In the center of a vast but secret forest stands a mighty Oak – a majestic tree that was already a sapling when the world was young.
Was erst einmal direkt klingt wie der Beginn von einer National Geographic Doku (vor allem wenn man es im Kopf mit David Attenborough‘s Stimme vorliest) ist der Anfang des tollen Einleitungstextes von Oak. Das Spiel nimmt uns mit in einen zauberhaften Wald und die Welt der Druiden. Der eigene Orden fängt klein an, doch im Verlauf des Spiels kommen neue Fähigkeiten und Verbündete hinzu. Wähle deine Aktionen weise, denn das wird nötig sein um sich vor der uralten Eiche als der/die Würdigste zu erweisen.
Auf der SPIEL’21 kamen wir mit Wim Goossens, dem Designer des Spiels, ins Gespräch. Mein Blick war irgendwie an einem Poster bei Game Brewer hängengeblieben, wenig später schon lauschten wir den Ausführungen von Wim. Oak hat uns gleich überzeugt! Auch wenn es keinen Prototypen gab, war das Schwärmen von Wim ausreichend, um uns in dieses Projekt eintauchen zu lassen. Es sollte niedliche, kleine Holzdruiden-Meeple geben, die durch Gegenstände upzugraden sind. Dazu sollte es möglich sein, kleine attachments direkt an den Meeplen anzubringen. Klingt sau cool! Wim hat außerdem auch einiges an Hintergrundwissen über Druidenkult in das Spiel einfließen lassen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass das Wort Druide auf das altgriechische δρυς zurückgeht, was Eiche heißt?! Naja, am Ende des Gesprächs waren wir enttäuscht, dass man das Spiel nicht gleich kaufen und mitnehmen konnte. Aber hey, so läuft es eben manchmal auf der SPIEL. Dann eben ein bisschen in Vorfreude schwelgen und das Funding bei gamefound mitmachen…
Letztes Jahr konnten wir das Spiel dann endlich auf der SPIEL abholen und inzwischen wurden einige Runden gespielt. Wir bewegen uns fließend zwischen Menhiren, der Sonnenwende und dem Herz der Eiche, höchste Zeit also für eine durchgerockte Rezension!
Steckbrief
- Art: kompetitiv
- Genre: Kennerspiel, Druiden
- Kern-Mechaniken: Worker placement, Hand management
- Spielname: Oak
- Verlag: Game Brewer
- Erstveröffentlichung: 2022
- Autor: Wim Goossens
- Illustration: Maciej Janik
- Alter: ab 12 Jahren
- Spieler*innen: 1 – 4
- Dauer: 90 – 120 Minuten
Unboxing
Bei dem rezensierten Exemplar handelt es sich um die englische Kickstarter Deluxe Edition. Hier ist ein Insert zum selber bauen beigelegt und so passt das ganze Material dann super gut in den Karton und macht das Geschehen übersichtlicher. Außerdem geht der Spielauf- und -abbau nun flotter von der Hand. Dafür schon mal einen Pluspunkt. Der einfache Aufbau der Behälter wird sogar in einem Video erklärt.
Kleiner Wehmutstropfen: Leider waren die Karten in Plastik eingeschweißt. Da würde ich persönlich mir zukünftig immer eine andere Lösung wünschen, andere Spieleverlage machen es ja mittlerweile vor…
Ansonsten war das erste Unboxing irgendwie erfrischend. Das Game Design ist eine Abwechslung zu vielen Spielen, da es nicht kontrastreich und minimalistisch gehalten ist, wie sonst oft. Das wirkt auf den ersten Blick an der einen oder anderen Stelle auch erstmal unübersichtlich, ich kann aber beruhigen. Das Verständnis für Symbole und Ikonographie ist nach einer gespielten Runde da, man muss sich halt erstmal einleben im Wald…
Insgesamt sorgen einige Kleinigkeiten hier und da dafür, dass das Spiel für mich eine Art Retro-Look hat. Die gedeckten Farben, geringe Kontraste und einen großen Teil trägt dazu auch das Farbschema (blau, grün, türkis) bei, was auf dem Brett und den Karten von Illustrator Maciej Janik in einer Art Aquarell umgesetzt ist.
Sehr viel Liebe ist auch in die Kreaturen der Anderswelt geflossen. Insgesamt 35 davon warten darauf, sich an die Seite der Spieler*in zu schlagen. Alle Sagengestalten haben dabei einen Hintergrund in der echten keltischen Mythologie und es ist daher schon fast zu schade, dass die Bilder der Kreaturen auf den Karten eher klein geraten sind.
Inhalt der Deluxe Edition sind
- ein Spielbrett, beidseitig bedruckt (nur Artwork unterschiedlich, Mechaniken bleiben gleich)
- ein Regelheft
- fünf leicht asymmetrische Spielertableaus. (Diese sind zwar gedoppelte Pappe, aber haben an einer Kante eine bewegliche Falz. Ich habe die Boards mit doppelseitigem Klebeband dauerhaft fixiert. Hätte sonst ein bisschen Sorge, dass an der Falz mal was kaputt geht. #boardgamehack)
- ein schwarzer Stoffbeutel für die 40 hölzernen Zutaten tokens. Diese sind übrigens mit heat transfer Methode bedruckt. Eine dieser Kleinigkeiten, die dem Spiel diesen Retro-Look geben.
