Eine Frage im Jahr stellen sich viele aus der Brettspiel-Community: welcher Titel wird Spiel des Jahres (und natürlich Kinderspiel- und Kennerspiel des Jahres. Damit ist wieder Zeit für die #BG2Gether Frage. Mehrere bloggende Menschen stellen sich Monat für Monat einer zentralen Frage von Christian (Spielstil) und beantworten diese. Am Ende verlinken wir uns gegenseitig und fördern so den gemeinsamen Austausch. Die Juni-Frage lautet:
Jeder in der Szene kennt das Spiel des Jahres. Seit 1979 begleitet es uns Brettspielbegeisterte auf unseren Wegen. Aber was genau bedeutet das Spiel des Jahres für dich? Wie hat sich diese Bedeutung für dich im Laufe der Zeit geändert? Welche ausgezeichneten Spiele aus all den Jahren würdest du heute noch spielen? Welche können dich begeistern?
Bei der Frage kam ich erstmal ins Grübeln. Welche Spiele kenne ich überhaupt? Welche Spiele habe ich davon überhaupt gespielt? Am Ende muss ich erkennen, dass es insbesondere zu älteren Titel Geschichten gibt, die allerdings ganz anders sind als erwartet.
Horst Geschichte
Zu Beginn muss ich mit einem Geständnis einleiten: Ich interessiere mich gar nicht für den Preis Spiel des Jahres. Nicht aus einer Ignoranz heraus oder weil ich das Konzept nicht mag. Ich sehe mich einfach nicht als Zielgruppe und wie ihr auf dem Blog seht, habe ich generell keine News oder teile „aktuelle“ Informationen. In diesem Blog geht es primär um Rezensionen und Ersteindrücke. Klar, manchmal schweife ich ab. So wie in diesem Artikel.
Das zweite Geständnis (resultierend aus dem ersten Geständnis): Ich musste mich erst einmal informieren, welche Spiele den Titel überhaupt abgekommen haben. Zum Glück kann man dies auf der Homepage der Jury nachlesen. Beim Durchscrollen der letzten bis zum ersten Titel (1979) kam zu Beginn wenig Emotionen auf. Aber hier und da kamen dann doch ein paar schöne Erinnerungen hoch.
Meine Geschichte(n) beginnt mit dem Jahr 2015. Auch wenn ich das Spiel tatsächlich erst im letzten Jahr gespielt habe. Ich spreche von Colt Express. In der Männerspielrunde hatten wir ein episches Erlebnis auf dem Zug, im Zug, ziellose Schüsse, eine wilde Flucht voreinander und schließlich der Showdown am Ende. Am Ende waren Stefan und ich es, die eine Strecke von verdeckten Karten (= Zügen) vor sich liegen hatten und eine identische Anzahl an Punkten. Einer klettert auf das Zugdach, der andere folgt, einer klettert herrunter, der andere folgt, prügeln, schießen und nur einer kann den Schatz aufnehmen. Der Spannungsbogen am Ende war sicherlich einer ordentlichen Portion Glück geschuldet, aber zumindest hatte ich das dicke Grinsen in meinem Gesicht. Ich könnte mir vorstellen, dass Colt Express, sogar das lustige Robo Rallye ablösen könnte … ach ne, die sind doch zu unterschiedlich. Es braucht beides! Hoffe sehr, dass ich mit meinem Kleinen bald in den Genuss zu einer Runde kommen werde. Das wird allerdings noch etwas dauern.
In eine ähnliche Kerbe fällt Camel Up – Spiel des Jahres 2014. Das leichtgewichtige Rennspiel habe ich mit einer witzigen Menschengruppe auf einer Berlin Con gespielt. Wir waren glaube ich zu siebt und es hat richtig Spaß gemacht. Da gab es zwar nicht so eine epische Erinnerung zu, aber es ist mir so gut im Gedächtnis geblieben, dass das Spiel zumindest in mein „Kinderspielregal“ eingezogen ist.
Danach wird es eine zeitlang ruhig. Auch wenn ich viele Spiele wie Kindgom Builder, Qwirkle, Dixit und natürlich Dominiongespielt habe. Tatsächlich kann ich erkennen, dass ich in den Zeiten von Siedler von Catan oder Carcassone lieber Pen-and-Paper gespielt habe. Und dann bin ich in den Jahren 1982 bis 1987 angekommen. Meine Hochzeit im Kindesalter. Hier tummeln sich Titel wie Auf Achse (1987), mein heissgeliebtes Heimlich & Co (1986), das oft gespielt Scotland Yard (1983) und selbstverständlich auch das bessere Memory-Spiel Sagaland (1982). Von den drei zu letzt genannten gibt es viele, viele Erinnerungen.
