Es gibt eine ganze Reihe an Spielen bei denen mein Brettspiel-Herz so gar nicht anschlägt. Bei gehypten Titeln bin ich in etwa sehr zurückhaltend. Meist gefallen die mir von der Spielmechanik kaum. Kennerspiel des Jahres Titel registriere ich nebenbei. Spiele mit mehr als fünf Personen lassen mich glauben, sie selten auf den Tisch zu bekommen. Ganz schlimm wird es, wenn das Spiel eigentlich kein Thema hat. Da hab ich so keinen Bock drauf. Ein Spiel, was all diese Punkte vereint: Challengers!. Während einer jüngst abgehaltenen Männerspielrunde stand es zur Auswahl. Wir machen meist einen kleinen Spiele-Pitch und stimmen dann ab. Ich habe für Challengers! gestimmt. Gut, der liebe Stefan würde mir wahrscheinlich sogar Monopoly schmackhaft machen können. Aber im Großen und Ganzen sprechen uns ähnliche Dinge an. Seid ihr genauso gespannt, wie ich bei meinem ersten Wettkampf?
Steckbrief
- Art: kompetitiv
- Genre: Familienspiel, Partyspiel
- Kern-Mechaniken: Deckbuilding
- Spielname: Challengers!
- Verlag: Z-Man Games (Asmodee)
- Erstveröffentlichung: 2022
- Autor: Johannes Krenner, Markus Slawitscheck
- Illustration: Jeff Harvey
- Alter: ab 8 Jahren
- Spieler*innen: 2 – 8
- Dauer: 45 Minuten
Worum geht es grob?
Ich habe die Regeln nie gelesen und weiß auch nicht, welches aberwitzige Setting den Lesenden aufgetischt wird. Kurz: es gibt kein Thema. Es gibt nicht einmal irgendwie ein für mich erkennbares Muster. Ein dominanter T-Rex auf der Schachtel – keine Ahnung. Magier, Menschen, Haie, Enten. Okay?!
Challengers! fühlt sich an, wie die Bundesjugendspiele zur Schulzeit – oder eigentlich sogar eher wie Fußballturniere in der Schulzeit. Es treten immer zwei Spielende gegeneinander an. Daher ist dieses Spiel auch am besten in gerader Zahl zu genießen, sonst darf eine Person gegen den Automa antreten. Zu Beginn haben wir fast alle ein identisches Kartendeck. Auf jeder Karte ist eine Zahl (wie in etwa die fünf) abgebildet und manchmal noch weitere Fähigkeiten. Nachdem die Startseite bestimmt wurde legt die erste Person eine Karte hin. Die gegenübersitzende Person muss nun so lange Karten vor sich hinlegen, bis deren Gesamtzahl größer oder gleich der vorher ausgelegten Karte entspricht (also in diesem Beispiel größer oder gleich fünf). Die Startkarte wird nun auf einen Ablageslot gespielt und nun muss man selbst wieder die Zahl des Gegenüber übertrumpfen und immer so weiter. Ein Match endet, wenn entweder das erste Kartendeck leer gespielt ist oder die erste Person seine sechs Ablageslots voll hat. Um dies besser im Auge zu behalten, sind Neoprenmatten dabei.
Nach jedem Match wird ein neues Duell-Pärchen aufgrund einer vorgegebenen Logik ausgelost und man darf sein Deck mit ein bis zwei Karten aufbessern. Sind sieben Runden gespielt, schaut man welche Spielenden die meisten Siegpunkte haben. In einem Showdown treten diese gegeneinander im Finale an. Last-Man-Standing gewinnt.
Der Reiz liegt also in dem kleinen Deckbuilding. Dabei zieht man immer einige Karten zufällig und darf sich je nach Runde ein bis zwei in sein Deck mischen. Auch ohne gleich in der ersten Partie alle Karten kennen zu müssen, entwickelt sich schnell eine Strategie. Da passen hier ein paar Karten zusammen, hier kann ein Effekt verstärkt werden, noch eine Karte mit krass hohem Wert zum Ärgern reinpacken und diese tolle Spezialfähigkeit behalte ich noch eine Runde. Das allein macht schon Spaß und wenn die Person auch noch „Glück“ hat, dass die Strategie im nächsten Match aufgeht, ist das gleich eine doppelte Belohnung. So gibt es beispielweise Karten, die es erlauben das eigene Deck durchzusuchen und eine Karte nach oben zu legen. Es gibt Karten, die es erlauben den Ablagestapel wieder zu leeren (Lebenspunkte wieder hochjagen). Oder Karten, die alle Karten mit einer eins um zwei Punkte im Angriff erhöhen.
