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analog rockt Brettspielrezensionen

Königreich Legacy

Der Artikel wurde von Bill geschrieben. 10 Minuten Lesezeit

Dein Königreich wird am Ende keinem anderen gleichen

Ein eigenes Königreich – wer wünscht sich das nicht? Dieses Solo-Kartenspiel macht diesen Wunsch möglich. Und ich kann nur sagen – ich habe mein Reich mit dem Namen „Goldau“ wachsen und florieren sehen, Flächenbrände und Stürme, Räuberscharen und kleinere Invasionen stellten sich mir dabei in den Weg. Ich habe Kaufleute begrüßt, Wesen aus märchenhaften Abenteuern gesehen, ferne Länder bereist und Ihre Einwohner kennengelernt.

Erst kürzlich stellte ich mich der schwarzen Pest, welche viele meiner Gefährten bedrohte und so viele meiner Bürger dahin raffte. Ich baute erst kürzlich eine Kathedrale und lockte Bischhöfe in meine Ländereien. Und so stehe ich nun auf dem Balkon meines schönsten Anwesens und betrachte all das, was mir gelungen ist, mit Stolz und geschwellter Brust. Doch der Horizont wirkt in letzter Zeit verdunktelt. Mein Herz sagt mir, dass ich zufrieden sein sollte, doch ich befürchte, dass andere Reiche neidisch auf meines schauen und vermute eine Invasion. Zudem haben wir der Natur zu viel genommen, ich fühle förmlich, dass sich diese langsam gegen uns verschwört. Um dem entgegen zu kommen muss ich neue Fundamente errichten. Die Religion und meine Mechaniker waren erst der Anfang. Ich sollte das Kunsthandwerk unterstützen und weitere Adelhäuser ausrufen um mehr Edelleute zu haben. Wenn diese in romatischen Zeiten neue Familien gründen, wird dies das Reich nur stärker machen. Zu guter letzt blicke ich auf die Wissenschaft, vielleicht finde ich hier Lösungen für das was uns bevor steht?

Der letzte Absatz bezieht sich auf die von mir gerade begonnene Erweiterung, die aus drei Teilen besteht und „Fundamente“ heißt. Auch wenn ich das Spiel damit noch nicht ganz beendet habe gab bereits so viele schöne Spielstunden, dass ich davon berichten möchte. Das Grundspiel habe ich bereits vor Monaten durchgerockt, weshalb ich es ausführlich bewerten kann. Inhaltlich kann und möchte ich aber ab jetzt nicht mehr schreiben, als den oben stehenden Text, da ich sonst Spoilern würde. Aber es gibt Euch einen kurzen Überblick über die gespielten Inhalte ohne diese mit mehr als ein paar wenigen Worten anzusprechen.


Spielprinzip

Dieses Solospiel stellt wie kaum ein anderes von Anfang an die Frage – soll man es schonen und die Legacyelemente irgendwie so nutzen, dass alles zurückgesetzt werden kann? Oder steht man auf das unreversible Gesamterlebnis und wird alles bekleben und beschriften sowie gefühlt Unmengen an Karten zerschneiden oder zerreißen?

Das Spiel stellt uns schnell vor die Frage: Zurücksetzen oder mit allen Konsequenzen weiterspielen?

Ich habe mich tatsächlich für letztes entschieden. Dabei habe ich versucht es so zu spielen, dass man es wiederverwenden kann, aber ich habe schnell eingesehen, dass Kartenhüllen und leicht entfernbare Klebestreifen zum Beschriften schnell unübersichtlich werden und den Aufwand nicht lohnen. Und ganz ehrlich, ich liebe es mittlerweile Karten zu zerreißen! Selbstverständlich nur in Legacy spielen.

