Im Oktober war Horst auf der SPIEL’23 und hat einige Spiele aus seiner Wunschliste angetestet. Dabei war erstaunlich viel Müll dabei und er war froh nicht alles blind gekauft zu haben. Aber fern ab der Messe war auch Zeit mit Freunden in den heimischen Wohnzimmern zu spielen. Mal wieder bei Stefan haben wir uns über Septima hergemacht. Weil wir aber alle viel Zeit hatten, haben wir diverse kleinere Spiele vorweg gespielt. Und eines hat es Horst angetan … dafür ging es in den Wilden Westen.
Horsts Spiel
Es geht um Colt Express (in Deutsch bei Asmodee erschienen). Ähnlich wie bei dem Klassiker Robo Rallye (dazu muss ich unbedingt mal einen Artikel machen), plant man seine Züge im Voraus über Karten. Das machen alle Spielenden. Und dann wird reihum jeweils eine Karte abgehandelt. Dabei entsteht dann Chaos, wenn man auf einmal durch eine vorherige Aktion eines Mitspielenden nicht mehr da steht, wo man eigentlich stehen wollte. Wer solche Spiele bitterernst nimmt, wird wenig Freude mit haben, da sie dazu einladen Fehler zu machen oder eben nicht alle Schritte der anderen voraus planen zu können. Wenn dabei noch eine gewisse Atmosphäre aufkommt, ist der Spaß vorprogrammiert.
Colt Express hat 2015 den begehrten Spiel des Jahres Titel abgeräumt. Wer sich in der Brettspiel Blase etwas tummelt, weiß, dass dieser primär Familienspiele abräumen. Das sollte schon einmal die Erwartungen an die Komplexität adjustieren. Aber ich möchte ja primär über die Atmosphäre sprechen. Wie sieht das Spielfeld aus? Spielfeld? Aus sehr schön bedruckter Pappe Reihen sich einige Zugwaggons an eine alte Dampflock. In bester Western Manier gibt es einen Haufen unsinniger Ständer mit Kakteen, Strohbüschen und eine bergige Kulisse. Lucky Luke und unzählige Karl May Filme aus meiner Kindheit lassen grüßen. Damit ist aber noch nicht genug. In den Waggons suchen wir nach Raubgut (das ist übrigens auch Ziel des Spieles: am Ende mit den größten Schätzen dazu zu stehen) und müssen uns also durch die Waggons mit anderen schieß- und prügelwütigen Kontrahent*innen kämpfen. Selbstverständlich können wir auch auf die Waggons klettern und dort mit größeren Sprünge voran kommen. Kennt ihr noch Rauchende Colts?
Wie läuft das Spiel nun ab? Die Spielenden wählen sich einen Charakter mit dazugehörigen Deck aus. Die Decks sind zwar gleich, aber die Charaktere haben leicht asymmetrische Funktion. So kann beispielsweise ein Cowboy durch die Decke schießen oder meine gewählte Indianerin nach einem gewonnen Faustkampf direkt ohne zusätzliche Aktion den erbeuteten Schatz aufheben. In jeder Runde wird eine Ereigniskarte gezogen. Die sagt meist an, wie die Aktionen geplant werden, wie in etwa die dritte Aktion wird verdeckt geplant. Dann geht es reihum, dass die Spielenden ihre erste Aktion vor sich hinlegen (meist offen) bis alle ihre in der Regel vier Aktionen geplant haben. Neben Bewegung, ist dies auf einen Waggon klettern, in die Waggons klettern, schießen, Faustkampf, Schätze aufheben oder den Sheriff bewegen. Dann werden die Aktion wie oben beschrieben reihum abgearbeitet. Während Robo Rallye in der Planung sehr komplex bei auch deutlich mehr Zügen ausfallen kann, ist Colt Express die leichtgewichtigere Varianten. Aber trotzdem hat es unheimlich viel Spaß gemacht.
In unserer Partie standen wir zu Zweit über den Truhen von Sheriff. Unsere letzte Runde war ein wildes hoch- und runter, aufnehmen, prügeln, aufeinander schießen. Ein richtiges Duell zwischen dem Cowboy und meiner schlagfertigen Indianerin. Da wir die dritte Karte verdeckt hatten, wussten wir nicht genau, was wir da machen. War sehr lustig … ich habe zwar den Zweikampf um einen der beiden Schätze verloren, aber dafür den wertvolleren abgestaubt und damit knapp gewonnen. So nun den trockenen Wüstenstaub abklopfen und den Tomahawk richten. Würde ich es nochmal spielen? Jederzeit!
Daher mein Spiel des Monats!
Boardgamegeek
Da viele von euch auch direkt auf Boardgamegeek schauen, nehmen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Faktoren für dieses Spiel direkt auf (Stand November/2023).
Ranking | Weight |
---|---|
7.1 | 1.83 |
Für ganz junge Menschen (kleiner als sechs Jahre) eher noch zu komplex, für Erwachsene aber gut planbar. Daher stimme ich mit der Komplexitätseinwertung mit Tendenz in Richtung zwei überein.
Grafik, Artikelfotos: analog rockt
Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).