Es ist wieder Zeit für eine neue #BG2Gether Frage. Mehrere bloggende Menschen stellen sich (in der Regel) Monat für Monat einer zentralen Frage von Christian (Spielstil) und beantworten diese. Am Ende verlinken wir uns gegenseitig und fördern so den gemeinsamen Austausch. Die August-Frage lautet:
Was bringt deine perfekte Mitspielerin oder dein perfekter Mitspieler charakterlich mit? Wie verhält sich dein persönlicher Albtraum am Spieltisch? Hattest du bereits Spielbegegnungen, die du bereust? Oder welche, von denen du heute noch schwärmst?
Jetzt kann ich endlich mal Dampf ablassen. Mal sehen, was die anderen aus der Blase dazu schreiben werden.
Horsts Geschichte
Gerade habe ich Bills Meinung zu Guards of Atlantis II gelesen. Das Spiel gefällt ihm so gar nicht, aber er hat einfach nur aufgrund der schönen Gesellschaft drei Partien mit uns ausgehalten. Tatsächlich möchte ich nur spielen. Klar ist gewinnen schön, aber ich mag keine verbissenen Mitspielenden. Ja, in der letzten Runde zähle ich vielleicht auch mal aus, was die meisten Punkte bringt, aber mit verbissen meine ich dieses bewusste „okay, dir gebe ich es jetzt“.
Eine andere Nuance, die ich schon mehrfach erlebt habe und die ihr vielleicht auch kennt, sind Erstpartien. Irgendjemand bringt glücklich lächelnd sein neues Schätzchen auf den Tisch und du merkst, ist nicht meins. Ich hoffe mir gelingt es (Bill? Björn? Mitlesende?), dass ich dann trotzdem noch einigermaßen gut gelaunt mitspiele. Eventuell schaffe ich doch noch die Spielmechaniken besser nutzen zu können oder für ein potentiell weiteres Mal schon einen anderen Weg zu erkunden. Schade finde ich es, wenn schon jemand während des Spieles seinen vollkommenen Frust herauslässt. Das vermiest meist allen die Stimmung. In dem Kontext Reminder an mich selbst: falls es mir mal so gehen sollte, könnte man ja auch genau das in die Runde fragen. Habe das Gefühl, dass ich feststecke oder nicht vorankomme. Was kann ich tun?
Kleine Anekdote dazu: Bei Beyond the Sun ist tatsächlich mal eine Person aufgestanden und hat gesagt, dass er keine Lust mehr hat. Ja, man kann sich da wirklich ins temporäre Aus schießen, aber kein Grund die Flinte ins Korn zu werfen.
Es gehört vielleicht nicht direkt zum Charakter, aber wie steht ihr zu Sleeves? Warum stelle ich mir die Frage an dieser Stelle? Ich gebe zu, dass ich eher der Mensch bin, der Dinge gebraucht. Das sieht man an meinen Autos, Kleidung, Büchern und eben auch an Brettspielen. Klar möchte ich auch, dass die Karten nicht gebogen werden und der Karton heilt bleibt. Aber wenn halt mal ein Unglück passiert, passiert es eben. Als bei mir so richtig der Brettspiel-Boom losging, habe ich mich anstecken lassen vom Sleeven, Schachteln jeden Tag abstauben und dem Polieren der Würfel. Mir ist aber auch aufgefallen, dass der Kartenstapel zu dick wurde, Mischen keinen Spaß macht und die Würfel immer auf der falschen Seite landen. Deswegen habe ich aufgehört. Es gibt noch genügend für die jedes von den 284,6 Spielen ein wahrer Schatz ist, der gehütet und in Smaugs Schatzhöhle bewacht gehört. Mich strengt das mittlerweile eher an. Denn ironischerweise werden ge-sleevte Karten viel sanfter angefasst als die un-gesleevte. Freue mich daher über jeden Mitspielenden, der zwar sorgfältig mit dem Material umgeht, aber auch nicht wie mit rohen Eiern.
Björns Geschichte
Theme is King! Ich liebe Spiele mit gut umgesetzter Thematik – und genau deshalb freue ich mich immer, wenn sich auch andere Spieler und Spielerinnen vom Thema mitreißen lassen. Wenn dadurch am Tisch lebhafte Diskussionen und spaßiger Trash Talk entstehen, geht mein Herz auf.
Mechanisch fokussierte Spieler hingegen verlieren sich oft tief in ihren Gedanken und wirken dann etwas abwesend. Ist auch überhaupt nicht schlimm – meistens sind es ja auch genau diese Spieler, die am Ende gewinnen.
Aber für mich ist Spielen mein Weg zu sozialer Interaktion. Ich liebe es, über das Spiel zu reden, gemeinsam zu lachen oder sich über taktische Züge auszutauschen. Und ich freue mich über jeden, der das genauso sieht.
Ganz im Gegensatz dazu steht die Downtime – also die Zeit, die man warten muss, bis man endlich wieder am Zug ist. Klar, die lässt sich oft durch etwas lockeres Gequatsche am Tisch überbrücken.
Aber dann gibt es sie: die Analyse-Paralyse-Spieler. Die, die gefühlt mit Absicht an die der Schachtel angegebene Spielzeit noch eine Null dranhängen.
Natürlich braucht jeder mal etwas länger für seinen Zug, und je nach Spiel lässt sich das auch mehr oder weniger gut vorplanen. Alles kein Problem.
Aber es gibt Spieler, die beginnen ihre Planung erst, wenn sie am Zug sind – und dann wird jede Option durchgegangen, als würden sie anfangen die ungelösten Mordfälle der letzten 2 Jahrzehnte nochmal durchzugehen. Also nochmal, ich habe kein Problem damit wenn jemand hier und da länger braucht, das Problem fängt an wenn man schon weiß das es passieren wird. „Ah er ist dran, dann kann ich ja jetzt mal aufs Klo gehen, einen Kaffee machen und nochmal ein wenig schauen was es für neue Artikel auf Analog-rockt.de gibt.