- 12 Artefakt-Tiles und 35 Kreaturen-Karten,
- 15 Trank-Tiles, Marker für gebraute Tränke
- 36 farbige Druiden-Meeple. Mega cool!
- pro Spieler jeweils 6 Druiden-Upgrades aus Plastik (in Form von Geweih, Instrument, Umhang, etc.)
- bisschen Krams, wie Rundenmarker, Startspielermarker, usw.
Insgesamt ein wertiges Paket. Fast das gesamt Material ist aus Pappe, oder Holz. Der Knaller wären natürlich die Druiden-Upgrades aus Holz statt Plastik gewesen, man darf ja noch träumen…
Spielprinzip
Oak ist ein Worker placement Spiel. Als worker fungieren die Druiden, die man auf dem Board und am Spielertableau auf verfügbare Aktionen setzt. Im Lauf des Spiels erhält man Rohstoffe, neue Aktionsmöglichkeiten oder Siegpunkte. Wer am Ende von fünf Runden die meisten Siegpunkte hat gewinnt das Spiel.
Das Spiel beginnt mit der Wahl eines der fünf möglichen Orden. Diese unterscheiden sich leicht voneinander und kommen jeweils mit einem eigenen Spielertableau. Die Wahl der asymmetrischen Druidenorden, bringt zu Beginn einen kleinen Draft mit ins Spiel.
Die fünf Runden wiederrum unterteilen sich in drei Phasen:
- Sonnenaufgang
- Tag
- Sonnenuntergang (die Sonne spielt anscheinend eine nicht zu unterschätzden Rolle bei den Druiden…)
Der Sonnenaufgang ist die Einkommensphase. Es gibt drei Haupt-Ressourcen in dem Spiel: Federn, Mistelzweige und Runensteine. Neben einem Standardeinkommen gibt es eine handvoll weitere Möglichkeiten mehr Ressourcen zu erhalten.
Am Tag wird reihum eine Aktion ausgeführt. Die meiste Zeit wird man sogenannten mootcards spielen und damit Druiden in einen der drei Tempel (passend zu den Ressourcen) auf dem Spielfeld entsenden. Steht schon ein Druide in einem Tempelfeld, ist die erneute Benutzung nur durch Bezahlung von zusätzlich Ressourcen möglich. Die Züge wollen also wohl überlegt sein.
Durch Artefakte, Tränke oder Tiere aus der Anderswelt kommen weitere Aktionen hinzu. Alternativ ist es möglich mit den mootcards einen Schritt im “Tech tree” zu machen. In der uralten Eiche verstecken sich drei verschiedene Wege (wieder korrespondierend zu den Tempeln/Ressourcen), an deren Ende Siegpunkte für einen bestimmten Spielstil warten. Spieler*innen werden zum Beispiel für Artefakte, Gefährten oder gebraute Tränke belohnt.
Mit das Coolste was man in dem Spiel machen kann ist es natürlich seine Druiden zu verbessern! Aus jedem normalen Druiden kann auch einer von sechs verschiedenen Ältestendruiden gemacht werden. Dazu nutzt man die passende Aktion, die zum Beispiel auf dem Spielertableau, oder im Tempel, verfügbar ist und stattet den betreffenden Druiden mit einem Mini-Item aus. Die Ältestendruiden sind mächtigere Versionen der worker und sehen nicht nur gut aus. Sie Ignorieren zum Beispiel Setzungsbeschränkungen, geben einem Rabatt auf Tempel-Aktionen, machen das Tränke-Brauen günstiger, oder bringen einen exklusiven Schlafplatz. Ja, auch das ist in diesem Spiel wichtig…
Im Verlauf des Spiels soll sich der Orden natürlich vergrößern, so dass man mehr Druiden/worker zur Verfügung hat. Dazu muss man diesen aber auf dem Spielertableau eben auch einen Ort für die Nachtruhe anbieten. Man startet mit drei Druiden die man aktiv setzen kann und kann bis zu sechs weitere können im Lauf des Spiels dazu kommen.
Wenn ein Spieler passt, ist er nicht gleich raus aus der Runde. Stattdessen kann man nun, wenn die Zugreihenfolge wieder ankommt, einen verbleibenden Druiden von der alten Eiche in den Wald schicken. Dort können Zutaten für das Brauen der Tränke gesammelt werden. Eine nette Idee und auch als Strategieelement nicht zu unterschätzen. Es wird taktiert ob es nicht schlau sei früher zu passen, um die nötigen Zutaten für Tränke noch abzubekommen.
Sind alle Zutaten aus dem Wald geerntet tritt die letzte Phase ein, der Sonnenuntergang. Jetzt werden ein paar Sachen für die nächste Runde vorbereitet, zum Beispiel Runden- und Startspielermarker weitergegeben und Handkarten wieder aufgenommen.
