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analog rockt Brettspielrezensionen

Neu gespielt

Der Artikel wurde von Horst geschrieben. 10 Minuten Lesezeit

November 2024

Der November war eine wahre Bereicherung an für mich neuen Spielen. Diesmal fast wirklich alles relativ frisches Spiele-Material. In gewohnter Manier bleibe ich aber bei den Top 4 aus dem Monat. Es lässt sich einfach zu jedem Spiel so viel berichten. Also folgt mit über Mittelerde zum Pokertisch mit der Straßenbahn. Dort kann ich noch ein bisschen Psychoanalyse beim Beobachten der Passagiere betreiben.


Angerockt

Herr der Ringe: Duell um Mittelerde

Bekanntlich bin ich kein großer Freund von 7 Wonders oder 7 Wonders Duell. Ich kann gar nicht so richtig sagen warum. 7 Wonders spiele ich immer in derselben Runde (oder werde in der selben Runde dazu gezwungen). Drei Mitspieler, die schon etliche Partien auf dem Rücken haben. Neulich fiel etwas mit weit über 100 Partien. Von daher starten wir meist und ich erkenne beim Austeilen der Karten, dass ich noch ein kurzes Regelupdate benötige. Dann wird losgezockt. Während ich noch überlege, welche Karten ich weitergebe, türmt sich schon der erste Kartenstapel vor mir auf. Jeder hat schon seine Sammelstrategie, die er zu erfüllen sucht und ich versuche bei dem einen gegen die Kriegsmaschinerie anzukommen und dem anderen nicht zu viele blaue Karten zu zuschustern. Ach und wo bekomme ich eigentlich die Ressourcen her.

Nach einer Partie Etherfields mit Bill war der Abend noch jung und er hat mit Herr der Ringe: Duell um Mittelerde vorgeschlagen – ein Spiel, dass auf den 7 Wonders Mechaniken und Kartenauslagen basiert. Wenig begeistert hab ich mich überreden lassen. Wieder eines zum Abhaken dachte ich mir.

BÄM, hat mir das Spaß gemacht! Bei 7 Wonders Duel gibt es die Kampfleiste. Bei Herr der Ringe versucht Sauron die Gefährten mit dem Ring auf einer Leiste einzuholen, während Frodo und Sam genau diesen zum Berg bringen müssen. Ist eine schöne Verfolgungsjagd, die über tolle Schieberegler haptisch funktioniert. Und dabei durch das Artwork gut in Szene gesetzt wird. Es lässt sich aber auch gewinnen, wenn die beiliegende Landkarte mit eigenen Truppen besetzt ist. Das geht besonders gut, wenn die Weltwunder … also Turmkarten gekauft werden können. Ein kleines Area-Control, da man sich durch Truppenbewegungen Gebiete zurück erobern kann. Oder als dritte Möglichkeit besitzt man alle unterschiedlichen Symbole der grünen Karten.

Das Kartenartwork ist toll, die Landkarte und die dazugehörigen Figuren sind geil und das Spiel spielt sich deutlich fluffiger herunter. Liegt wahrscheinlich daran, dass es keine komplizierten Marktkarten gibt und Herr der Ringe eher straight forward läuft. Zumindest in meiner Wahrnehmung

Ich muss es sicherlich noch einmal spielen, aber ich finde es jetzt schon deutlich besser als der oben erwähnte Klassiker. Dabei hinkt der Vergleich, denn zum ersten Mal würde ich die zugänglichere Variante der etwas komplexeren Variante (7 Wonders) bevorzugen.

Es handelt sich bei Duell um Mittelerde um ein Zwei-Personenspiel. Es wird nicht so hart gekämpft wie in etwa bei Mindbug oder Radlands. Auch wenn ich die Komplexität eher wie bei Robin von Locksley einstufen würde, ist mehr Abwechslung durch die unterschiedlichen Sieg-Bedingungen und mehr Interaktion durch die Karten gegeben.

Mein persönliches Kurzfazit: kaufen

Das Unbewusste

Die Lehre der Psychoanalyse verdanken wir Siegmund Freud und seiner mittwöchentlichen Kaffeerunde, in der viel diskutiert und Erkenntnisse ausgetauscht worden.

Noch relativ zu Anfang der Partie bin ich auf der Siegpunktleiste auf dem vorletzten Platz. Doch hinten kackt die Ente. Was Freud wohl dazu sagen würde?

