Eine Frage im Jahr stellen sich viele aus der Brettspiel-Community: welcher Titel wird Spiel des Jahres (und natürlich Kinderspiel- und Kennerspiel des Jahres. Damit ist wieder Zeit für die #BG2Gether Frage. Mehrere bloggende Menschen stellen sich Monat für Monat einer zentralen Frage von Christian (Spielstil) und beantworten diese. Am Ende verlinken wir uns gegenseitig und fördern so den gemeinsamen Austausch. Die Oktober-Frage lautet:
Gehört für dich eine musikalische Untermalung zu einem perfekten Spieleabend oder ist diese eher störend? Welche Erlebnisse hast du mit Musik beim Spiel? Und welches Lied ist perfekt für die Hintergrundbeschallung bei Spieleabenden geeignet?
Hallo! Diese Frage scheint prädestiniert für meinen Blog zu sein, oder?! Bevor ich zu sehr bei dieser Frage abschweife, beginne ich direkt mit der Abgrenzung: Brettspiel-Abende. Denn über Sound und Musik im Kontext von Rollenspiel-Abenden zu schreiben, wäre schnell erledigt. Da gehört es so unzertrennlich dazu, wie Dungeons & Dragons, Frost & Haven oder Terra Forming & Mars.
Horsts Geschichte
Nun muss ich es wohl zugeben. Ich habe so meine Schwierigkeiten bei Musik während Brettspiel-Abenden. Klar, als wir Cowboy Bebop gespielt haben, lief auf dem Plattenteller der jazzige Soundtrack zu der Serie im Hintergrund. Selbstverständlich auf Vinyl. Als wir die unterschiedlichen Settings von T.I.M.E Stories gesuchtet haben, lief meist eine passende Musik über die Boxen. Aus dem Rollenspiel-Bereich kenne ich die Band Erdenstern ganz gut. Mit ihrer “Into the …”-Serie haben sie für mich stimmungsvolle und Szenen-abhängige Alben respektive Tracks entworfen. In meiner Playlist-Sammlung habe ich einen ganzen Bereich im Ordner “RPG”, der nach diversen Szenen wie “Kampf”, “Kneipe” oder “Mystik” sortiert ist. Einwerfen, auf loop stellen und Rollenspiel erleben. Aber nun bin ich doch vom Thema abgekommen.
Ich spiele nunmal gerne Spiele zum Nachdenken. Wenn mir während einer Partie Brass Birmingham im besten 9:1 Atmos-Sound eine Lokomotive durch die Ohren pfeift oder noch schlimmer aus einer unter dem Tisch stehenden Bluetooth-Box während Great Western Trail Bonanza entgegen krächzt, empfinde ich das als … gar nicht mal so schön. Dann kommt noch dazu, dass wir alle nicht mehr die jüngsten sind. Meine Ohren sind durch unzählige Stunden in Proberäumen abhängen oder auf Live-Konzerten durch die Menge springend vielleicht etwas angeschlagen. Es gibt aber garantiert immer noch Menschen, die deutlich schlechtere Gehörgänge haben. Zumindest muss es so sein, denn die Musik ist bei manchen Treffen dermaßen laut, dass selbst die Würfel beim Würfeln heiser werden. Unterhaltungen am Tisch klingen wie der beste Ehestreit und die Renten-Nachbarn wundern sich, warum schon wieder ein Heavy Metal Konzert in ihrem Viertel stattfindet. Ja klar, es endet oft mit den nett gemeinten Worten “kannst du bitte etwas leiser machen”. Aber es nimmt mir den Einstieg in einen vielleicht gelungenen Spieleabend.
Bei Kampagnenspielen, die in der Regel kooperativ sind, ertrag ich es meist mit Fassung. Das Gedudel ist gerade zu Beginn stimmungsvoll, die Atmosphäre wird dichter, aber nach 30 Minuten kommt selbst die beste KI oder in vielen Stunden kuratierte Playlist ins Stottern und es plärren unpassende Songfragemnte durch die Membranen. Kommt Britney Spears’ Baby, hit me one more time beim Verdreschen des Ogers wirklich gut? Ihr merkt es schon: Ich glaube ich bin da etwas empfindlich (und stelle es gern überspitzt dar).
