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analog rockt Brettspielrezensionen

Flamecraft – Kaufsüchtige Drachen

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 8 Minuten Lesezeit

Drachen sind ein gern gesehenes Element in Fantasyspielen. Beispielsweise wusste Dragomino bei meinem kleinen Menschen zu begeistern. Und seien wir mal ehrlich: Smaug aus Herr der Ringe oder ein roter Drache bei D&D ist einfach großartig zu erleben. Bei letzterem handelt es sich zwar sehr wahrscheinlich um eine kurze Begegnung, aber was soll’s.

Niedliche kleine Drachen mit ihren Herzen.

Dass Drachen Einkaufsüchtig sind – mal abgesehen von der mit Dagobert Duck geteilten Vorliebe zu Gold – ist mir bislang entgangen. So sind sie uns in der Literatur eher als raubende und bunkernde Kreaturen bekannt. In Flamecraft gibt es eine ganze Reihe an Drachengeschäften, die wir mit unseren Drachenfiguren besuchen, um dort Ware in Form von Ressourcen zu uns zunehmen. Okay. Selbst nach getanem Einkauf steht das Geschäft noch immer im fröhlichen Sonnenschein für andere Einkaufende zur Verfügung, statt abgebrannt und mit starkem Schwefelgeruch in der Luft liegend vor sich hin zu glimmen.

Drachen sind halt auch nicht mehr das, was sie mal waren. Mal sehen, ob uns Flamecraft spielerisch mehr zu bieten hat.

Steckbrief

  • Art: kompetitiv
  • Genre: Familienspiel
  • Kern-Mechaniken: Ressourcen-Management, Worker-Placement, Area-Control
  • Spielname: Flamecraft
  • Verlag: Asmodee (Lucky Duck Games)
  • Erstveröffentlichung: 2022
  • Autor: Manny Vega
  • Illustration: Sandara Tang
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Spieler*innen: 1 – 5
  • Dauer: ca. 60 Minuten

Spielprinzip

Bei Flamecraft entscheidet die Anzahl an Herzen ( = Siegpunkte) über den Gewinn. Dazu kommen nur zwei Aktionen:

  • Sammeln oder
  • Verzaubern
Regelhilfe für alle. Bei zwei Aktionen muss gar nicht so viel erklärt werden.

Fertig. Was legt vor uns? Ein Kinderspiel? Ein Familienspiel? Ein Kennerspiel? Hm … also erstmal ein kurzer Regel- und Mechaniküberblick.

In dem eigenen Zug setzt man den einen Drachen auf einen leeren (Drachen-)Laden. In der Sammelaktion erhält man nun auf dem Laden und von den ausliegenden (Drachen-)Karten die abgedruckten Ressourcen. Von seinen Handkarten darf man nun noch eine für den Laden passende dort ablegen. Hierfür gibt es wieder eine Belohnung und man darf von einer ausliegenden Karte die Sonderfunktion nutzen. Mit der ersten Aktion geht es also munter um das Ressourcensammeln. Der Name ist also Programm.

Das Spielbrett macht was her.

In der Spielmitte liegen immer fünf Verzauberungen aus. Mit der gleichnamigen Aktion lässt sich diese mit einem bunten Strauß an Ressourcen erwerben. Die Verzauberung wird in den dazu passenden Laden (hier muss natürlich bereits unser Worker-Drache stehen) abgelegt. Diesmal wird man mit Siegpunkten (den besagten Herzen) belohnt und kommt so auch an neue Handkarten (für die erste Aktion).

Zusammengefasst macht man also folgendes: Erst viele Ressourcen sammeln, dann mit vielen Ressourcen eine Verzauberung kaufen, um Siegpunkte zu erlangen. Und wieder von vorne. Das Spielende wird eingeläutet, wenn die letzte Handkarte oder die letzte Verzauberung offen in die Auslage gelegt wird. Alle dürfen nun noch einen letzten Zug ausführen.