Die Macher von Endless Winter haben mit Das Unbewusste (beide bei Frosted Games erschienen) ihren nächsten Kracher auf den Brettspiel-Markt geworfen. Wir schlüpfen in vier historische Mitstreiter und Streiterinnen von Siegmund, analysieren die Träume unserer Klienten, gewinnen Erkenntnisse, publizieren Bücher und zitieren von Werken anderer. Es ist viel los auf dem Brett und es braucht einer guten Erklärung am Spieltisch. Die erste Therapiesitzung allein für die Regeln dauert mindestens 45 – eher 60 Minuten. Mir persönlich viel es darüber hinaus sehr schwer das Regelheft in einem Zug durchzulesen. Es bedarf vieles Blättern, erstmal verstehen und dann doch nicht sofort nachvollziehen können. Ich habe für mich eine – glaube ich – gute Erklärmethode für das Spiel entwickelt und frage mich, warum das nicht auf ähnliche Weise im Regelheft umgesetzt wurde. Aber es soll ja nicht um die Regeln, sondern um das Spiel gehen.

In diesem angerockt Teil will ich nicht auf zu viele Details eingehen und die gibt es reichlich. Persönlich macht es für mich den Reiz an dem Spiel aus. Ich habe erst zwei Partien gespielt. Nach der ersten habe ich gewettet, dass ich mit einer bestimmten Strategie gewinnen kann. Ich habe die Strategie dann auch wirklich in der zweiten Partie anwenden können, aber nur mit einem Punkt Vorsprung gewonnen. Eine andere Mitspielende hat durch eine komplett andere Strategie tatsächlich ganz anders Siegpunkte erreicht. Sie hatte das Spiel allerdings zum ersten Mal gespielt. Ich zum zweiten Mal. Da steckt also doch noch einiges zum Entdecken drin und das finde ich großartig. Ich liebe Spiele, wo wir am Tisch auf komplett andere Dinge setzen und am Ende ist die Abrechnung noch spannend.

Mehr kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Ich lese viel negatives, dass ich in Teilen nachvollziehen kann. Ich lese einiges positives. Die Erweiterung habe ich bislang noch gar nicht in Angriff genommen. Sie bringt noch mal einen ganz anderen Schnack in das Spiel. Ich bin froh, dass ich die Crowdfunding-Kampagne mitgemacht habe. Fantasia macht toll verzahnte Spiele, neigt dazu sie etwas zu überfrachten und liefert dann leider auch ein Regelheft ab, dass mich nicht gerade im vergnügten Takt mitwippen lässt. Am Ende ist es immer extrem lohnenswert die Zeit investiert zu haben. Ich bin gespannt, was ich nach mehr Partien sagen werde.

Mein persönliches Kurzfazit: aktuell mitspielen, vielleicht später kaufen

Ratjack

Einer meiner liebsten James Bond Filme ist Casino Royal mit Daniel Craig. Vor allem, weil es der erste Bond war, der körperlich wie psychisch verletzt werden konnte. Die Poker-Runden in dem Casino sind legendär wie auch der gesamte Film.

Mit Ratjack von Frosted Games geht es nicht so hart, wie im Film zu, aber es geht darum drei Partien Blackjack – also „siebzehn und vier“ – zu gewinnen. Dabei müssen nicht 21, sondern 25 Punkte erreicht werden. Das spannende an dem Spiel ist, dass man den anderen gut dazwischen funken kann. Bei Ratjack werden nur die Karten gezählt, die offen vor einem ausliegen. Es gibt aber auch noch verdeckt liegende Karten. Zudem hat jede Karten Sonderfähigkeiten, wie in etwa verdeckt liegende Karten von Mitspielenden umzudrehen. Oh, bist du nun über 25 Punkte. Dann bist du wohl raus. Da kann es aber genauso gut vorkommen, dass bereits im dritten Zug durch etwas Glück und Understatement eine Partie heimlich gewonnen wird. Einfach weil die wenigen offenen Punkte und die eine verdeckte Karte nicht so gefährlich wirkten. Das Spiel ist recht kurzweilig und bietet mit verschiedenen Kartendecks und damit auch verschiedenen Karteneffekten einigermaßen Abwechslung. Es lässt sich leider nur mit vier Personen spielen. Es schreit gerade zu nach einem Partygame mit sechs Personen. Kann aber sein, dass dann die Runden zu lange sind.