Unboxing
Immerhin vier hochwertige Neoprenmatten sind im Karton enthalten. Diese werden eigentlich nur für die Ablage-Slots benötigt. Bräuchte man nicht, ist aber nett. Ähnlich wie bereits bei Flamecraft bleibt ein schaler Geschmack nach altem Dinosaurier (Drachen) im Mund zurück: Die Matten sind das einzige Gadget im Karton. Der Rest ist dahin gewedelt. Die Illustration auf den Karten ist … hm … nett. Haut mich persönlich nicht vom Hocker und wirkt schnell dahin gemalt: lieblose, einfarbige Hintergründe, kaum Tiefe in den Bildern. Alles wirkt eher zweckmäßig und langweilig. Die Karten sind auch nicht von besonderer Qualität so wie in etwa bei Radlands. Meiner Meinung nach ist die Spielerfahrung um einiges besser, als das Unboxing-Erlebnis. Aber zum Glück sind Geschmäcker verschieden.
Aktuelle Einschätzung
kurz und knapp
Wenn ich jetzt Punkte vergeben müsste, würde es zwei
analog rockt Meeple verdienen. Schnell mal eben ein kurzes Battle ausfechten. Funktioniert hervorragend. Es kommt wirklich Turnier-Atmosphäre auf. Erst im Duell gegen Stephan knapp verloren, dann gegen Max und Chris Punkte geholt. Wieder Stephan dran. Ah er hat eine neue Strategie. Ich aber mittlerweile auch. Bämm gewonnen. So wer ist der nächste?
Es gibt ein ABER. In der Männerspielrunde hatten wir zwar alle Spaß, aber es kam die berechtigte Frage auf wie lange noch. Werden wir das Spiel in ein oder zwei Jahren noch voller Freude herausholen? Wahrscheinlich nutzt es sich ab. Oder man investiert in Erweiterungen, um dauerhaft an neue Karten zu gelangen.
Challengers! ist zum Kennerspiel 2023 gewählt worden. Vielspielende werden es eher als Familien- und/oder Partyspiel abstempeln. Es ist ein ungewöhnliches Konzept und daher aus Jury Sicht zu recht ein interessantes Spiel. Die klassische 3,75-köpfige Familie wird einen Bogen um das Spiel machen, wenn nicht regelmäßig mindestens 0,25 weitere Köpfe mitspielen. Alles in allem, würde ich es auf großen Veranstaltungen immer wieder gerne mitspielen. Im eigenen Schrank brauche ich es nicht.
Was gefällt mir bislang gut | Was gefällt mir bislang nicht so gut |
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Einfach zu verstehen | Langzeitspielspaß |
Turnier -Gefühl | Besser eine gerade Anzahl von Personen .. |
Schnell | .. und besser mehr |
Thema | |
Optik |
Video
Bill und ich haben Challengers! beide gespielt und das in einem gemeinsamen Video vertont. Ihr müsst nur etwas Vorspulen.
Boardgamegeek
Da viele von euch auch direkt auf BGG schauen, nehmen wir die aus unserer Sicht wichtigsten Faktoren für dieses Spiel direkt auf (Stand August/2024).
Ranking | Weight |
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7.1 | 1.78 |
Die Gewichtung geht für mich in Ordnung, würde es aber tendenziell eher bei 2 ansiedeln. Die Regeln sind zwar sehr leicht zu erklären, aber etwas taktische Spielweise braucht es, um nicht jedes Match zu verlieren.
(c) Copyright Z-Man Games / Asmodee
Hintergrund Titelbild Peter H (Pixabay)
Grafik(en) und Bild(er) von Horst Brückner
Das Spiel habe ich bei Freunden gespielt. Diese Rezension ist unentgeltlich durchgeführt worden und spiegelt meine persönliche Meinung wider.
Thematische, narrative und verzahnte Spiele ... hier geht mein Herz auf. Dazu eine stimmige Vinyl-Schallplatte (oder Playlist) und los geht das Abtauchen in die Spielwelt. Als Spielleiter und Spieler kann ich mich auch vortrefflich in Pen-und-Paper-Welten tummeln. Bei Videospielen bin ich raus. Ist mir meist zu schwer (einzige Ausnahme: Super Mario Kart).