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analog rockt Brettspielrezensionen

Mission Amazonia

Der Artikel wurde von Bill geschrieben. 8 Minuten Lesezeit

Der Amazonas benötigt ein findiges Team

Der Regenwald ist in Gefahr. In 10 verschiedenen Missionen, die insgesamt etwa 40 Jahre der Abholzung, Wilderei und des illegalen Goldwaschens erzählen versuchen wir als Team von brasilianischen Experten zu retten, was zu retten ist. Die realistischen Landschaften auf den Spielflächen passen sich mit den Jahren den Machenschaften der Umweltsünder an und Städte werden sichtbar größer. Dagegen halten moderne Technologien mit denen wir uns den Gegebenheiten stellen können. Schaffen wir das Unmögliche und retten die grüne Lunge unserer Erde?


Spielprinzip

Die genannten Herausforderungen werden uns im Spiel mehr als einmal unmöglich erreichbar erscheinen und doch konnte ich bislang die meisten meiner Spiele gewinnen, wenn auch knapp. Jedem Spieler wird ein Spielertableau gegeben, auf welchem grob der Rundenablauf dargestellt ist. Zudem bietet dieser einen Ablageort für den Nachzieh- und Ablagestapel sowie für die Charaktere des Spielenden. Zum Startrepertoire gehören die zum Szenario passenden Spielerkarten und ein Charakter dessen Spielfigur auf das farblich passende Startfeld gestellt wird. Der Spielerzahl entsprechend werden Missionen gezogen und durch die kapitelzugehörige Drehscheibe festgelegt, wo auf dem Spielfeld die jeweilige Mission erfüllt werden soll.

So sieht das Spiel auf dem Tisch aus.

Weiteres Spielmaterial bilden die Ausrüstungskarten, die wie in einem Deckbuilder meinem Kartendeck hinzugefügt werden können, sowie die Unterstützungskarten, welche uns Gegenstände oder jedes Mal einmalige Aktionsmöglichkeiten bieten.

Das Spielfeld sieht aus wie eine Ortskarte – und das ist so gewollt.

Mit den Handkarten kann ich Bewegungen auf den Straßen oder auf Flüssen ausführen. Wenn ich einen Missionsort erreiche, zum Beispiel eine illegale Abholzung, und die Voraussetzungen erfülle, kann ich die Mission für die Gruppe abschließen und erhalte einen Erfolgsmarker sowie etwas Geld, welches ich thematisch beschrieben z.B. durch den Verkauf illegaler Werkzeuge, Fahrzeuge, etc. verdiene. Eine Mission kann auch Gefahren beinhalten und damit meiner Spielfigur Schaden zufügen. Zusätzlich gefährlich wird es, wenn ich mich in einen indigenen Bezirk wagen muss und mein Charakter nicht die Fähigkeit besitzt, mit diesen zu verhandeln. Wenn eine Figur Zuviel Schaden sammelt, muss diese in den ungewollten Ruhestand. Andererseits kann ich die Handkarten auch in der Runde vermieten und erhalte temporär das unten angezeigte Geld.

Jede Runde werden für nicht erfüllte Missionen Misserfolgsmarker auf der Misserfolgsleiste abgelegt. Dies ist notwendig um weitere Ausrüstungskarten kaufen zu können oder Unterstützungskarten auszuführen. Wenn durch Misserfolge oder andere Möglichkeiten insgesamt 12 Marker auf der roten Misserfolgsleiste liegen, ist das Spiel auf der Stelle verloren.

Sollte es gelingen vorher 12 Erfolgsmarker auf der Erfolgsleiste abzulegen, ist das Spiel umgehend gewonnen. Aber Achtung: Wenn die Gruppe den siebten und neunten Erfolg erreicht, wird jeweils ein Ereignis aufgedeckt, welches immer negative Folgen nach sich zieht. Ereignisse werden vor dem Spiel zu dem Szenario passend bereitgelegt. Mit steigender Kapitelzahl werden die Missionen aber auch die Regeln anspruchsvoller. Es wird neue Ausrüstungen und Unterstützungen geben und man ist sogar irgendwann in der Lage Erfahrung zu sammeln und Fähigkeiten dazuzulernen.

Wenn an am Ende so zwischen Erfolgen und Misserfolgen steht, dann haben die Umweltschützer gewonnen.

In späteren Szenarien kommen nicht nur neue Herausforderungen und Spielkarten hinzu, sondern auch zum Teil spielrelevante Regeländerungen. So sammeln wir ab Szenario 4 mit gelungenen Missionen auch noch Erfahrungspunkte und können sehr wichtige Fähigkeiten dazu lernen, welche uns das Durchführen der Rettungvorhaben erleichtern.