Das ganze kann schnell so enden, aber das gehört zu diesem Spiel dazu. (Bild von BGG)

Das Grundspiel beginnt Recht klar und einfach. Man nehme die ersten 10 Karten vom Stapel, mische diese und beginnebdie allererste Runde von so vielen. Glaubt mir, eine ganze Runde (nicht zu verwechseln mit einem Spielzug) fühlt sich nur am Anfang so kurz an, später werden diese immer länger, da man Runde für Runde Karten erkundet, normalerweise zwei. Erkunden bedeutet, dass man die vorgegeben Anzahl Karten vom unbekannten Stapel nachzieht und dem eigenen Deck hinzufügt. Manchmal wird man auch mitten im Spiel aufgefordert Karten von weiter hinten zu erkunden. Diese sind durchnummeriert und daher leicht zu finden -bloß nicht ausversehen mischen!

So könnte der erste Spielzug der ersten Runde aussehen. Es sind vier der ersten zehn Karten

Wie man erkennt, haben die auf dem Bild befindlichen und allermeisten anderen Karten zwei Seiten (und immer eine entsprechende Rückseite). Es gilt immer nur der Teil der Karte, der zur spielenden Person ausgerichtet ist.

Die Spielzüge laufen im Grunde immer gleich: Man zieht 4 Karten und schaut ob die ausliegenden Ressourcen ausreichen um eine Karte zu verbessern. Verbessern heißt, dass man die Karte in die entsprechende Pfeilrichtung dreht, also auf den Kopf stellt oder auf die andere Seite dreht. Man hat pro Spielzug so oft man möchte, oder andere Karten es zulassen, die Möglichkeit vorzustoßen. Dabei zieht man steht’s zwei Karten nach. Wenn der Zug auf irgendeine Weise beendet wird, werden alle zu dem Zeitpunkt im Spiel befindlichen Karten in die Ablage befördert. Meist beendet eine Verbesserung den Zug, kann aber auch anders ausgelöst werden.

Wichtig ist, dass man steht’s die in der kleinen Anleitung erläuterten Symbole nachschlägt, bis man diese wirklich verinnerlicht hat. Das Spiel hat im Grunde nicht viele Regeln, umso wichtiger ist es, dass diese nicht übersehen werden.

Auch Aufkleber gehören dazu. Ich habe versucht diese Symbole auf die Klebestreifen zu malen. Seit ich sie einfach aufklebe sieht es besser aus. (Bild von BGG)

In den Erweiterungen kommt es beim Karten vernichten in die Vollen. Es soll vor jedem Teil ein eliminieren durchgeführt werden. Das hat natürlich den Hintergrund, dass das Deck verschlankt wird und man nicht irgendwann 5 Stunden an einer Runde spielt. Es fühlt sich aber auch thematisch richtig an, wenn für das Reich irgendwann Projekte verstummen und vergessen werden oder Personen anderen weichen. Ein „Eliminieren 7“ bedeutet z.B., dass man das Deck durchmischt und danach immer 7 Karten zieht aus denen jeweils eine eliminiert, also wirklich zerrissen, zerschnitten oder verbrannt wird. Eine folgenschwere Entscheidung. Zwar behalte ich alle Siegpunkte, da diese von eliminieren Karten notiert werden, deren Fähigkeiten bleiben aber permanent verloren.

Das muss nicht so ausgelebt werden, sieht aber beeindruckend aus. (Bild von BGG)

Unboxing

An dieser Stelle ist nicht viel zu erzählen. Das Spiel befindet sich in einer Pappschachtel. Darin befinden sich Spielkarten und Aufkleber. Die Erweiterungen sind entweder Blister mit ca. 30 Karten oder (bislang zwei) Boxen, gleicher Größe und mit ähnlichem Umfang wie das Grundspiel.

Die Box des Grundspiels

Die Karten sind von normaler aber recht ordentlicher Qualität und sehr schön bedruckt. Ob diese handillustriert oder von künstlicher Intelligenz unterstützt oder komplett erstellt sind, kann ich nicht sagen. Sie sehen aber durchgehend so schön aus, dass es mir ziemlich egal war. Die Bilder versetzten mich thematisch in mein Königreich und werden ja sowieso zerrissen. Die Aufkleber lassen sich gut anbringen (wenn nötig auch wieder gut entfernen), stocken fast nie beim Mischen und bleiben dort, wo man sie angebracht hat. Insgesamt eine gute Qualität.