Das ist fast so schlimm wie schlechte Verlierer.
Gewinnen ist schön, aber ich gönne jedem den Sieg und mach mir da nichts draus.
Aber cholerische schlechte Verlierer… puh. Erst drücken sie die Stimmung mit ständigen Kommentaren wie „Was für ein bescheuertes Spiel“ und am Ende sind sie einfach nur noch angefressen.
Ein Extrembeispiel: Bei einer Runde Siedler von Catan habe ich mit meiner Straße eine geplante Straße eines Mitspielers unterbrochen. Seine Reaktion war ein waschechter Table Flip. Alles – Figuren, Karten, das Spielfeld – lag auf dem Boden. Muss echt nicht sein.
Seitdem spiele ich mit dem guten Mann lieber kooperative Spiele. Da verlieren/gewinnen wir wenigstens gemeinsam.
Bills Geschichte
Ich lese die bereits entstandenen Beiträge meiner lieben Mit-Autoren von Analog-Rockt und bin ganz überrascht und angetan, dass ich mich bei beiden gespiegelt in ihren Meinungen wieder finde. Ob es die liebe Gesellschaft ist, mit der man auch gerne mal Spiele übersteht, die einen nicht so richtig packen (ups, da bin ich ja auch als Beispiel genannt), die Meinung über Sleeves und deren eigentliche Sinnlosigkeit (besonders in Verbindung mit meinem Spieltisch und den Glashaltern), über Leute, die eine Downtime produzieren, weil sie erst fünf nach zwölf beginnen den eigenen Zug zu planen und anscheinend davor über Äonenzeiten mit den Gedanken abgedriftet waren (Geht es Euch auch so: bis man wieder dran ist hat man alles vergessen, was man tun wollte, produziert ggf. ebenfalls dadurch Downtime und ist drei Runden später entsetzt, weil man plötzlich merkt, was man eigentlich für Pläne hatte, die ggf. sogar viel besser gewesen wären?) oder die Liebe zum Thema und das gemeinsame Aufleben lassen der gemeinsam erlebten Geschichte am Tisch, egal wie der eigentlich perfekte Spielverlauf ausgesehen hätte. Ich bin mit all dem von Horst und Björn dacor.
Verlieren ist nicht schlimm, ein weniger gutes Spiel ist nicht schlimm oder auch wenig hübsche (und, oh nein: nicht aufgepimpte!!!) Spiele sind mit der richtigen Gesellschaft am Tisch nicht schlimm. Es geht mir meist um eine gute Zeit miteinander, nicht um den Sieg oder den Punkte-Highscore. Das sind natürlich rege Ziele und man freut sich, wenn man sie erreicht, aber der Weg ist hier das Ziel und wenn der Rest nicht stimmt bleibt vom Sieg nur ein fader Gedanke in den Erinnerungen.
Was ich noch hinzufügen kann, was ich überhaupt nicht mag, sind schlechte Erklärer. Ich meine nicht unbedingt die Qualität des Erklärens an sich. Die wünscht man sich natürlich auch in gut, aber es gibt schlimmeres: Z.B. wenn im Erstspiel plötzlich so ein „Das habe ich vergessen zu sagen, aber XY geht auch und macht gut Punkte/bringt einen super voran – ich zeige Dir das mal. Oh jetzt steht Dir die Option aber leider selbst nicht mehr zur Verfügung…“ – Kennt Ihr das auch?! Furchtbar! Ich bin gerne Erklärbär und ja, so viel Mühe ich mir auch gebe, ich mache Fehler. Wenn die dann erkannt werden, gilt es, je nach Möglichkeiten der Spielmechanik ab dann für alle, oder eben in dem Erklärspiel für niemanden mehr. Aber niemals reibe ich dann die Hände und schnappe mir einen unlauteren Vorteil. Ich gehe oft beim Erklären so weit, dass ich Erstspielern immer wieder, so lange wie nötig, Tipps gebe und mich bei Ihnen mit hinein denke um die bestmöglichen Optionen zu zeigen (wenn sie das wünschen), weshalb ich mich häufig von meinem eigenen Spiel ablenke und verliere, und das häufig mit einem Paukenschlag. Aber auch das gehört für mich ebenfalls zu einer guten Zeit miteinander und macht mir mehr Spaß, als die anderen in ihrem ersten Spiel mal so richtig zu schröpfen. Im schlimmsten Fall bewirkt man damit nur, dass die Leute dieses Spiel kein weiteres mal (zumindest mit einem selbst) spielen möchten.
Die anderen Geschichten
Wie in der Einleitung geschrieben, ist dies kein Einzelwerk sondern ein gesamt Blog-Werk. Unterstützt die anderen Blogs und schaut mal rein, was die zu dem Thema für Gedanken mit euch teilen möchten (in alphabetischer Reihenfolge). Die Links führen direkt zu den passenden Artikeln der Kolleg*innen. Ich bin mir sicher, dass sie sich sehr über eure direkten Kommentare freuen. Natürlich würde ich das ebenfalls zu schätzen wissen.
In diesem Sinne danke an Christian von Spielstil und danke an all meine Mitstreiter*innen für den tollen Erfahrungsaustausch. Fröhliches Spielen zusammen.
Bilder & Grafiken Horst Brückner
Banner Bild by Tri Le from Pixabay – ich habe ein Bild gesucht, dass Spaß und Freude vermitteln soll. Die spielenden Kindern mit den alten Reifen hat mich emotional am meisten dazu angesprochen. Wir können auch mit kleinen Dingen viel Freude haben.