Das 10. und damit letzte Kapitel ist dann plötzlich nicht mehr kooperativ sondern kompetitiv. Aber als Freund, nicht als Gegner, versuchen wir, gelangweilt von unserem Ruhestand, möglichst viele Tiere zu retten. Wer hier am erfolgreichsten ist, gewinnt das Szenario.


Unboxing

Das Spiel kommt ohne besonderen Schnickschnack daher. Die Spielschachtel ist mit einem hübschen Cover versehen bietet aber keine Besonderheiten. Marker und Karten sind ausreichend aber nicht besonders qualitativ produziert. Es gibt einen bedruckten Einleger aber kein Inlay und auch leider nur ungenügend Zip-Beutel. Wenn man nicht ständig alles neu sortieren möchte, kann man nur hoffen, noch genügend weitere Beutel zur Verfügung zu haben. Das alles ist in meinen Augen aber kein Nachteil, für den Endpreis erhält man ein ausreichend gut produziertes Spiel mit einer Menge Spielpower!

Das Szenariobuch ist das Herzstück und wird durch einen hübschen Spiralring zusammengehalten. Die Seiten sind aus dünnem Karton und daher stabiler als wäre es aus reinem Papier. Sehr schön sind die Informationen über Brasilien auf den ersten beiden Seiten des Spiralbuches sowie über die gefährdeten Tiere im Regelbuch. Darin befinden sich auch Tipps, wie man persönlich zum Erhalt des Regenwaldes beitragen kann. Ansonsten ist das Regelbuch gut geschrieben, wenn man etwas im Spielverlauf sucht, findet man die gesuchten Informationen ausreichend schnell wieder, sofern man die Regeln zumindest einmal gelesen hat. Besonders schön finde ich die Illustrationen, von denen es gerne hätte mehr geben dürfen. Hier mal ein paar Beispiele:


Bewertung

Anfangs habe ich befürchtet es mit einem zu seichten Familienspiel zu tun zu haben. Weshalb ich das nicht gut gefunden hätte, fragt man sich da sicherlich. Die Antwort ist eigentlich simpel: In einem zu einfach gestrickten Spiel ist die Bandbreite der spieltechnisch übertragbaren Botschaft leider oft begrenzt. Bei Mission Amazonia haben wir es allerdings mit einem anfangs zwar übersichtlichen Spiel zu tun, welches sich aber von Kapitel zu Kapitel immer weiter entwickelt und am Ende bereits ein beachtliches Kennerspiel ist. Bereits das erste Kapitel hat es vom Schwierigkeitsgrad in sich und konnte bereits mit seinem Debut bei mir Vorfreude zu weiteren Spielrunden auslösen.

Bemerkenswert finde ich, dass es nicht von einem Verlag sondern von dem Schweizer Verein Analoges Lernen und Spielen veröffentlicht wurde und in seinem pädagogischen Sinne entsprechend eine spezielle Anleitung für den Einsatz in Schulklassen bei BoardGameGeek bereit hält. Und außerdem: Wenn sich ein Verlag schon Analoges Spielen & Lernen nennt, müssen wir als analoge Rocker natürlich genauer hinhören! Und was sie hier komponiert haben lässt uns zustimmend Headbangen! Daher erhält es von mir die folgende Wertung:


Unboxing und Regeln

Auf unserem YouTube Kanal hat Bill auch bereits drei Videos zu dem Spiel publiziert.


(c) Copyright Analoges Spielen & Lernen

Grafik(en) und Bild(er) von analog rockt

Bannerbild von vined mind auf Pixabay. Begründung für die Bildauswahl damit es keine rechtlichen Probleme gibt ausformulieren.

Hinweis: Das Spiel ist ein Rezensionsexemplar. Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider. Das Rezensionsexemplar ist nach ausführlichem Test an den örtlichen Spielverein Brettspielfreunde Hildeheim e.V. übergeben worden.


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Narrativ und Kampagne sind schonmal zwei Dinge die mich in Brettspielen sehr frohlocken lassen. Aber mich macht eigentlich fast alles froh, wenn es thematisch gut gemacht ist und am besten noch mit tollen Illustrationen lockt. Ich Liebe dabei die schöne Gesellschaft am Spieltisch, der Sieg ist eher zweitrangig für mich. Zudem mag ich auch mal das eine- oder andere Videospiel und hierbei am liebsten gut gemachte Videospieladaptionen der mir geliebten Brettspiele.

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