Bewertung

Dieses Königreich hat es tatsächlich geschafft, als bisher einziges Solospiel, dass ich mehr und mehr erleben möchte. Ich habe bislang alle erhältlichen Erweiterungen gespielt, bzw. bin gerade in der letzten, vor kurzem erschienenen, Erweiterung „Fundamente“ mittendrin. Die gesamte Spielzeit liegt bei nun sage und schreibe 26 Stunden. 3-4 weitere befinden sich in der vorliegenden Erweiterung noch vor mir. Allerdings ist das ganze auch nicht billig. Sagt man sich bei dem Grundspiel noch: „16€? Das ist ja ein super Preis!“, was auch tatsächlich stimmt, so liege ich mit allen Erweiterungen nun bei 79€. Das würde eigentlich dem Spielmaterial kaum entsprechen und hätte mich wohl im Gesamtpaket abgeschreckt und das Spiel im Regal versauern lassen. So kleckerweise merkt man es aber kaum und kommt erst darauf, wenn man es mal durchrechnet.

Man darf natürlich einen gewissen Glücksfaktor an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Seit gefühlten Ewigkeiten befinden sich in meinem Fall zwei bestimmte Banditen in meinem Deck, die mir oft in die Suppe spucken. Aber wenn man diese endlich besiegen konnte oder ein bestimmtes Gebäude endlich fertiggestellt hat, freut man sich umso mehr darüber. Natürlich kann das auch frustrierend sein, aber dieses Phänomen ist das gleiche, wie bei so vielen Kartenspielen.

Aber ich will es auch nicht mehr missen, hoffe das baldigst wieder Neues kommt und überlege ehrlich es mir nochmal zu kaufen, nur um es nochmal (aber natürlich anders) erleben zu dürfen. Es ist faszinierend und erschreckend zugleich, wie sehr es mich in seinen Bann zieht, wie es bislang kaum ein anderes Spiel dieser Kategorie geschafft hat. Für mich ein großes Highlight und in meinen Augen eine verdienter Höchstbewertung! Ich könnte irgendwo verloren gehen, mit diesem Spiel im Gepäck ginge es mir deutlich besser!


Treffen auf der Spiel 2025 in Essen

Am Sonntag, den vierten Tag der Messe, begab ich mich zum Zeitpunkt des Aufbaus morgens zum Stand von Fryxgames. Da ich stets für Frosted Games Promote, kam ich täglich bereits am 7:30 Uhr in die Messehallen. Ich wollte eigentlich nur eine Kleinigkeit für mein Terraforming Mars kaufen und kam dann mit dem Verkäufer ins Gespräch. Dabei erzählte ich von meinen Erfahrungen mit Königreich Legacy und schleimte ein wenig vor mich hin, dass es meine persönlich beste Solospielerfahrung überhaut sei. Dieser zeigte auf die nebenstehende Person und meinte, dass ich damit Jonathan, den Designer persönlich, vor mir stehen hätte. Dieser freute sich sehr über meine Worte, meine Ankündigung zur Veröffentlichung dieses Artikels und die damit verbundene Bewertung des Spiels. Er zwinkerte und meinte – „Du bist nun bereits so weit, aber freue Dich auf noch sehr viel mehr Content!“. Unser von dem Verkäufer gemachtes Foto möchte ich Euch an dieser Stelle nicht vorenthalten:


(c) Copyright Analoges Spielen & Lernen

Grafik(en) und Bild(er) von analog rockt und BGG

Bannerbild von vined mind auf Pixabay. Begründung für die Bildauswahl damit es keine rechtlichen Probleme gibt ausformulieren.

Hinweis: Das Spiel ist kein Rezensionsexemplar. Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider.


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Narrativ und Kampagne sind schonmal zwei Dinge die mich in Brettspielen sehr frohlocken lassen. Aber mich macht eigentlich fast alles froh, wenn es thematisch gut gemacht ist und am besten noch mit tollen Illustrationen lockt. Ich Liebe dabei die schöne Gesellschaft am Spieltisch, der Sieg ist eher zweitrangig für mich. Zudem mag ich auch mal das eine- oder andere Videospiel und hierbei am liebsten gut gemachte Videospieladaptionen der mir geliebten Brettspiele.

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