Die jüngste ist Sagaland, dass ich mit meinem Kleinen im Urlaub in einem Ferienhotel entdeckt habe. Gefühlt habe ich es ganz oft gespielt. Zu wie sich das Spiel aber zieht kann es aber auch sein, dass ich es nur einmal über Tage gespielt habe 🙂 Naja, kleiner Scherz. Es war schön in die Erinnerung abzutauchen, Tannenbäume umzudrehen und mit meinem Sohn in Märchenwelten abzudriften.
In Scotland Yard tauchte erstmal dieses flaue Gefühl auf, von den anderen entdeckt zu werden. Ein Spiel mit Adrenalin-Ausschüttung, wenn das Yard Mister X langsam einkreist. Es gibt mittlerweile natürlich deutlich bessere Ableger von der Mechanik. Ich verbinde damit mit dem Brettspiel auch eine ganze Reihe an Hörspielen. Die Geschwister Benny, Betty und Buck Buff lösen Fälle oder geraten in extrem bedrohliche Situationen. Die drei haben sich eine Reihe an Abkürzungen (die Zahlen auf dem Brettspiel-Plan) ausgedacht für zentrale Punkte in London. Ich habe Stunden damit verbracht, deren Spuren auf dem Plan zu verfolgen und herauszufinden, wo die drei bei ihrer Tante und ihrem Onkel in London wohnen. Die Hörspiele höre ich im Übrigen immer noch sehr gerne.
Das Spiel Auf Achse hatte mein bester Freund damals. Wie schon in dem Spiel Paris-Dakar waren da kleine Autos dabei. Ein gelungenes Fest für jeden Jungen. Ich habe deutlich öfter mit den Autos auf oder ohne Spielplan gespielt als die Spiele als solche.
Zu letzt auf der Liste stand noch Heimlich & Co. Ich weiß gar nicht mehr, worum es dabei ging (und habe es mir im Anbetracht des Artikels auch nicht wieder angelesen). Irgendwie ist man im Kreis gelaufen und musste herausfinden, wer wer ist? Ich fand die Aufmachung des Verpackung schön und auch die klobigen Holzfiguren mit samt dem Spielplan. Unzählige selbst ausgedachte Abenteuer sind dort entstanden und mein Kinderzimmer ist zu einem Agentenumschlagplatz geworden. Ich würde mich sehr freuen das Spiel wieder einmal wirklich zu spielen. Vielleicht bleibe ich aber auch verträumt da vor sitzen und Erlebe mein eigenes Kino im Kopf.
Was bleibt unter dem Strich? Tolle Geschichten und Erlebnisse für mich insbesondere bei den alten Spielen des Jahres. Dabei stand allerdings weniger das Spiel mit seinem Regeln im Vordergrund, sondern viel mehr die kreative Plattform für meine Gedanken. Wie sehen eure Kindheitserinnerungen dazu aus? Meine Gedanken schweifen bereits ab und denken über tolle Kindheitserinnerungen anderer Spiele nach. Sei es die langen Risiko-Wochenenden oder auf den Spuren der Peking-Akte. Ebenfalls eine Perle in meiner Erinnerung, die ich gern wieder in den Schrank stellen würde oder mindestens erneut entdecken möchte.
Die anderen Geschichten
Wie in der Einleitung geschrieben, ist dies kein Einzelwerk sondern ein gesamt Blog-Werk. Unterstützt die anderen Blogs und schaut mal rein, was die zu dem Thema für Gedanken mit euch teilen möchten (in alphabetischer Reihenfolge). Die Links führen direkt zu den passenden Artikeln der Kolleg*innen. Ich bin mir sicher, dass sie sich sehr über eure direkten Kommentare freuen. Natürlich würde ich das ebenfalls zu schätzen wissen.
In diesem Sinne danke an Christian von Spielstil und danke an all meine Mitstreiter*innen für den tollen Erfahrungsaustausch. Fröhliches Spielen zusammen.
Bilder & Grafiken Horst Brückner
Banner Bild auf Pixabay
Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).