Monate immer Mitten in der Woche. Am Ende eines Spielabends wird der Termin für das nächste Treffen klar gemacht und tatsächlich wohnen wir alle vier in unterschiedlichen Dörfern und Städten. Zwar noch gerade so im Umkreis, aber vom einem zum anderen extrem sind es eben schon doch über eine Stunde Fahrzeit. Das besondere an der Gruppe sind die Spiele. Eigentlich arbeiten wir den Stapel der ungespielten (oder sehr neuen) Spielen mindestens einer Person ab. Durch die Gruppe haben wir Xia, Spirit Island oder auch Skyrim entdeckt. Dieses Mal war es Dune Imperium. Da ich weiß, dass Chris dasselbe Spiel auf der Liste hat, überlasse ich ihm die Mechaniken & Co.

Frank Herbert habe ich schon als Jugendlicher verschlungen. Naja, zumindest den ersten Roman. Teil zwei fiel mir schon schwerer und nach Teil drei habe ich dann auch aufgehört. Die alten Filme kenne ich auch. Den neuen hatte ich wie auch das Spiel bislang nicht gesehen respektive gespielt. Beim ersten Treffen in Stefans Domizil zum Root spielen (da habe ich bereits auch einen Artikel in der Mache), stand ich begeistert vor seinem Spielregal. Dune stand im dem Regal prominent und fächerfüllend im Vordergrund. Ich selbst hatte es noch nicht gespielt und habe Stefan zu seiner Meinung gefragt. „Ich habe es noch gar nicht gespielt.“ WAAASSSS?!?! Damit war das Spiel für den nächsten Abend klar. Habe nach dem langen Spielabend und rauchenden Spielzügen von Root noch abends im Bett gesessen, die Regeln heruntergeladen, sie in unser Chatgruppe geschickt, durchgelesen, danach noch online den Film gekauft und weil ich unbedingt sofort (es muss dann schon zwei Uhr morgens gewesen sein) noch einmal das Buch lesen musste, es ebenfalls online gekauft. Vielleicht war ich etwas gehyped in Vorfreude.

Die Tage danach habe ich mir noch ein „Surfin Arrakis“ T-Shirt gekauft, von Better Board Game das hervorragende Erklärvideo zweimal geschaut und das Regelheft dreimal durchgelesen. Ich glaube, die Erwartungshaltungen hätten nicht größer sein können. Warum? Kaum eine Top-Liste, wo das Spiel nicht auftaucht, immer wieder der Vergleich zwischen Arnak und Endless Winter. Und wie kommt Dune nun bei mir an?

Puh. Ich fand beim reinen von außen auf das Brett schauen, das Artwork so lala. Tatsächlich hat es mich im Spiel total abgeholt. Die Charaktere sind toll gezeichnet, die Spielfläche ist mit vielen kleinen Details ausgestattet und auch die Mechaniken mit knappem Wasser und Spice ist toll umgesetzt. Es war für uns alle die Erstpartie und am Ende waren wir fast alle auf der Siegpunktleiste auf neun (von zehn) Punkten. Tatsächlich konnte Stefan bei der Endabrechnung noch die entscheidende Intriegenkarte aus dem Ärmel zaubern und den entscheidenden Siegpunkt drauf legen. Über mehrere Runden Spannung bis zum Ende. Das ist gerade bei Kennerspielen extrem selten. Keine Ahnung, ob das immer so ist, aber für das erste Spielerlebnis, ist das großes Tennis.

Dune schafft es leider aber auch einigen Sand ins Spaß-Getriebe zu kippen. Wir haben es ohne die wohl essentielle Erweiterung gespielt. Vielleicht war das der Grund, warum wir in Geld geschwommen sind. Sehr oft war die Schale mit den Geldtokens leer, sehr oft wussten wir damit nichts mehr anzufangen. Auch wenn der Startspielmarker jede Runde weitergegeben wird, merkt man gerade in den letzten Runden, wie viel Vorteile die Person dann hat. Heerscharen an Krieger*innen können erworben werden und sichern damit sehr oft die Siegpunkte der aktuellen Runde. Da jedes Aktionsfeld nur von einer Person besetzt werden können, haben die anderen auch kaum Gelegenheit dazwischen zu kommen. Am Ende der Aktionsphasen kann man das eigene Kartendeck aufpimpen, aber man ist hier sehr vom Kartenstapel – also vom Kartenziehglück – abhängig. Das kann schnell dazu führen, dass man kaum Karten bekommt, die vor allem kaum bis gar keine Karten für die linke Aktionsleiste (Fraktionsleiste) erhält. Meiner Meinung nach ist die Fraktionsleiste essentiell zum Gewinnen.