Es kommt vielleicht falsch rüber. Mir ist Musik eines der wichtigsten Dinge in meinem Leben. Gibt schon einen Grund, warum dieser Blog sich analog rockt nennt und warum an einer Wand im Wohnzimmer eine goldene Gitarre hängt. Daher muss sie auch perfekt passen. Kann ich dies nicht für den ganzen Spielabend gewährleisten, setze ich es an den wichtigen Stellen dosiert ein. Um nun doch wieder einen Bogen zum Rollenspieltisch zu schlagen: Ich finde das dahin Gedudel über das ganze Treffen im Übrigen genauso ätzend. Wenn die Charaktere sich aber durch einen Raum schleichen, dort merken, dass sie in eine Falle gelaufen sind und DANN die Kampfmusik aus dem Nichts startet, steigt mein Adrenalinpegel und die Glückshormone singen laut Halllelujjjaaahhhhh.
One Hit Wonder
Christian hat aber ganz bewusst nach dem einen Lied gefragt, dass man immer hören kann. Da lagen mir viele eher lustige, ironische oder Quatsch-Antworten auf der Gitarre-Saite. Daher musste ich Baby, hit me one more time auch direkt oben einbauen. Von daher wird die eigentliche Antwort etwas langweiliger ausfallen. Wenn es dann Musik gibt, versuche ich natürlich das Thema aufzugreifen. Aber das gilt natürlich kaum für eine generische Antwort. Nach meinem Geschmack sind insbesondere Klassikstücke extrem gut geeignet. Eigentlich müsste ich daher mit dem Track
Into the Green von Erdenstern
antworten. Aber der geht nur 3:30 und auch das kann schon ganz schön nerven, wenn man dazu drei Stunden einen Lacerda spielt. Wenn etwas mehr Stimmung und vor allem Länge dazu kommen soll und wir immer noch bei Klassik sind, kam auch schon mal
Die Moldau von Smetana
zum Einsatz. Ich komme aus der Rock-Ecke. Wenn es von daher etwas Gitarrenlastiger sein darf, nehme ich gern auch so etwas episch langes wie
She’s so cold von Daily Thompson
in die Playlist rein. Da stört mich dann eher, dass zwischen durch gesungen wird. Also der Gesang stört mich nicht per se und ich finde die Band und den Song klasse, aber eben für einen Spieleabend eher fragwürdig. Mit dieser langen Ableitung von kurzer Klassik, über epische Klassik, über epische Rocksongs folgt dann die kosmische Musikaggregation in
Prototyp von Mother Engine
zusammen. Metal mit Klassikanklängen, episch, kein Gesang und baut nach hinten etwas Stimmung auf. Guter Song für Endlosschleife … naja für ein Eclipse-Wochenende würde ich wahrscheinlich die vier Songs vom Album in Schleife laufen lassen: vier Songs in 77 Minuten. Das hat was. Viel Spaß beim Anhören der Musik.
Die anderen Songs
Wie in der Einleitung geschrieben, ist dies kein Einzelwerk sondern ein gesamt Blog-Werk. Unterstützt die anderen Blogs und schaut mal rein, was die zu dem Thema für Gedanken mit euch teilen möchten (in alphabetischer Reihenfolge). Die Links führen direkt zu den passenden Artikeln der Kolleg*innen. Ich bin mir sicher, dass sie sich sehr über eure direkten Kommentare freuen. Natürlich würde ich das ebenfalls zu schätzen wissen.
In diesem Sinne danke an Christian von Spielstil und danke an all meine Mitstreitenden für den tollen Erfahrungsaustausch. Fröhliches Spielen zusammen.
Bilder & Grafiken Horst Brückner
Banner Bild auf Pixabay Das Motiv für den Hintergrund habe ich ausgewählt, weil ich die Artikel-Serie #BG2Gether so passend für ein Interview finde.
Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).