Es gibt noch ein paar hier nicht dargestellte Regeln wie man beispielsweise an neue Läden kommt, aber das spielt auch eher eine untergeordnete Rolle. Im Kern sind die beiden zur Verfügung stehenden Aktionen auch das einzige, was man machen kann. Interaktion wird man kaum vorfinden, sieht man davon ab, dass jemand anders eine Karte weggeschnappt hat. Dies ist aber in den seltensten Fällen geplant.


Unboxing

Witzige Läden erwarten euch.

BÄHM! Wenn man auf Einhornfarben und auf die Neuverfilmung von Barbie steht, kommt man mit Flamecraft auf seine Kosten. Durch die knalligen Farben und das hochwertige Material – wie beispielsweise die Neoprenmatte als Spielplan oder die sehr schönen Drachenfiguren aus Holz – hinterlässt das Spiel schon einen sehr starken Ersteindruck.

Dazu kommen fetzige Sprüche auf den Karten und sehr witzige Ladennamen. Dabei kommt viel Wortwitz ins Spiel wie in etwa bei Joko und Glas oder Bob, der Braumeister. Mit den ersten zwei Partien hat man leider alles gesehen.

Die Regeln sind eingängig und gut zu lesen. Einzig die Bezeichnung für Werkeldrachen und Schmuckdrachen verwirren beim Erstlesen, aber grundsätzlich gibt es nichts an den Regeln und der Aufbereitung im Regelheft auszusetzen.


Bewertung

Der berühmte Bob.

Und dann kommt schon die Bilanz. Da werden Drachen genötigt in wortwitzigen Geschäften einzukaufen. Aus den erhaltenen Ressourcen kaufen sie Verzauberungen für die Geschäfte, um Siegpunkte in Form von Herzen (nicht mal hier Gold) zu erhalten. Mit den bunten Farben und Herzen hätten es auch Einhörner sein können, denen wir wahrscheinlich alle deutlich mehr den friedlichen Kaufzwang abgenommen hätten. Nun sind es aber Drachen.

Weit ab vom thematischen Kritikpunkt entfaltet die Aktionsvielfalt leider auch kaum Spielspaß. Das liegt nicht so sehr an den Aktionen selbst, sondern vielmehr an dem sich stark wiederholenden Muster.

Das niedliche Artwork kaschiert darüber hinaus, dass es sich um ein knallhartes Ressourcen-Management Spiel handelt. Wer hier sehr stringent optimiert, rast den anderen davon, die sich vielleicht einen Augenblick vom Artwork oder einem Wortwitz ablenken ließen.

Ähnlich wie Septima will auch Flamecraft unbedingt gefallen. Es schafft es aber nicht. Den Drachen geht im Spielspaß und im Wiederspielwert zu schnell die Puste aus. Gut … in dem Spiel brauchen sie die ja auch nicht. Bei mir ist es wieder ausgezogen. Schade, da ich von dem Artwork und dem Material wirklich angetan war. Aber es landet einfach nicht mehr auf dem Spieltisch.

Punkte

  • Thema: 1
  • Mechanik: 2
  • Wiederspielwert: 2
  • Strategie: 2
  • Qualität: 4
  • Spielspaß: 1

Gesamtwertung 2 (2,0 )

Boardgamegeek

Da viele von euch auch direkt auf BGG schauen, nehmen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Faktoren für dieses Spiel direkt auf (Stand 12/2023).

Ranking Weight
7.5 2.20

Die Gewichtung nah an der zwei geht komplett in Ordnung. Es ist leicht zu lernen und bietet auch nur eine rudimentäre Spieltiefe.

ⓘ Der ausführliche Beitrag ist bei Teilzeithelden erschienen. Daher sind hier nur die Essentials zusammengefasst. Ihr könnt erfahren, warum ich auch ein Teilzeitheld bin. Alle meine dort erschienen Artikel findet ihr in der Übersicht. Lesen meines Teilzeithelden-Artikels macht natürlich immer noch Sinn. Zum einen habe ich dort eine wirklich tolle Einleitung geschrieben, der gesamte Text ist hervorragend lektoriert und das Spielprinzip detaillierter umrissen.



(c) Copyright Asmodee

Grafik(en) und Bild(er) von Horst Brückner

Banner-Bild von Pexels auf Pixabay

Das Spiel ist ein Rezensionsexemplar. Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider.


Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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