Mein persönliches Kurzfazit: mitspielen

Maglev Metro

In meiner Jugend hatte ich das Glück in vielen europäischen Hauptstädten unterwegs zu sein. Ein ganze Sommerferienzeit habe ich mir dabei in London Mind the Gap angehört. Mit der Card d’Orange habe ich ganz Paris Kreuz und quer bereist. Stickige U-Bahntunnel, unangenehme Gerüche der Mitreisenden oder auch die durch die Bahn kullernde Bierflasche waren und sind für mich Teil meines Lebens.

Oben der Metro-Plan und unten das eigene Spieltableau. Mind the Gap … und los geht es.

In Maglev Metro bauen wir gegenseitig unser Streckennetz in Berlin oder Manhattan aus. Wir bauen Tunnel über die Spree und bringen Passagiere von a nach b. Sind sie in unsere Metro gereist und beim Ziel angekommen, können wir sie auf unser Tableau platzieren. Das machen wir um mehr Siegpunkte zu erhalten oder wir nutzen es um mehr Aktionen pro Runde freischalten zu können oder wir platzieren sie so, dass unsere Aktionen mächtiger werden. Ach ja und wir haben noch vier geheime Ziele zu erfüllen. Und die müssen wir auf unserem Tableau ebenfalls noch freispielen, sonst haben wir sie vielleicht erfüllt, aber sie werden in der Endabrechnung nicht gewertet. Öhm und Strecken bauen sollten wir ebenfalls. Darum geht es schließlich und das bringt uns die meisten Punkte ein. Aaarrrggghhh.

Maglev Metro ist eine Mischung aus Pick-up-and-Deliever und starkem Eurogame-Anteil, wenn es um den solitären Ausbau des eigenen Tableaus geht. Dabei ist es auch ein Wettrennen, wer welche farbigen Strecken ausbauen darf. Zumindest wenn man die farbigen Passagiere für irgendetwas auch dringend benötigt. Das Spiel hat tolle Facetten und der Kopf beginnt leicht zu schmerzen, wenn man mehrere Züge im Voraus planen will. Nur um zu sehen, wie ein andere Person eine Strecke durch die Rechnung baut. Wobei das schon ganz interessant gemacht ist. Die Strecken sind Acryl-Plättchen, die übereinander gebaut werden dürfen. So hat man nachher bis zu vier unterschiedliche Strecken je Person übereinander gestapelt.

Das Spiel lag schon länger gebraucht und ungespielt im Regal. Nun kam es zum ersten Mal endlich auf den Tisch. Uns hat es allen Spaß gemacht, auch wenn ich bei ein oder zwei Spezialsachverhalten noch spontan zu den Regeln greifen musste. Es wird wieder auf den Tisch kommen.

Optisch hat es ein paar Schwächen: die vielen unterschiedlichen Passagierfarben sind bei normalen Lichtverhältnissen schwer auseinander zu halten. Das kann schon mal zu einer Falschlieferung führen. Auch glaube ich, dass es sich als einziges Spiel im Schrank eher irgendwann abnutzen wird. Aber als eines von mehreren Spielen habe ich schon wieder Lust auf eine Partie. Mein Glück, dass ich es bereits im Regal habe. Müsst ihr es deswegen auch haben? Wahrscheinlich nicht. Aber vielleicht kommt irgendwann meine Rezension nach genügend Partien dazu.

Mein persönliches Kurzfazit: mitspielen


Updates

Eingespielt

In diesem Monat sind einige Spiele neu in meine Sammlung gelangt.

Nanolith – auf das Spiel von Woodpecker Games warte ich schon seit einiger Zeit. Darüber wird definitiv mehr berichtet werden. Ich freue mich bereits auf meine erste Runde.

Seastead – ist auf deutsch bei Strohmann Games erscheinen. Ein Zwei-Personen-Spiel in der Welt von Flottilla. Das Spiel ist mir eher zufällig in die Hände gekommen und ich war neugierig drauf. Mal sehen, was es kann.

Ausgerockt

Ausgezogen sind keine Spiele.


Hintergrund-Bild (Banner) von Chokniti Khongchum auf Pixabay. Wie geht es euch? Wenn ich ein Spiel das erste Mal spiele, befinde ich mich im Jugend forscht-Modus. Jede Aktion will ausprobiert werden, alle Mechaniken wollen erspielt werden. Aus dem Grund empfinde ich das Bild mit dem Mikroskop so wunderbar passend für diesen Artikel.

Bilder analog rockt

Autoren Posts

Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).

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