Einmal im Monat stellen wir euch zwei Titel vor, die uns überrascht haben. Das müssen nicht die neusten Brettspielen, die besten oder schlechtsten oder die am meisten gespielten Spiele sein. Einfach die, die uns in irgendeiner Art beschäftigt haben. Diesen Monat geht es bei Horst handwerklich zu: Ab in den Wald und Bäume fällen. Während Chris sich durch die tiefen des Dschungels schlagen muss.
Horsts Spiel
Ähnlich wie in der letzten Woche hat mich im Februar wieder ein Expertenspiel in den Bann gezogen: Woodcraft (Pegasus Spiele). Das Spiel ist von dem Autor Vladimír Suchý und damit ebenfalls Designer von Praga Caput Regni und Messina 1347. Beide genannten Spiele habe ich mit Chris jeweils spät abends nach einem anstrengenden Tag auf einer Spielmesse respektive Spiele Con gespielt. Bei beiden Spielen waren wir uns einig, dass die nicht mehr so schnell auf den Tisch kommen würden. Sie wirkten viel zu verkopft; die Mechaniken waren zwar toll verzahnt, aber das Thema wurde abstrakt verkörpert. Mehr Eurogame als alles andere.
Woodcraft lässt sich in Sachen Verzahnung hier ebenfalls nicht die Butter vom Brot nehmen oder in dem Falle eher die Spänne von der Hobelbank. Das ganze Thema baut auf dem Holzhandwerk auf. Auch wenn es hier und da komische Fantasy-Anleihen gibt – wie lesende Dachse auf der Spielschachtel –, konnte ich mich in das Thema deutlich besser einfinden. Trotzdem bleibt Woodcraft ein Suchy-Spiel. Ressourcen sind knapp, Aktionen sind beschränkt, die Zeit rennt und wer zur Motivation reichlich Belohnungen abstauben will, wird bitter enttäuscht. Hier muss ziemlich hart um jeden Siegpunkt gerungen werden. Dabei meine ich nicht die Interaktion untereinander. Die fällt kaum ins Gewicht und nur sehr selten, schnappt man mal einer Person etwas vor der Nase weg. Eigentlich optimiert hier jeder auf dem eigenen Tableau. Das ist auch nicht wirklich schlecht – im Gegenteil – ich mag Woodcraft mehr als die anderen erwähnten Titel. Streckenweise kann es aber frustrierend sein, wenn man nicht zu Beginn bereits eine Strategie verfolgt.
Je öfter der Wald in Woodcraft zum Wohle der eigenen Tischlerei gerodet wird, desto besser wird man allerdings! Damit ist es also kein Spiel für einmal spielen, sondern bedarf tatsächlich etwas Übung (wie im richtigen Handwerkerleben). Zwei Dinge haben mir dabei noch wirklich ganz hervorragend gefallen. Zum einen ist die Downtime gefühlt dermaßen kurz, dass man kaum glauben kann, schon wieder am Zug zu sein. Ab der zweiten Spielhälfte werden die Züge tendenziell länger, da die Spielenden die ersten Engines abfeuern können, aber das verschafft nur die notwendige Pause, um den eigenen Zug zu planen. Dann hat dieses Spiel noch einen unglaublich guten Solo-Modus. Dauert Woodcraft bei drei Spielenden etwas mehr als zwei Stunden, ist es im Solo-Modus in unter 45 Minuten durchzurocken. Das liegt vor allem daran, dass man keine virtuelle Person bedienen muss. Es gibt einzig ein Automa, der die sieben Aktionen mitbewegt, so dass man selbst nie ins Stocken geraten muss eine Notaktion durchzuführen.
Chris’ Spiel
Seit Die verlorenen Ruinen von Arnak im Jahr 2020 von Czech Games Edition veröffentlicht wurde hat es eine treue Fangemeinde gewonnen. Auch bei uns stand das Spiel schon viele Male in verschiedenen Konstellationen auf dem Tisch. Ich habe nach einer längeren Pause vor kurzem mal wieder Arnak gespielt und war begeistert von dem, was das Spiel zu bieten hat. Es ist also auch nicht bei nur einer Partie geblieben, immerhin XX Partien wurden im Februar geloggt. Arnak hat einen hohen Wiederspielwert, da es so viele verschiedene Elemente und Mechaniken gibt. Die Kombination aus Ressourcenmanagement, Deckbuilding, Strategie und Erkundung bietet echt eine Menge Abwechslung und Spannung.
In Arnak übernehmen wir die Rolle von Forschern, die eine vergessene Insel erkunden, um Artefakte und Schätze zu finden. Die Spielenden müssen Expeditionen durchzuführen, Ressourcen sammeln und können ihre Ausrüstung verbessern. Arnak erinnert ganz bestimmt nicht nur mich an die Abenteuer von Indiana Jones. Als berühmter Archäologe und Abenteurer wäre Indy sicherlich in seinem Element, wenn er an diesem Spiel teilnehmen würde. Das Thema ist super umgesetzt und lässt die Spielenden wirklich in die Welt der Expeditionen und Schatzsuche eintauchen. Die Illustrationen des Spielbretts und der Karten sind sehr ansprechend und tragen zur Immersion bei.
Der Wiederspielwert wird auch durch die Erweiterung “Expeditionsleiter” hoch gehalten. Aus meiner Sicht ist die Box ein must have. Für rund 30 € gibt es 8 neue Expeditionsleiter, die alle ein unterschiedliches Spielertableu haben und dazu besondere Fertigkeiten und Eigenschaften. Der Captain zum Beispiel hat einen dritten Worker zur Verfügung, die Entdeckerin einen weniger, der sich dafür bis zu dreimal umsetzen darf, der Mystiker sammelt Furchtkarten, welche eigentlich Minuspunkte geben und vieles mehr…
Was auch diese Male leider wieder negativ aufgefallen ist, ist der Auf- und Abbau von Arnak. Puh, das ist ordentlich Material und von Haus aus alles nur in Plastiktütchen eingepackt. Ich hatte schon mal überlegt ein Insert von Laserox zu kaufen, mich aber nie dazu durchgerungen. Umso erfreulicher, dass in der Arnak-Abstinenz bei Horst ein 3D-Drucker eingezogen ist. Durch den aktuellen Hype wird jetzt auch endlich ein Insert von Thingiverse gedruckt und ich bin echt gespannt drauf…
Mitterweile hat Arnak mir gezeigt, dass es sicher immer Mal wieder auf den Tisch kommt und ich kann mir vorstellen, dass man auch in 10 Jahren noch mal eine Partie spielt. Als nächstes werde ich auf jeden Fall noch die Solo Kampagne ausprobieren, die es umsonst auf der Website von CGE gibt. Wer noch mehr Liebe im Detail entdecken möchte, der kann obendrein auch mal auf dem Blog der Entwickler Elwen & Min vorbei schauen.