Am Ende ist Dune Imperium vor allem ein Deckbuilder. Die anderen Mechaniken treten zu stark in den Hintergrund. Und genau dafür bemängel ich den hohen Glücksanteil beim Deckbuilding – insbesondere für die Fraktionsleiste. Zudem ist es auch fast nur über Karten möglich andere Karten aus dem Deck auszudünnen. Wir haben allesamt unterschiedliche Strategien verfolgt und ich muss sagen, dass war auch wirklich toll zu beobachten. Max beispielsweise hat sich ein sehr effektives Deck programmiert, dass er irgendwie geschafft hat, jede Runde abzufahren. Aber es bleibt ein extrem gemischtes Gefühl übrig.

Ich würde es jederzeit wieder mitspielen, um den Eindruck weiter zu schärfen. Stand heute, würde ich es mir nicht kaufen und eher mit zwei Meeple bewerten. Gut, ich bin es gewohnt, dass ich manchmal komplett konträr zu anderen Meinungen stehe: Stichwort Arche Nova. Im Gegensatz dazu, möchte ich Dune auf jeden Fall noch einmal auf dem Tisch liegen haben.


Chris’ Spiel

Auch Chris’ Spiel des Monats entführt euch in die einzigartige Welt von Dune! Mit Dune: Imperium könnt ihr selbst zum Herrscher des Wüstenplaneten werden und ein fesselndes Abenteuer erleben.

Dune: Imperium bietet eine ausgeklügelte Spielmechanik, die Taktik und strategisches Denken erfordert. Als Helden der Saga (Paul Atreides, Vladimir Harkonnen, Mem in Thorvald) müsst ihr Ressourcen verwalten, Allianzen schmieden und kluge Entscheidungen treffen, um eure Macht zu festigen. Der Deck-Building-Mechanismus verleiht dem Spiel die maßgebliche Spielweise und ermöglicht es euch, euer eigenes Kartendeck zu entwickeln. Wie Horst schon sagte ist man hier natürlich aufs Glück angewiesen, aber es sind durchaus nette Synergien möglich, wenn man sich auf eine Partei (Fremen, Bene Gesserit, Raumgilde, etc.) fokussiert. Als weiteren Teil der Planung setzt man Agenten (Worker) auf Plätze des Spielbrettes. Diese können übrigens jeweils nur von einem einzigen Agenten belegt werden. Hier erinnert die Gewichtung der Züge zu Spielbegin zum Beispiel an Oak. Gerade zum Ende des Spiels war es aber eher nervig, dass sich der Startspieler oft als ersten Zug die Kampfunterstützung des Raumgilde sichert und man kaum/keine Möglichkeiten hat ein Feld auch mal doppelt zu belegen.

Die Interaktion zwischen den Spielern hinterlässt einen durchwachsenen Eindruck. Ich würde mir mehr Möglichkeiten wünschen, mit den regulären Handkarten auf Gegner einzuwirken. Zum Konflikt kommt es also bei der Jagd auf die begehrten Worker-Felder und vor allem im obligatorischen Kampf am Rundenende. Hier kann man auch mit spannenden Intrigenkarten unerwartete Konter ausspielen und muss grundsätzlich mit der Anzahl und dem richtigen Zeitpunkt für den Einsatz der eigene Armee taktieren.

Dune: Imperium ist nicht nur für Fans der Buchreihe ein absolutes Muss, sondern auch für alle Brettspielliebhaber, die nach einer taktischen und atmosphärischen Spielerfahrung suchen. Lasst euch in den Bann ziehen und erlebt ein Spiel, das euch mit einer sandigen Brise den Atem rauben wird. Ich selber war bisher nur oberflächlich mit der Welt von Dune in Kontakt gekommen. Doch durch einige Partien habe ich richtig Lust auf Arrakis bekommen und mir erst mal die Filme auf Netflix angeguckt. Mal schauen, wann ich Zeit für die Bücher finde…

Was noch etwas die Stimmung trübt ist, dass nahezu jedes Spiel bisher über das Spielende „Die letzte Konfliktkarte ist ausgespielt“ ging. Vorher die nötigen 10 Siegpunkte zu bekommen ist (noch) nahezu unmöglich. Das Spiel fühlt sich etwas träge und gerailroaded an.

Nichts desto trotz ist es definitiv mein Spiel des Monats und verdient eine klare Empfehlung!


Boardgamegeek

Da viele von euch auch direkt auf BGG schauen, nehmen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Faktoren für dieses Spiel direkt auf (Stand Juli/2023).

Ranking Weight
8.4 3.02

Grafik, Artikelfotos: analog rockt

Hintergrundbild: Pixabay

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Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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