Eine nette Idee ist außerdem das Fest der Sonnenwende. Im Lauf des Spiels läuft neben der Siegpunktleiste noch ein Sonnenmarker mit. Dieser wird durch die Aktionen im “Tech tree” und das Rundenende getriggert. Immer wenn der Sonnenmarker ein Feld weiter zieht wird ein Fest gefeiert und alle Spieler*innen, die auf der Siegpunktleiste hinter dem Sonnenmarker stehen bekommen Ressourcen. Ich finds super aus zwei Gründen: Erstens macht das Taktieren rund um Siegpunkte und Sonnenmarker viel Spaß. Man möchte am liebsten gerade knapp hinter dem Sonnenmarker sein und die fette Sonnenwende noch mitfeiern und Zweitens ist das auch eine tolle Lösung für ein Comeback-Mechanismus.
Bewertung
Oak erhält auf jeden Fall einen Platz im Regal! Hinter der schwarzen Box verbirgt sich ein liebevoll gestaltetes Expertenspiel. Das Thema spricht mich persönlich als Naturburschen und Fan der Artussage total an. Vom Feeling her hat es für mich leichte Ähnlichkeiten mit Die verlorenen Ruinen von Arnak, oder auch Everdell.
Überschaubare Anzahl an Aktionsmöglichkeiten, dafür aber hohe Bedeutung selbiger machen Oak zu einem strategischen Spiel. Wichtig sind Handmanagement und eben worker placement. Besonders viel Spaß macht es natürlich, wenn es gelingt seine Druiden möglichst effizient auf die Tempel aufzuteilen. Im Verlauf des Spiels kommen weitere Handkarten und Druiden hinzu (mehr Aktionen), Tiere und Artefakte geben weitere Aktionsmöglichkeiten, oder auch Ressourcen. Besonderns toll und intuitiv ist das Prinzip der stärkeren worker umgesetz. Durch die Sonderfähigkeiten der Ältestendruiden ist der Aspekt der Aufwertung direkt in den Spielmechanismen verankert, durch die kleinen Items für die Meeple wertig umgesetzt.
Drei Spieler sind meiner Meinung nach der sweetspot um Oak zu spielen. Hier ist die downtime noch in überschaubarem Maß. Es kommt auch nicht, wie mit vier Spielenden, oft vor, dass man die geplante Aktion (Strategie) nicht durchführen kann, weil ein Mitspieler sie gewählt hat. Zu viert muss man dann teilweise zu viel kurzfristig taktieren. Zu zweit spielt es sich auch gut. Wir bevorzugen dann aber doch interaktivere Spiele, da man bei Oak eher nebeneinander her spielt.
Das bringt mich zu den Kritikpunkten: Das effektivste Mittel der Wahl, um gegen andere Spieler vorzugehen, ist beliebte Plätze in den Tempeln wegzuschnappen. Also indirekt etwas wegzunehmen… Das ist nicht besonders kreativ und belohnend. Bei einem konfrontativen Spiel mit diesem Setting hätte ich mir hier mehr Mut gewünscht! Zauber und Runen um Ressourcen, oder Artefakte zu klauen. Tränke, die Druiden schläfrig machen (ein passiver Druide weniger) und so weiter…
Schade ist außerdem, dass man sich relativ schnell auf eine Strategie festlegen sollte. Bis zum Spielende nach fünf Runden sind es nur rund 20 Züge pro Spieler:in. Dabei passen bestimmte Druidenkulte durch ihre Sonderfähigkeit besonders gut zu bestimmten Strategien. Hier warten also eher selten mal Überraschungen. Ich persönlich hätte mir da etwas mehr Abwechslung und vielleicht eine Runde mehr gewünscht.
Ein weiterer Kritikpunkt, der auch mit der Länge des Spiels und der Relevanz der Aktionen zusammenhängt, ist, dass Fehlentscheidungen relativ hart bestraft werden. Wenn man erstmal ins Hintertreffen gerät, kann man meistens in der kurzen Zeit – trotz Fest der Sommersonnenwende – nicht mehr aufholen.
Trotz, oder vielleicht gerade wegen dieser Entscheidungen in der Spielmechanik spielt sich Oak sehr interessant und ist ein fantastisches Spiel mit einem einzigartigen Thema, tiefgründigem Gameplay und wunderschöner Gestaltung. Wenn Du ein Fan von strategischen Brettspielen bist, die ihr Thema gut umsetzen, dann solltest Du Oak auf jeden Fall ausprobieren!
Punkte
- Thema: 3
- Mechanik: 3
- Wiederspielwert: 3
- Strategie: 3
- Qualität: 4
- Spielspaß: 3
Gesamtwertung 3
Boardgamegeek
Da viele von euch auch direkt auf BGG schauen, nehmen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Faktoren für dieses Spiel direkt auf (Stand Jan/2023).
Ranking | Weight |
---|---|
7.4 | 3.13 |
(c) Copyright Game Brewer
Grafik(en) und Bild(er) von Horst Brückner, Freesally und Andreas Resch
Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider.