Wenn ihr das hier liest, haben wir über die Hälfte des Jahres bereits verspielt. Zeit euch weiterhin mit Eindrücken von kürzlich gespielten Spielen zu geben und dies weiter auszubauen. Es gibt so viel Neues zu entdecken. Dieser Monat strotzt wieder einmal mit vielen relativen Neuheiten. Das ist natürlich besonders spannend, wenn ihr auf der Suche nach guten Ferientiteln seid. Da versteckt sich sicherlich der ein oder andere Schatz, der in den Sommerferien mit auf Reisen gehen will.
Das Spannende ist, dass wir alle drei relativ viele neue Titel gespielt haben. Daher gibt es ausnahmsweise ein Triple-Feature. Die reine Lesezeit aller drei Artikel hätte nämlich über 30 Minuten gesprengt und wir wissen nicht wie viel Zeit zwischen euren Terminen herhalten kann. Genießt also unser Juni-Trio.
Bills Juni
Von Schlägereien, high-Fantasy-Momenten und männermordenen Witwen
Nachdem ich im Mai aufgrund des Baus meiner Gartenhütte beinahe Spieleabstinent leben musste und daher nichts zu den Neuheiten beigetragen habe, bin ich nun endlich wieder da und wow war das ein reicher Monat an Neuheiten – neben all dem anderen gespielten! Viele der Spiele die ich im folgenden nennen werde, habe ich mit Horst und/oder Björn gemeinsam gespielt, weshalb ich diese Titel als solche markieren werde und die inhaltliche Erklärung größtenteils eindampfe wo es passt. In diesen Titeln werde ich dann ziemlich direkt auf mein Fazit kommen.
YRO – Dein weg zur Gildenlegende
(mit Björn und Horst gerockt)
Ich habe YRO das erste Mal mit einer echten Liebhaberin des Spiels gespielt. Man merkte ihr die Vorfreude an, mir das auf niedliche Weise mangamäßig gestaltete Spiel zu erklären. „Kennst Du Castle-Combo?“, fragte sie in der Hoffnung mir das Spiel dadurch leichter vortragen zu können. Ich musste das verneinen (habe es aber mit ihr und Horst in der selben Woche noch gespielt – siehe nächster Eintrag).
Sie konnte es mir dennoch mit Leichtigkeit erklären (bin ja einiges gewohnt). Dieses Spiel lädt gerade dazu ein, schnell mal eine zweite und dritte Partie nachzuschieben, besitzt leicht nachvollziehbare Regeln und erfüllt dennoch eine taktische Tiefe, die mich bereits ca. ein Dutzend spannende Paritien erleben lies.
Ja, ich bin nun auch ein stolzer Besitzer dieses Spiels vom Heidelbär Verlag und freue mich auf jede neue Herausforderung hierbei. Schön finde ich, dass auch erfahrene Spieler hier nicht im Vorteil sind. Außer vielleicht in der ersten Partie gegen neue Spieler. Sobald diese aber Lunte gerochen haben, sieht man sich schnell gleichwertigen Gegenspielern gegenüber.
Kurzfazit: Schnelles, unglaublich hübsch gestaltetes Kartenspiel mit Suchtpotenzial!

Castle Combo
(Mit Horst gerockt)
Ich finde Horsts Beschreibung, wie das Spiel funktioniert sehr gut und gehe daher hier auch gar nicht darauf ein (wie vorher bei YRO ja auch nicht). Es gibt aber sonst auch wenig zu sagen: Es ist in meinen Augen weniger hübsch gestaltet als YRO, es gibt keine Überraschungsmomente wie in YRO (da man die Kartenauslage aus der sich alle bedienen stets sieht) und das bilden der Engine, der Reihen, etc. fühlt sich wie bei YRO mit leichten Abwandlungen an.
Brauche ich beides? Wahrscheinlich nicht – Welches wäre meine Wahl? Leider nicht Castle Combo. Es ist nicht schlecht, macht sogar Spaß, aber es gibt die in meinen Augen bessere Alternative!
Kurzfazit: Neben YRO völlig unnötig – spiele ich höchstens im Falle fehlender Alternativen mit!

Bomb Busters
(Mit Horst gerockt)
Horst hat die Spielmechanik oben sehr gut beschrieben, so bleibt hier eigentlich nur Platz für mein persönliches Fazit:
Es ist ein schönes Spiel für eine schnelle kooperative Runde, welches auf eine angenehme Weise den Alpha-Spieler auszuhebeln weiß, da niemand so recht einschätzen kann, welche Drähte die anderen Spieler vor sich haben. Zumindest am Anfang jeder Partie, später werden die Schritte dann natürlich klarer, aber sicher kann man sich trotzdem nie sein. Wie Horst beschreibt, ist das Spiel für zu wenige Teilnehmende leider nicht gut so schön gelöst und daher würde ich immer eine Runde ab 4 Spieler, vielleicht auch 3, vorziehen!
Kurzfazit: Vielleicht etwas für meinen eigenen Schrank? Auf jeden Fall immer ein Mitspielpotenzial!

3 Chapters
(mit Horst gerockt)
Bei 3 Chapters von Amigo geht es um ein weiteres schnelles und niedlich gestaltetes Kartenspiel. Es wird in drei Runden gespielt und jede Runde ist in drei Phasen (Kapitel) unterteilt. Dabei bewegen wir uns im Märchenthema und spielen in der ersten Phase in Draftmanier die Zwerge, Schnewittchen, Goldlöckchen & Co. an die anderen Spieler weiter und behalten hoffentlich die besten Karten für uns selbst. In der zweiten Phase werden Karten ausgespielt und geben gut kombiniert besonders gute Punkte. Gleichzeitig handelt es sich hierbei um ein kleines Stichspiel. Die höchste Karte gibt jeweils zusätzliche Punkte. In der dritten Phase werden die Skills der ausgespielten Figuren auf den Karten ausgespielt, welche zusätzlich gut punkten können.
Die Zeichnungen sind niedlich, die erste Kennenlernrunde war spaßig – aber der Glücksfaktor lag durchschnittlich gefühlt höher als es dem Spiel gut täte. Wäre es damit ein Dauerrenner? Wäre ja schön, kann ich aber nicht genau sagen, und fühlt sich irgendwie für mich nicht wirklich danach an. Es muss vielleicht noch ein paar mal mehr gespielt werden um das besser einschätzen zu können!
Kurzfazit: Glücksfaktor übertrumpft Taktik – trotzdem spaßig! Aber wohl eher nichts für die eigene Sammlung!

Schwarze Witwen
„Die arme Witwe Daisy hat hat gut geerbt… drei Mal!“ – „Erhlich? Hat die ein Glück!“ – „Ich habe ja gehört, da hätte ja etwas mehr als nur Glück dazu gehört, die wirkliche Ursache für den verstorbenen Mr. Livingstone wird bis heute noch gesucht!“ So oder so ahnlich wird wohl über die Taten unserer reicher werdenen Damen unter vorgehaltener Hand gesprochen. Der Ruf ist schnell ruiniert, man spricht über die Vorfälle im Hause der Erbin, aber niemand weiß etwas genaues! Diese wird zusehends reicher, verbirgt ihre schlimmen Nachrufe in Spenden von denen sicherlich jeder erfährt und schlösschengleichen Anwesen. Da klopft schon der nächste heitratswillige Adlige an die Tür. Gewinnen wir den Duke für uns, haben wir es geschafft und gewinnen das Spiel. Das alles verpackt in einem Kartendrafting mit Auslage, Mehrung des Guthabens und Umsetzung bitterböser Mordtaten an dem einzigen, was die Herrren in diesem Spiel darstellen: willige Geldgeber, die irgendwann dem großen Glück im Wege stehen!
Das Spiel hat schon für Spaß gesorgt. Manchmal schwappte schwarzhumoriges Lachen wellenartig über den Spieltisch (Zitat von der Mordkarte Axt: „Aber Herr Komissar! Das Gerät ist doch viel zu schwer für meine zarten Arme! Wie soll ich in der Lage sein, dieses auch noch zu schwingen?“) und den Ruf der anderen durch schlechte Nachrede zu schaden, macht richtig Spaß! Ich fürchte aber, dass sich das Thema nach einigen Spielen abgenutzt hat und es nur noch in ein reines Draftingspiel mit möglichst gewinnbringender Geldproduktion sein wird. Das Thema hätte dann wohl seinen Charme verloren und wäre schnell unbedeutend.
Kurzfazit: Kurzweiliger schwarzer Humor mit Gefahr der Abnutzung – leider nichts für meine Sammlung!

Street Masters
(mit Björn gerockt)
Wie Björn es oben schon beschrieben hat ist es ein schönes „Hau den Rüpel“-Gefühl. Der Mechanismus war generell gut gelöst, wie man bestimmte Verteidigung generiert und wie man bei den Gegnern austeilt! Ich spielte dabei eine aztekische Göttin mit dem wenig einprägsamen Namen Tlazolteotl. Diese kann als Mitspieler oder Bossgegner fungieren. So wie wahrscheinlich jeder andere Charakter auch, hatte sie ihren besonderen Spielmodus und gilt als nicht einsteigerfreundlich. Aber egal: Ich liebe Azteken und so wollte ich mich da reinfuchsen! Und nachdem ich die Fragenzeichen der ersten Spielrunde beiseite geschoben hatte, war die Umsetzung der göttlichen Einflussnahme gar nicht mehr so schwierig! Mir gefiel sehr, wie sie ihre Affliction-Token (Gebrechenmarker) verteilte und so die Gegner negativ beeinflussen, ihnen gar schaden konnte. Für mich selbst und sogar für die Verbündeten konnten diese anders eingesetzt aber auch Heilung und Stärkung bedeuten. Direkt konnte Tlazolteotl zwar nicht glamoreus angreifen, war aber dennoch unglaublich effektiv! Ich bin gespannt, was dieses Spiel noch zu bieten hat!
Kurzfazit: Schnell! Noch eine Runde!

Räuber der Nordsee
Als Vikinger sind wir in diesem beinahe schon modernen Klassiker vom Schwerkraftverlag auf nödlicher See unterwegs und verbreiten Angst und Schrecken unter den Anwohnern. Es ist schon überraschend, dass ich dieses Spiel nicht schon früher gespielt habe, aber Anfang Juni war es bei einer guten Freundin nun so weit! Wir ziehen jeder mit unserer eigenen Manschaft in die fernen Gegenden und besiedeln Inseln, fangen dort Vieh oder plündern Lager und bringen die Schätze zurück nach Hause.
Unsere Arbeiter setzen wir dabei auf die Felder unseres Dorfes ein und nehmen und einen anderen von einem weiteren Feld. Dabei werden beide Felder ausgelöst, das neu besetze und das, von dem ich den anderen Arbeiter entferne. Dabei gibt es unterschiedlich gute Arbeiter und die besseren werden durch die Manöver der Spielenden freigeschaltet. Da man die durch eigene Vorbereitung freigespielten besseren Arbeiter einsetzt und diese nicht selbst wieder im selben Zug zurücknehmen kann, kommt normalerweise jeder immer wieder an die Vorteile der neuen Arbeiter.
Häfen, Dörfer und Festungen werden überfallen und Belohnungen eingeholt. Meine Stärke dabei wird von meinen ausgespielten Mannschaftskarten und einigen anderen Faktoren ermittelt. Insgesamt ein gut durchdachtes Spielgefühl wie ich finde. Insgesamt bleibt es in meinen Augen ein solides Spiel mit schön umgesetztem Thema.
Kurzfazit: Ich werde gerne immer wieder auf Kaperfahrt gehen!

The Elderscrolls – Betrayel of the 2nd Era
Gute Freunde unserer jährlichen Con und unseres Kanals, selber Youtuber (Thoka), zeigten in einem Ihrer Videos ihre erste Spielerfahrung mit The Elder Scrolls. Kurz gefragt und gerne zugesagt, kamen sie mich besuchen und wir spielten es einmal gemeinsam. Als Fan der Computerspielreihe und Unterstützer des Crowdfundings der deutschen Lokalisierung durch Frosted Games, die noch dieses Jahr kommen soll, war ich sehr gespannt im Vorfeld die früher gelieferte Englische Originalfassung auf diese Weise kennenlernen zu dürfen.
Man erkennt auf den ersten Blick die Handschrift von Chip Theory Games: Neoprenmatten, Spielkarten und -hilfen aus PVC und anstelle von Miniaturen bedruckte Pokerchips mit Eisenkern. Und noch etwas wird schnell bemerkt werden: Das Spiel Too Many Bones (vom gleichen Verlag und ebenfalls von Frosted Games lokalisiert) muss die Idee für den Grundstein dieses Spiels geliefert haben.


Und obwohl man sich als Kenner von Too Many Bones leichter zurechtfinden wird, ist es doch ein anderes Spiel. Das beginnt mit einer sehr umfangreichen Charaktererstellung bei der wir Rasse, Schule und Proffensionszweig auswählen und so bereits unsere ersten Fähigkeiten erwerben. Danach bestimmen wir eine Gilde, die uns die Hauptquest vorgibt und ziehen durch eine frei ausgewählte Umgebungskarte der Welt Tamriel. Skyrim, Morrowind oder andere Regionen lassen dem Fan das Herz höher schlagen! In Städten ist in typischer Elder Scrolls Manier eine komplette Umschulung in einen anderen Charakterzweig und einer der vielen komplett anderen Schulen möglich. Dann schaut man auf seine Charaktermatte und denkt als erstes: Wohin mit dem neu erlernten? Wir sind hier vollkommen frei und beschränken unsere Möglichkeiten alleine nach eigener Auswahl.

Auf dem vorheringen Bild rechts zu sehen, kann ich meiner gewählten Profession entsprechend durch geworfene Nieten Punkte sammeln und damit noch sehr feine Skills aktivieren. Das entspricht ziemlich genau dem Back-up-Plan des bereits häufiger genannten Vetternspiels.
Insgesamt hat mich das Spiel sehr beeindruckt. Die Möglichkeiten der im vorgegebenen Rahmen freien Wahlen sind enorm! Dabei ist es kein langatmiges Kampagenenspiel, dass immense Zeiten benötigt um durchgespielt zu werden. Es handelt sich vielmerh um einzelnene Minikampagnen, die jeweils für sich 2-3 Spielabende benötigen werden aber dann abgeschlossen sind. Damit bietet das Spiel viele Möglichkeiten zum immer wieder Ausprobieren und erforschen. Ich freue mich auf meine eigene Version des Spiels und habe gleichzeitig Respekt davor, dass es Too Many Bones für mich verdrängen könnte…
Kurzfazit: Auf nach Tamriel! Ich kann die nächste Partie kaum erwarten!

Wildtails – ein Legacy Abenteuer
(mit Björn gerockt)
Dieses kleine Spiel mit ingesamt 25 Karten aus dem Hause Button Shy übersetzt von Frosted Games hat es überraschend in sich und ist tatsächlich ein sich dauerhaft veränderndes Kartenspiel für 1-2 Spielende in einem Piratensetting. Die Karten dienen als Gegner, Orte und eroberte Waren gleichzeitig. Die Geschichte ist nicht tiefgreifend und wäre leicht austauschbar und trotzdem überrascht es mit den vorhandenen Mechaniken und Legacyelementen. Wir sammeln Beute für Quests, müssen diese in mehreren Niveaus erfüllen und danach den Endgegner noch besiegen. Dabei notieren wir unseren Erfolg auf der Weltkarte, schalten Karten und Aufkleber frei und und entwickeln dieses Kleine Spiel damit von Szenario zu Szenario immer weiter. Der Mechnismus hat uns beiden Spaß gemacht und doch ist es nicht tiefgreifend. Da es nur neun relativ schnelle Szenarien sind, werden wir beide das nun begonnen Spiel wohl auch zuende spielen.
Kurzfazit: Passt in jede Tasche und darf gerne mit zu Björn.

Narrativ und Kampagne sind schonmal zwei Dinge die mich in Brettspielen sehr frohlocken lassen. Aber mich macht eigentlich fast alles froh, wenn es thematisch gut gemacht ist und am besten noch mit tollen Illustrationen lockt. Ich Liebe dabei die schöne Gesellschaft am Spieltisch, der Sieg ist eher zweitrangig für mich. Zudem mag ich auch mal das eine- oder andere Videospiel und hierbei am liebsten gut gemachte Videospieladaptionen der mir geliebten Brettspiele.